Kaiserwetter über schwimmendem Kraftwerk
Größte deutsche Photovoltaik-Anlage auf dem Maiwaldsee in Renchen eingeweiht
Bei strahlendem Sonnenschein hat der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller Anfang Juli 2019 Deutschlands größte schwimmende Photovoltaikanlage auf dem Baggersee „Maiwald“ bei Renchen offiziell in Betrieb genommen. Dieses Solarkraftwerk auf dem Wasser einer Kiesgewinnungsstätte wird vom Unternehmen Ossola GmbH betrieben; errichtet wurde es von der Erdgas Südwest GmbH als Generalunternehmer.
Es soll 800.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen und bis zu 70 Prozent der im Kieswerk benötigten elektrischen Energie klimafreundlich liefern. So will man 560 Tonnen CO2-Emissionen vermeiden.
Für die rund 150 am Oberrhein in Betrieb befindlichen Baggerseen gilt diese Anlage als Vorzeigeprojekt. Minister Untersteller zeichnete deshalb das Unternehmen als vorbildlich und als „Ort voller Energie“ aus.
Kiesunternehmer Armin Ossola, der sich auch als Beirat in der Initiative „KIWI – Kieswirtschaft im Dialog am Oberrhein“ engagiert, begrüßte weit über hundert Gäste auf seinem Betriebsgelände. Für sie alle war ein solches schwimmendes Kraftwerk in Deutschland neu, während solche Anlagen bereits in Großbritannien, Frankreich, Japan und China bekannt sind.
Rund eine Million Euro habe er in diese nur zwei Prozent der Seeoberfläche benötigende Solarstromanlage investiert, übrigens ohne Inanspruchnahme öffentlicher Förderungen. „Diese PV-Anlage rechnet sich wirtschaftlich, weil sie einen Großteil der vom Kieswerk benötigten 1,2 bis 1,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr liefern wird. Damit sind wir fast autonom und vor allem beispielhaft klimafreundlich!“ Insbesondere Großgeräte wie Bagger, Brecher und Förderbänder verbrauchten viel Strom. Photovoltaik sei dabei die ideale Energiequelle, denn die sonnenreichen Monate seien gleichzeitig diejenigen, in denen am meisten Kies gewonnen werde.
Den Vorbildcharakter dieses schwimmenden Kraftwerks lobte auch der Umweltminister: „Sie sind die ersten mit solch einer großen Anlage, aber Sie werden nicht lange die einzigen bleiben. Und das ist gut so!“ Dabei dachte er wohl an Ossolas zahlreiche Unternehmerkollegen, die zur Einweihung dieser Anlage erschienen waren und dieses Pilotprojekt genau beobachten. Untersteller kritisierte dabei die gesetzlich vorgeschriebene Höchstgrenze bei PV-Anlagen, bevor diese international ausgeschrieben werden müssen. Durch diese Begrenzung bleibe ein erhebliches Potenzial an möglichen Großanlagen ungenutzt.
Anlagen wie diese auf dem Maiwaldsee könnten deutlich zur Energiewende beitragen. Der Umweltminister kündigte ein Schreiben an den Bundeswirtschaftsminister an mit dem Ziel, diese Regelung zu überdenken.
Minister Untersteller zeichnete das Unternehmen und sein schwimmendes Kraftwerk als „Ort voller Energie“ aus und überreichte Armin Ossola eine entsprechende Plakette.
Peter Röhm, Präsident des Industrieverbandes Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE), in dem der Arbeitskreis KIWI verankert ist, zitierte ein Motto des Ministerpräsidenten Kretschmann: „Mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben!“ Dies sei hier in vorbildlicher Weise gelungen. Solaranlagen an Rohstoffgewinnungsstätten seien nicht neu und viele ISTE-Mitgliedsunternehmen trügen durch solche Versorgung bereits zur Energiewende und zum Klimaschutz bei. Diese neue Anlage sorge für eine neue Qualität, weil sie zudem Flächennutzungskonflikte, etwa mit der Landwirtschaft, vermeide. Sie zeige, dass klimafreundliche Rohstoffgewinnung durchaus möglich sei. Dabei spiele auch die dezentrale Verteilung der Gewinnungsstätten über das Land eine wichtige Rolle, denn sie vermeide lange Transportwege und daraus resultierende Emissionen.
Ralf Biehl, Geschäftsführer von Erdgas Südwest, lobte, dass im Gegensatz zu Freiflächenanlagen Installationen auf einem aktiven Baggersee mit keiner anderen Nutzung konkurrieren. Durch die Kühlung des Wassers sei im Vergleich zu Freiflächen- oder Dachanlagen sogar ein Mehrertrag von rund zehn Prozent zu erwarten. Sein Unternehmen sehe in solchen PV-Anlagen in Verbindung mit neuen Speichertechnologien ein enormes Potenzial.
Ossola rechnet damit, dass sich seine PV-Anlage in etwa sieben Jahren amortisiert haben wird. Strom, den er nicht selber verbrauchen könne, werde ins öffentliche Netz eingespeist. Sobald Großspeicher verlässlich zur Verfügung stünden, werde er die Anlage komplettieren. Ziel sei ein autarkes und vollständig klimaneutrales Kieswerk.
Weitere Informationen hierzu gibt es auf der Webseite von Erdgas Südwest
BadenTV hat ebenfalls darüber berichtet ( >> siehe hier << )