Zwischen Tradition und Transformation
Das Büro Siegmund Landschaftsarchitektur plant ungewöhnlichen Friedhofsbeitrag für die Bundesgartenschau Heilbronn 2019
Im Juli 2016 hat die Bundesgartenschau Heilbronn 2019 GmbH einen Teilnahmewettbewerb zur Gestaltung des Friedhofsbeitrags auf der Bundesgartenschau (BUGA) ausgelobt. In die engere Wahl schafften es vier Büros, ein Büro aus Kassel, zwei Büros aus Berlin und das Büro Siegmund Landschaftsarchitektur aus Schömberg in Zusammenarbeit mit dem Künstlerehepaar Karolin und Daniel Bräg aus München.
Der innovative Ansatz des Büros Siegmund Landschaftsarchitektur mit dem künstlerischen Beitrag von Daniel und Karolin Bräg überzeugte. Die Bundesgartenschau Heilbronn 2019 GmbH vergab den Planungsauftrag an die Planungsgemeinschaft Siegmund-Bräg.
Heilbronn ist eine multikulturelle Stadt. Allen Beteiligten ist es daher wichtig, den traditionellen Beitrag zur Friedhofskultur auf der BUGA neu zu überdenken und die verschiedenen Kulturen der Stadt einzubeziehen. Die BUGA Heilbronn 2019 will neue Wege gehen.
Vier Bausteine sind die Grundlage des Entwurfs:
- Hinhören: Unterschiede wahrnehmen – Bedürfnisse verstehen
- Tradition: kulturelle Aspekte berücksichtigen – auf traditionelle Symbole zurückgreifen
- Transformation: neue Wege wagen – ergebnisoffen
„Auf der Bundesgartenschau wollen wir die Zukunftsorte der Friedhofskultur ergebnisoffen diskutieren. Wie kann der Friedhof der Zukunft aussehen? Wie sieht ein Ort der Gemeinschaft aus?“, sagt die Künstlerin Karolin Bräg. Sie wird vorab ein Jahr lang Gespräche mit Bürgern darüber führen, wie und wo sie einen geliebten Menschen bestatten möchten. Diese Eindrücke werden als Zitate gesammelt und während der BUGA ausgestellt. So entstehen neue Wege, die nichts vorgeben, denn die Planer sind überzeugt: Den Menschen wird es immer wichtig sein, wie und wo sie bestattet werden.
Auf dem Gelände soll ein kleines Café eingerichtet werden, um Kommunikation mit den Besuchern zu ermöglichen und das Konzept zu vermitteln. Es braucht Freiräume, um eine neue Grabkultur zu initiieren. Deshalb wird auf die Tradition kleiner, innerstädtischer Friedhöfe zurückgegriffen. Intime, überschaubare Gärten, ohne große Entfernungen. Die Menschen können sich verabreden, im Beisein ihrer Verstorbenen. Auf dem Friedhof entsteht ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Unterschiedliche Gemeinschaften sind denkbar, ob nun berufs-, glaubens-, hobby-, oder ortsspezifisch definiert.
Zeitgemäß Abschied nehmen
Der Friedhof enthält viele traditionelle Symbole. So gibt es eine weiße Kapelle und Friedhofsmauern aus weißen Sandsäcken als Schutz. Die Kapelle steht für Kontemplation und Ruhe, die Treppe für die Verbindung vom Diesseits ins Jenseits, der Platz am Ufer ermöglicht Kommunikation, und der Kahn am Neckar steht für Abschied und Vergänglichkeit. Es entstehen naheliegende Rituale, zum Beispiel Blumen im Wasser treiben zu lassen: Abschied nehmen: panta rhei – alles fließt. Wenn das Nebeneinander von Leben und Tod gelingt, erleben wir eine sinnvolle Begegnung mit der eigenen Endlichkeit und den notwendigen Schritt zur Bewältigung des Verlustes.