Die drei BürgerNet-Bürgermeister bei der Projektvorstellung (von links): Jochen Hack (Pettstadt), Karl-Heinz Wagner (Altendorf), Michael Karmann (Buttenheim)

Die drei BürgerNet-Bürgermeister bei der Projektvorstellung (von links): Jochen Hack (Pettstadt), Karl-Heinz Wagner (Altendorf), Michael Karmann (Buttenheim)

26. September 2017

Glasfaserausbau in Eigenregie

Drei oberfränkische Gemeinden machen es vor

Beim Glasfaserausbau drücken drei Gemeinden in Oberfranken aufs Gaspedal – und das nicht nur, was die Geschwindigkeit des Ausbaus betrifft, sondern auch die Datengeschwindigkeiten. Denn die Gemeinden Altendorf, Buttenheim und Pettstadt im Landkreis Bamberg werden selbst im abgelegensten Bauernhof die Glasfasern bis ins Haus legen. Das garantiert den Bewohnern Datenraten von derzeit 500 Megabit pro Sekunde. Damit überholen die Oberfranken in puncto Surfgeschwindigkeit selbst die Metropolen im Freistaat.

Seit Sommer 2016 bauen Altendorf, Buttenheim und Pettstadt eigenwirtschaftlich ein flächendeckendes FTTH-Glasfasernetz auf.

Weil ihnen Datenraten von 50 Megabit langfristig nicht genug waren, haben die drei Gemeinden das verlockende Angebot des Freistaats Bayern ausgeschlagen, mit Fördermitteln den FTTC-Ausbau zu beschleunigen. Sie haben ein ausgereiftes Ausbau- und Marktkonzept entwickelt, das nicht auf öffentliche Förderung setzt, sondern langfristig attraktive Pachteinnahmen für die Gemeindekassen vorsieht.

Insgesamt mehr als acht Millionen Euro vergraben die drei Gemeinden südlich von Bamberg bis zum kommenden Jahr im Boden – ein stolzer Betrag für insgesamt 3.250 Haushalte. An der historischen Investition geht aber kein Weg vorbei, sind sich die drei Gemeinden einig: Zwar bringt das großflächige Glasfasernetz, das bis 2018 in Bayern mithilfe eines 1,5 Milliarden-Förderprogramms entstehen soll, vielen Orten den längst überfälligen Anschluss an die Datenautobahn. Für die Surfgeschwindigkeiten der Internetanschlüsse in den Haushalten ist das aber nur zum Teil entscheidend. Mindestens ebenso ausschlaggebend ist, wie das Netz innerhalb der Kommune auf der „letzten Meile“ weitergeht – zwischen dem Kabelverzweiger und dem einzelnen Haushalt. Kupferkabel führt zu erheblichen Geschwindigkeitsverlusten – je länger, desto langsamer. Daran kann auch Vectoring oder „Super-Vectoring“ nichts ändern, was nur im Nahbereich zu wirklich hohen Geschwindigkeiten führt. Gerade im weitläufigen ländlichen Raum stehen die Kabelverzweiger aber häufig mehrere hundert Meter vom Haushalt entfernt. Glasfasernetze, die bis ins Haus reichen, sind hier alternativlos. Doch wie lösen Kommunen dieses Problem?

Stadtwerke Bamberg - Glasfaserverlegung - Leerrohre unter der ICE-Bahnstrecke 11.04.2017 Foto: © Daniel Löb für Stadtwerke Bamberg, Abdruck honorarfrei im Rahmen der Berichterstattung über die Stadtwerke Bamberg. Daniel Löb, Auf der Hut 27, 91301 Forchheim Mobil: 0171/4157296

Altendorf: Die erfolgreiche Querung der ICE-Strecke war nicht nur aufgrund der technischen Besonderheiten, sondern vor allem wegen des hohen Abstimmungsaufwands ein Meilenstein beim Glasfaserausbau.

Die Bürgermeister der drei oberfränkischen Gemeinden – Karl-Heinz Wagner (Altendorf), Michael Karmann (Buttenheim) und Jochen Hack (Pettstadt) – haben sich verbündet und gemeinsam mit einem Ingenieurbüro den Netzausbau geplant und einen Businessplan erstellt, der bereits auch die Folgekosten berücksichtigt. Die Planungskosten wurden mit Mitteln aus dem Bundesförderprogramm für den Breitbandausbau finanziert – der acht Millionen Euro schwere Ausbau geschieht hingegen eigenwirtschaftlich, ohne einen Euro Zuschuss. Der Kapitaldienst für den Kredit refinanziert sich aus den Pachteinnahmen, die die drei Gemeinden vom Netzbetreiber erhalten.

Dieser Betreiber sollte auch Erfahrungen aus der Vermarktung des Netzes an die Kunden mitbringen – denn die Rechnung der Oberfranken ist nur deshalb aufgegangen, weil sich genügend Bürger dazu verpflichtet haben, das Glasfasernetz auch zu nutzen: Laut Businessplan mussten vor der finalen Investitionsentscheidung rund 60 Prozent der Haushalte und Unternehmen einen Multimediavertrag für das neue, kommunale BürgerNet unterschreiben. Im Gegenzug wurden für den Ausbau weder öffentliche Steuergelder in Anspruch genommen, noch wurden den zu versorgenden Grundstückseigentümern Investitionszuschüsse für den Hausanschluss in Rechnung gestellt.

Auf Basis eines soliden Businessplans werden die Bauarbeiten über einen Kredit finanziert, der keine Rücklagen „auf der hohen Kante“ voraussetzt. Entsprechend ist es beim kommunalen Glasfaserausbau nachrangig, wie „reich“ die Gemeinde ist. Entscheidend ist ein schlüssiges und tragfähiges Konzept unter Beteiligung der Bürger einer Gemeinde.

Als Partner für den Netzbetrieb hat sich die Stadtnetz Bamberg in einer europaweiten Ausschreibung gegen namhafte, teils internationale Bieter durchgesetzt. Die 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadtwerke Bamberg betreibt eigene Glasfasernetze und erreicht heute schon in der Stadt und dem Landkreis Bamberg mehr als 35.000 Haushalte. Die regionale Nähe und die starke Marke eines lokalen Partners war eine zusätzliche Stärke, mit der die Kundenakquise im Vorfeld der finalen Investitionsentscheidung vorangetrieben werden konnte.

Bei der Vermarktung haben die BürgerNetGemeinden und die Stadtwerke Bamberg auf die persönlichen Kontakte gesetzt (hier mit Altendorfs Bürgermeister Karl-Heinz Wagner, rechts im Bild)

Bei der Vermarktung haben die BürgerNetGemeinden und die Stadtwerke Bamberg auf die persönlichen Kontakte gesetzt (hier mit Altendorfs Bürgermeister Karl-Heinz Wagner, rechts im Bild)

Während der rund zweimonatigen Vermarktung der Multimediadienstleistungen haben die oberfränkischen Partner im Wesentlichen auf drei Kommunikations- und Vertriebskanäle gesetzt:

  • Persönliche Ansprache der Bürger über kompetente und lokal verankerte Multiplikatoren (Vereine und Initiativen)
  • Individuelle technische Beratung im Rahmen von Bürgerabenden und Sprechstunden in eigens eingerichteten Bürgerbüros
  • Tagesaktuelle Informationen über die kommunalen Amtsblätter, die Tagespresse und  die Internetseite www.bürgernet.de (inklusive Online-Vertragsabschlussportal)

Hierbei war festzustellen, dass das persönliche Werben der Multiplikatoren wesentlich war, um Akzeptanz für das Infrastrukturprojekt zu schaffen. Die Bürgerbüros waren unverzichtbare Anlaufstelle zur Klärung aller individuellen Fragen. Insbesondere in den letzten Tagen vor Ende der Bewerbungsfrist haben sich hier Warteschlagen interessierter Bürger ergeben – sowohl was die eigentlichen Telekommunikations-Dienste betrifft, als auch zum technischen Anschluss eines Gebäudes oder eines derzeit noch unbebauten Grundstücks an das Glasfasernetz.

Im Ergebnis haben zum Ende der neunwöchigen Vermarktungsphase alle drei Gemeinden die notwendige Zahl an Kunden erreicht, so dass die Investitionen und auch die Instandhaltung des Netzes über die Pachtzahlungen refinanziert werden. Bereits fünf Wochen nach der Entscheidung haben die Gemeinden im Mai 2016 mit dem Bau des Glasfasernetzes begonnen, bereits sieben Monate später hat der erste Kunde über das neue Glasfasernetz gesurft, telefoniert und ferngesehen.

Bis 2018 sollen alle Gebäude, deren Eigentümer sich mit einer Anmeldung beim BürgerNet für einen Hausanschluss entschieden haben, kostenlos an das Glasfasernetz angeschlossen sein.

Michael Karmann, Bürgermeister der Marktgemeinde Buttenheim, und Hans Jürgen Bengel, Geschäftsführer der Stadtnetz Bamberg 


Stadtnetz Bamberg

Geschäftsführer Hans Bengel
Tel. +49 (0)951 / 77-8000
hans.bengel@stadtnetz-bamberg.de

Marktgemeinde Buttenheim
Bürgermeister Michael Karmann
Tel. +49 (0)9545 / 92 22-0
karmann@buttenheim.de

Fax. +49 (0)951 / 77-8090
E-Mail. kontakt@stadtnetz-bamberg.de
Web. www.bürgernet.de
Web. www.stadtnetz-bamberg.de

17. April 2024


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