Prof. Dr. Abdelmajid Khelil (rechts) und IoT-Coach Tobias Piller arbeiten mit Studierenden der Hochschule Landshut an einer App, mit der ein Handy automatisch den Gesundheitszustand von Unfallopfern erkennt und Rettungskräften mitteilt – getestet wird an der lebensechten technischen Puppe. IoT

Prof. Dr. Abdelmajid Khelil (rechts) und IoT-Coach Tobias Piller arbeiten mit Studierenden der Hochschule Landshut an einer App, mit der ein Handy automatisch den Gesundheitszustand von Unfallopfern erkennt und Rettungskräften mitteilt – getestet wird an der lebensechten technischen Puppe.

6. November 2018

Die App, die Leben retten kann

Innovationslabor der Hochschule Landshut bereichert das Internet der Dinge

Das Internet der Dinge („Internet of Things“/IoT) ist für die Hochschule Landshut mehr als nur ein Zukunftstraum oder eine Spielerei. Im neuen IoT-Innovationslabor beschäftigt sich Prof. Dr. Abdelmajid Khelil mit Kollegen, Doktoranden und Studierenden mit der Frage, wie sich Dinge und Maschinen in der vernetzen Welt untereinander verständigen können. Eine App, die Ersthelfer bei einem Unfall automatisch über den Gesundheitszustand der Opfer informiert, ist eine der wichtigen Innovationen, an denen das Labor arbeitet.

Khelil stammt aus Tunesien, hat langjährige Informatik-Erfahrung in der Industrie und ist seit zwei Jahren an der Hochschule Landshut. Im Frühjahr 2017 hat er das IoT-Innovationslabor im Rahmen eines Förderprogramms des bayerischen Wissenschaftsministeriums mit IoT-Coach Tobias Christian Piller aufgebaut. Projektarbeiten für die Wirtschaft zeichnen das IoT-Innovationslabor aus. Fast täglich sind Firmenvertreter vor Ort, um ihre Projekte zu besprechen. So lernen die Studierenden schon im Studium die Anforderungen und Abläufe kennen, denen sie später in den Unternehmen gerecht werden müssen.

 

Dolmetscher für die Digitalisierung

Ein Forschungsschwerpunkt im IoT-Innovationslabor ist die Kommunikation zwischen den Maschinen und Nutzern, die im Internet der Dinge miteinander vernetzt sind. „Das ist ein Knackpunkt, um das Internet der Dinge alltagstauglich zu machen“, erklärt Khelil. Weil derzeit noch jeder Hersteller der Standard sein will, nach dem sich alle richten, braucht es einen Dolmetscher, der zwischen den einzelnen Systemen übersetzt und den Wissensfluss erst möglich macht. „Daran müssen wir hauptsächlich arbeiten.“

Wie das zum Vorteil der Allgemeinheit genutzt werden kann, wollen Khelil und Piller mit der Entwicklung einer App für Rettungskräfte zeigen. Mit Studierenden arbeiten sie an einem Programm für Handys und Smartwatches, das nach einem Unfall den Gesundheitszustand der Opfer erkennt und auch die Information übermittelt, wer am dringendsten behandelt werden muss. So soll die App automatisch Gesundheitsparameter wie Atem- und Herzfrequenz messen. „Testperson“ ist eine lebensechte technische Puppe. „Zusätzlich soll das Programm die Bewegungen der Patienten beobachten und ihnen über die Sprachfunktion Fragen stellen, die Antworten aufzeichnen und auswerten und so den mentalen Zustand ermitteln“, sagt Khelil. „Wir wollen die Technik zum Schutz der Menschen einsetzen.“

Er befasst sich außerdem damit, wie man in Zukunft die Sicherheit auf den Straßen beim autonomen Fahren gewährleisten könnte. Für die Echtzeitkommunikation zwischen den Fahrzeugen können die Daten nicht über weit entfernte Netzwerke geschickt werden. „Wir müssen die Cloud an die Straße bringen. Zum Beispiel in die Straßenlaterne einbauen.“

 

Auch via Smartwatch – wie hier am Handgelenk der Testpuppe – lassen sich dank der App künftig die Vitalfunktionen von Patienten an Sanitäter und Co. übertragen.

Auch via Smartwatch – wie hier am Handgelenk der Testpuppe – lassen sich dank der App künftig die Vitalfunktionen von Patienten an Sanitäter und Co. übertragen.

Hochschule ist Hotspot für das Internet der Dinge

Die Hochschule Landshut setzt bewusst auf Forschung und Entwicklung rund um das Internet der Dinge. „Digitalisierung ist mehr als Automatisierung von Prozessen, die Maschinen besser steuern können als Menschen“, erklärt Präsident Prof. Dr. Karl Stoffel. „Digitalisierung ist in erster Linie Verständigung, denn ohne reibungslosen und vor allem schnellen Datenaustausch geht im Internet der Dinge gar nichts.“

Darum habe die Hochschule das IoT-Innovationslabor geschaffen, um Raum für digitale Kommunikationsexperimente zu schaffen. „Wer in diesem Forschungsfeld Ideen nicht intensiv ausprobieren kann, kommt auch nicht vorwärts. Wir geben den Studierenden den Rahmen, den sie brauchen, um sich und die Technik weiterzuentwickeln.“

Schon vor der Gründung des IoT-Labors war Landshut ein Hotspot für das Internet der Dinge. Vor einigen Jahren entwickelten sich Studierende der Hochschule zu Experten für MQTT, einem global verbreiteten Datenübertragungsprotokoll. Nach ihrem Abschluss gründeten sie das Unternehmen dc square, mit dem sie heute weltweit Software für die Vernetzung von Geräten, Produkten, Apps und Maschinen verkaufen. Die führenden MQTT-Profis im deutschsprachigen Raum arbeiten heute für Weiterentwicklungen mit dem IoT-Innovationslabor ihrer Hochschule zusammen.

„Der stetige Fortschritt in diesem Bereich ist dringend notwendig“, sagt Hochschulpräsident Stoffel. „Im Jahr 2020 sollen weltweit mehr als 20 Milliarden Gegenstände über das Internet der Dinge verknüpft sein. Unsere Hochschule trägt dazu bei, diese rasend schnelle Entwicklung sinnvoll für die Gesellschaft zu nutzen.“

 

Im IoT-Innovationslabor haben die Studierenden den Raum für digitale Kommunikationsexperimente, den sie brauchen, um sich und die Technik weiterzuentwickeln.

Im IoT-Innovationslabor haben die Studierenden den Raum für digitale Kommunikationsexperimente, den sie brauchen, um sich und die Technik weiterzuentwickeln.


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