20. Juli 2017 – Anzeige

Projekt zur IT-unterstützten Flächenversorgung in der Lungenheilkunde

Kabinettsausschuss Ländlicher Raum setzt auf innovative Lösungen / Übergabe eines Förderbescheids an das Gesundheitsnetz Süd eG GNS aus Ehingen/Donau

„Aufgabe des Kabinettsausschuss Ländlicher Raum ist es, zukunftsfähige Lösungen für einen starken Ländlichen Raum zu entwickeln. Dabei geht es auch um eine gute medizinische Versorgung der Menschen auf dem Land nicht nur mit Hausärzten, sondern auch um die Erreichbarkeit entsprechender Fachärzte. Mit dem Projekt zur IT-unterstützten
Flächenversorgung in der Pneumologie soll durch den Einsatz digitaler Instrumente die Versorgung mit Lungenfachärzten verbessert werden“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, in seiner Funktion als Vorsitzender des Kabinettsausschusses Ländlicher Raum am Mittwoch (19. Juli) in Stuttgart.

„Die Zahl der Lungenfachärzte in Baden-Württemberg ist begrenzt. In BadenWürttemberg sind derzeit 96 Pneumologen ärztlich tätig, davon 44 ambulant, 53 stationär. Folglich befinden sich die insgesamt wenigen Praxisstandorte in den Groß- oder Mittelstädten des Landes“, erklärte Minister Hauk. Dies führe mitunter zu entsprechend langen Wegen für die Patienten auf dem Land. Schon heute müssten diese teilweise weite Wegstrecken von bis zu 100 Kilometern für den Besuch eines  Lungenfacharztes auf sich nehmen. „Vorteile und Nutzen des Projektes liegen auf der Hand: optimale Nutzung ärztlicher Ressourcen, bestmögliche Abstimmung der Versorgungsprozesse sowie eine verbesserte Erreichbarkeit. Dabei erstreckt sich die Gebietskulisse auf das gesamte Land“, erklärte Peter Hauk.

„Das Projekt strukturiert die Versorgung und Betreuung von Asthma- und COPDPatienten in Baden-Württemberg neu. Die Kommunikation zwischen Hausarzt, Facharzt und Patient wird verbessert, die begrenzten Kapazitäten der Lungenfachärzte werden optimiert genutzt, ohne dass dabei der Versorgungsauftrag in irgendeiner Form leidet. Dies trägt insbesondere im Ländlichen Raum zur Versorgungssicherung bei“, erklärte der Minister für Soziales und Integration, Manne Lucha MdL. Sofern das Projekt im Bereich der Lungenfachärzte erfolgreich verlaufe, könne es auch auf andere Krankheits- oder Indikationsgebiete erweitert werden. Diesen Aspekt werde man im Rahmen der Evaluation des Projektes genauer beleuchten.

Hintergrundinformationen

Zum Modellprojekt ‚IT-unterstützte Flächenversorgung, speziell in der Pneumologie‘:

Im Rahmen des Modellprojektes ‚IT-unterstützte Flächenversorgung, speziell in der Pneumologie‘ wird für die Behandlung von Asthma und COPD-Patienten, die den größten Anteil chronisch erkrankter Patienten bei Lungenfachärzten ausmachen, ein IT-Modul unter dem Arbeitstitel ‚Patientenkonfigurator‘ entwickelt. Dieser beinhaltet den vom Lungenfacharzt für jeden Patienten individuell entwickelten Behandlungsplan. Es werden dort sämtliche diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen für einen vom Schweregrad der Erkrankung abhängigen Zeitraum (in der Regel ein Jahr) geplant, koordiniert und dokumentiert. Der Patientenkonfigurator ist ein Instrument, das die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten ermöglicht und fördert.

Mittels der ‚Pneumoapp‘, die die individualisierte Anwendung des generellen Patientenkonfigurators darstellt, plant der Pneumologe für einen definierten Zeitraum (zum Beispiel für zwölf Monate) den Behandlungsverlauf des Patienten. Es wird festgelegt, welche medikamentösen und nichtmedikamentösen therapeutischen Maßnahmen vorgesehen sind. Durch Feedbackinstrumente kann der Patient die Durchführung der Maßnahmen bestätigen oder, falls erforderlich, Informationen zu unerwünschten Ereignissen mit dem Arzt teilen und Änderungen der Therapie bewirken. Ebenso werden Kontrollzeitpunkte für die Erhebung relevanter Informationen definiert und der Patient erhält dazu entsprechende Erinnerungen. Bei diesen Informationen handelt es sich beispielweise um die Ermittlung von Daten mittels Fragebogen, die den Krankheitsverlauf verdeutlichen sowie um entsprechende Messungen (zum Beispiel Stickoxidwert, maximale Ausatmungsgeschwindigkeit). Bisher wurden diese Daten in den Praxen erhoben.

Bei mehr als der Hälfte der Patienten können auch in der Folge einer engmaschigen Betreuung Besuche in den Praxen vermieden werden. Sofern eine Dauermedikation unverändert fortgeführt wird, kann darauf verzichtet werden, dass der Patient beschwerliche Wege auf sich nehmen muss, da die Medikation via Pneumoapp verordnet werden kann.

Der Patientenkonfigurator im Allgemeinen und die ‚Pneumoapp‘ im Besonderen sind Instrumente, die im Rahmen der Basistechnologie der patientenzentrierten
Gesundheitsakte ‚Vitabook‘ entwickelt und angewendet werden. Um die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten zu fördern, wird im Zusammenhang mit dem Instrument Patientenkonfigurator ein Verfahren entwickelt, welches sicherstellt, dass in Notfällen unmittelbare ambulante Versorgung durch den Facharzt oder durch die Vergabe eines unverzüglichen Termins gewährleistet ist. Ebenso wird das Instrument der Video-Sprechstunde integraler Bestandteil des Konfigurators.

Die Fachgruppenerweiterung (Skalierung) ist auf Basis des Patientenkonfigurators zum Beispiel in Form einer ‚Kardioapp‘, einer ‚Frühchenapp‘, einer ‚Depressionsapp‘ und so weiter möglich. Am Projekt beteiligt sind Fachärzte für Pneumologie aus Praxis und Klinik sowie Hausärzte aus mehreren Praxen mit Standort in Baden-Württemberg. Es handelt sich somit um ein landesweites Modellprojekt. Die organisatorische Projektleitung liegt bei der Gesundheitsnetz Süd (GNS) eG, die fachlich-medizinische Leitung übernimmt der Pneumologe Dr. med. Michael Barczok aus Ulm.

Zum Kabinettsauschuss Ländlicher Raum:

Der Kabinettsausschuss Ländlicher Raum ist ein ressortübergreifendes Gremium. Er wirkt an der Vorbereitung von Kabinettsentscheidungen mit. Der Kabinettsausschuss erarbeitet zukunftsorientierte Zielvorstellungen und konkrete Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung der Ländlichen Räume. Zur Umsetzung schlägt er die erforderlichen Maßnahmen dem Ministerrat vor oder legt diese im Rahmen seines Aufgabenbereiches fest. Mit der Arbeit des Kabinettsausschusses Ländlicher Raum füllt die Landesregierung unter Federführung des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz den Verfassungsauftrag der Förderung gleichwertiger Lebensverhältnisse im gesamten Land mit Leben.

 


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17. April 2024


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