Nicht immer prallt der Bike-Spaß gegen den Naturschutz
Angebote in Baden-Württemberg sind schon zahlreich / Zwei-Meter-Regel ist der Knackpunkt
Für Tourenmountainbiker ist die Situation durch die Zwei-Meter-Regel unbefriedigend. Sie verhindert eine legale Nutzung des vorhandenen Wegenetzes durch einheimische Mountainbiker. Auch der MTB Tourismus ist dadurch stark eingeschränkt. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass nahezu alle Bemühungen, attraktive Strecken auszuweisen, an Vorbehalten der Eigentümer oder des Naturschutzes gescheitert sind. Umfragen zeigen aber, dass die einheimischen Mountainbiker – entgegen der gesetzlichen Regelung – in der Praxis alle Wege befahren.
Zwar gibt es alleine im Schwarzwald ein ausgeschildertes MTB Wegenetz von über 6000 Kilometern aus dem Jahre 2006. Es führt aber fast ausnahmslos über breite Forstwege, die für die laut Umfragen wichtigen Aspekte der Entspannung und des Naturerlebnisses ungeeignet sind. Dem entsprechend wird dieses Angebot kaum wahrgenommen.
In Heilbronn und Baiersbronn sind im Jahre 2014 MTB Wegenetze entstanden, welche auch einige schmale Wege beinhalten. Demgegenüber stehen aber auch gänzlich gescheiterte Projekte im Elztal oder in Schönau. Obwohl es viele attraktive Wege im Schwarzwald und auf der schwäbischen Alb gibt, sind diese nicht touristisch nutzbar, weil sie offiziell nicht erlaubt sind.
Es gibt in Baden-Württemberg einige gebaute Strecken, die in der Regel von örtlichen Vereinen betrieben werden und öffentlich zugänglich sind. Beispielsweise der Canadien Trail und Borderline, die vom Mountainbike Verein Freiburg betreut werden. Oder der Schloßbergtrail in Sasbachwalden. Unter anderem auch in Karlsruhe, Heilbronn, Esslingen, Stuttgart, Blaustein oder Weingarten sind solche Strecken entstanden. Kleinere Trailparks gibt es in Kirchzarten, Bad-Waldsee, Beilnstein oder Bräunlingen. Für die Downhillfahrer gibt es Bikeparks mit Liftunterstützung in Todtnau, Albstadt, Heidenheim und Bad-Wildbad.
Angebote in Bayern
Bei Tourenmountainbikern ist Bayern aufgrund der liberalen Gesetzeslage sehr beliebt. Schmale, naturbelassene Wege sind hier zahlreich. Das Naturerlebnis, das für Tourenfahrer im Vordergrund steht, kann hier in allen Facetten in den Wäldern, Mittelgebirgen bis hin zu den alpinen Landschaften wahrgenommen werden. Dem entsprechend zahlreich sind die Touren- und Routenvorschläge in bekannten Portalen wie komoot oder Outdooractive. Die bayerischen Alpen werden gerne besucht und sind auch der Ausgangspunkt für Alpenüberquerungen nach Südtirol. 2018 wurde die Trans Bayernwald als Mehrtagestour im bayerischen Wald fertiggestellt.
Neue Konzepte, wie beispielsweise die Trails rund um Miltenberg im Odenwald oder die Heumödern Trails bei Treuchtlingen, werden gerne angenommen. Diese bestehen jeweils aus mehreren gebauten Strecken, die für Anfänger bis hin zu Fortgeschrittenen eine schöne Auswahl anbieten. Damit sind sie auch für Kinder und Familien attraktiv.
Gebaute Flowtrails gibt es in Bayern noch relativ wenig. Hier wären der Staatsforsten Trail in Kreuth und der Flowtrail Kreuzberg in der Röhn zu nennen.
Bikeanlagen wie Pumptracks und Dirtparks gibt es hingegen einige. Bei Eichstätt ist mit dem Projekt Juraflow ein MTB Zentrum in einem Steinbruch entstanden. In Gunzenhausen wurde kürzlich ein großer Pumptrack eröffnet. In Kempten gibt es einen Bikeparcours, einen Pumptrack und ein Trail am Mariaberg ist geplant.
Für Downhillfahrer gibt es Bikeparks in Bad Hindelang, Lengries, Samerberg, Geiskopf, Ochsenkopf, Osternohe, Frammersbach und Oberammergau.
Mountainbike – eine Trendsportart erobert die Wälder
Ein Blick auf die rechtliche Situation in den beiden Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern
Das Bundeswaldgesetz erlaubt in §14 das Radfahren im Wald auf Straßen und Wegen; eingeschränkt werden darf dies durch die Bundesländer nur aus wichtigem Grund.
Daher ist in Bayern (BayWaldG §13.3) das Radfahren auf Straßen und Wegen erlaubt, soweit sich die Wege eignen. Die Eignung bedeutet, dass der Radfahrer keinen Anspruch hat, dass ein Weg für das Radfahren hergerichtet wird. Er muss den Weg so hinnehmen, wie er ihn vorfindet.
Baden-Württemberg (LWaldG §37.3) hingegen verbietet das Radfahren auf Wegen unter zwei Metern Breite, wobei die Forstbehörde Ausnahmen zulassen kann. Gegen diese Regelung – die genau die Wege, die MTBer bevorzugen, betrifft – hatten die Radfahrverbände 2015 eine Petition mit 60.000 Unterschriften eingereicht, die allerdings von der Landesregierung abgelehnt wurde.
Mountainbiken hat mehrere Disziplinen mit verschiedenen Ansprüchen an die Infrastruktur. Über 90 Prozent der Mountainbiker fahren Touren in der Natur und haben dabei eine ähnliche Motivation wie Wanderer: entspannen und Natur erleben. Dabei sind naturbelassene, schmale Wege für die Tourenauswahl sehr wichtig. Wie einfach oder schwierig diese sein sollen, ist dabei vom jeweiligen Fahrkönnen abhängig.
Neben der Nutzung dieses vorhandenen Wegenetzes gibt es auch angelegte Strecken. Flowtrails sind meist einfach zu befahrende Abfahrten. Dirtparks und Pumptracks sind Übungsgelände mit Sprüngen und Wellen, die einen spielerischen Zugang zum MTB ermöglichen und so gerade für Kinder und Jugendliche ein tolles Angebot darstellen. Rundkurse mit mehreren Trails und auch weiterführenden, touristischen Angeboten werden Trailcenter oder Trailparks genannt. Bikeparks wiederum richten sich vor allem an Downhillfahrer (oft mit einem Lift zum Biketransport).