Ein Energiekonzept mit Vorbildcharakter
asset und BayWa eröffnen Deutschlands erste Effizienzhaus Plus-Siedlung
In Hügelshart bei Augsburg steht Deutschlands erste Effizienzhaus Plus-Siedlung: Nach knapp anderthalb Jahren Bauzeit wurde die Siedlung im Juli feierlich eröffnet. Das Besondere: Die 13 Hauseinheiten, neun Einfamilienhäuser und vier Doppelhaushälften, produzieren mehr Energie, als deren Bewohner im Jahresdurchschnitt für den Alltag verbrauchen.
Die Siedlung wurde nach den Kriterien des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Bau für Effizienzhaus Plus-Häuser erstellt. Das Bauprojekt wurde von der asset bauen wohnen gmbh in Kooperation mit der BayWa AG realisiert und steht exemplarisch für eine wohngesunde, energieeffiziente und wirtschaftliche Bauweise.
„Mit den Effizienzhaus Plus-Häusern zeigen wir, dass eine energieeffiziente und wohngesunde Massivbauweise auch wirtschaftlich sein kann. Die Siedlung in Hügelshart beweist, dass eine hohe Energieunabhängigkeit auf breiter Basis möglich ist“, so Bernhard Jakob, Geschäftsführer der asset bauen wohnen gmbh. Die Siedlung sei das Ergebnis einer konstruktiven Partnerschaft zwischen der asset bauen wohnen gmbh und der BayWa AG: „Aus dem Siedlungsprojekt heraus hat sich ein Effizienzhaus Plus-Konzept entwickelt, das flexibel und auf andere Siedlungen sowie Wohngebäude übertragbar ist“, erklärt Steffen Mechter, der bei BayWa Baustoffe die strategische Geschäftsentwicklung verantwortet und gemeinsam mit Jakob bis zur Perfektion an der Idee „Hügelshart“ feilte. Denn, so Mechter weiter, „in Hügelshart sollten Aufwand und Ergebnis sich ökonomisch und nachhaltig rechtfertigen. Dabei haben wir wirklich alles berücksichtigt: von der Qualität der Bodenplatte über die wirtschaftliche Gesamtbetrachtung bis hin zum späteren Bedarf an Haushaltsstrom. Außerdem haben wir verschiedene Simulationsszenarien angelegt, um die Variante mit dem besten Verhältnis aus Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit zu identifizieren.“
Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer bescheinigte dem Projekt Vorbildcharakter. „Eine moderne Bauweise und innovative Technologien – wie sie hier in Hügelshart vorzufinden sind – leisten einen wichtigen Beitrag zur Strom- und Wärmewende“, betonte der Staatssekretär.
Zukunftssicheres Projekt
Mit ihrer hohen Energieautarkie seien die Häuser vor allem eines: zukunftssicher. Das betonte Georg Polz, der das Projekt von Seiten der BayWa betreut. Die Energie wird über eine Photovoltaik(PV)-Anlage auf den nach Süden ausgerichteten Hausdächern gewonnen. Gespeichert wird sie in einer Lithium-Ionen-Batterie sowie – in Wärme umgewandelt – in einem thermischen Wasserspeicher. „Auf das Gesamtjahr betrachtet, können sich die Effizienzhaus Plus-Häuser in Hügelshart vorwiegend selbst mit Energie versorgen und überschüssigen Strom ins Netz einspeisen oder damit ein Elektroauto direkt am Haus aufladen. Im Winter reichen der PV-Ertrag sowie die Speichersysteme nicht ganz aus, so dass hier mit Netzstrom ausgeholfen wird. Trotzdem ergibt sich für die Effizienzhaus Plus-Häuser auf das Gesamtjahr gesehen eine Energieunabhängigkeit von etwa 70 Prozent“, erklärte Polz.
Mit ihrem niedrigen Energiebedarf, einer hohen solaren Deckung über die eigene Energieerzeugung und einem intelligenten Energiemanagement erfüllen die Massivhäuser bereits heute die Anforderungen, die gemäß EU-Gebäuderichtlinie ab 2021 für energieeffiziente Neubauten gelten. Neubauten müssen dann als „Niedrigstenergiehäuser“ gebaut werden. Eine monolithische Außenwandkonstruktion aus Ziegelsteinen mit hochwärmedämmendem Kern und Fenster mit dreifacher Wärmeschutzverglasung sorgen außerdem für einen niedrigen Energieverbrauch.
Das Herzstück der Wärmeerzeugung ist eine Kombination aus Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Inverter-Technologie und thermischem Wasserspeicher. Die Luft-Wasser-Wärmepumpe, die vorrangig mit Strom aus der PV-Anlage betrieben wird, erwärmt das Wasser im Speicher für die Heizungsanlage. Eine Klimadecke verteilt die Wärme im Haus und nutzt dabei das Prinzip der Strahlungswärme: Die auf Wände und Boden treffende Strahlungsenergie erwärmt die Bauteile. Da solarer Strom nicht durchgängig verfügbar ist, wird die benötigte Energie zum Heizen über ein ausgewogenes System aus Heizkreispuffer- und Batteriespeicher ergänzt. Das Warmwasser wird ebenfalls mit Hilfe der Wärmepumpe erzeugt und in einem Speicher mit 235 Litern bevorratet.
Jedes Haus wird nach der Fertigstellung in Kooperation mit dem Sentinel Haus Institut und dem TÜV Rheinland hinsichtlich Wohngesundheit geprüft und zertifiziert.
Das Projekt steht im Kontext der Energiewende und der Erreichung der Klimaschutzziele bis 2020. Bis 2050 strebt die Bundesregierung sogar einen „klimaneutralen Gebäudestand“ an. Die Effizienzhaus Plus-Siedlung leistet das bereits heute.
Statement von Bürgermeister Roland Eichmann
„Die Effizienzhaus Plus-Siedlung in Friedberg-Hügelshart ist richtungsweisend für das energieeffiziente Bauen in Städten und Gemeinden. Mit einer Sonderausweisung für Effizienzhaus Plus-Häuser können Kommunen zeigen, dass sie bereits heute aktiv am Erreichen der Klimaschutzziele mitarbeiten.
In Friedberg kam das Energiekonzept gut an. Vier Häusereinheiten wurden über das Einheimischen-Modell vergeben. Das Konzept steht im Einklang mit Friedbergs Stadtplanung und bringt einen Mehrwert für unsere Region. Mit der traditionellen Bauweise wurden gezielt Handwerk, Dienstleister, Handel und Industrie aus der Region angesprochen.“
Roland Eichmann, Bürgermeister von Friedberg