Jährlich organisiert der Jugendgemeinderat eine Lichterkette zur Erinnerung an die Opfer des schrecklichen Amoklaufs von Winnenden.

29. Dezember 2020

Alt und Jung in Winnenden was macht es aus?

Frühere Jugendgemeinderäte bleiben auch später politisch aktiv

Wie vielerorts hatte auch der Winnender Tafelladen in der Coronazeit ein Personalproblem. Schlagzeilen machte hier der Jugendgemeinderat. Abwechselnd halfen die Mitglieder und hielten den Geschäftsbetrieb am Laufen. Das machte uns neugierig, denn als Basis für die Kommunikation zwischen Jung und Alt steht hier an erster Stelle das Motto: Politik für Jugendliche machen, heißt Politik mit Jugendlichen machen.

 

Jil Weber: „Alt lernt von Jung und Jung lernt von Alt.“

„Der 1994 gegründete Jugendgemeinderat Winnenden bietet Jugendlichen von 14 bis 19 Jahren eine einzigartige Möglichkeit sich politisch zu engagieren. Dabei haben wir in allen Gremien des Gemeinderats bei wichtigen Themen für Jugendliche ein Rede- und Anhörungsrecht.
So haben wir in der Vergangenheit zu den unterschiedlichsten Themen zum Beispiel im Bereich der Schulen, der Sportstättenentwicklung, zum Radverkehrskonzept oder auch aktuell zur Bewerbung der Stadt Winnenden für eine Landesgartenschau und den damit verbundenen Überlegungen Stellungnahmen für den Gemeinderat ausgearbeitet. Diese fanden immer eine gute Resonanz. Auch durch die sehr gute Zusammenarbeit mit Oberbürgermeister, Gemeinderat und Stadtverwaltung finden wir mit unseren Vorschlägen immer ein offenes Ohr. Viele unserer üblichen Aktionen und Veranstaltungen wie beispielsweise die JGR-Partys oder die Beachparty können wegen der Corona-Pandemie derzeit leider nicht durchgeführt werden, sodass wir uns aktuell mit neuen digitalen Formaten beschäftigen wie dem Projekt „10 Fragen – 10 Antworten“. Hier werden Persönlichkeiten aus Winnenden vom Jugendgemeinderat interviewt, damit diese auch anderen Jugendlichen bekannt werden.
Trotz Corona haben wir jedoch auch dieses Jahr wieder eine Lichterkette zum Jahrestag des Amoklaufs organisiert und konnten auch den Winnender Tafelladen durch den Einsatz ehrenamtlicher jüngerer Helfer unterstützen, so dass dieser trotz Corona weiterhin geöffnet bleiben konnte. Der Jugendgemeinderat ist auch bei vielen weiteren Veranstaltungen wie dem jährlichen Stadtfest, Advents- und Weihnachtsmärkten, Stadtjubiläen oder auch Besuchen in Partnerstädten mit dabei, was viele neue Kontakte und Möglichkeiten zum Meinungsaustausch mit sich bringt.
Mein Fazit ist, jede Kommune sollte ein jugendliches Gremium haben, denn Alt lernt von Jung und Jung lernt von Alt.“
www.winnenden.de/jugendgemeinderat.html

 

 

Franz Stagel (links), Ansprechpartner des Jugendgemein- derats im Hauptamt, und Manuel Schulz (rechts), Stadtjugendreferent, der Stadt Winnenden beraten den Jugend- gemeinderat

Franz Stagel (links), Ansprechpartner des Jugendgemein- derats im Hauptamt, und Manuel Schulz (rechts), Stadtjugendreferent, der Stadt Winnenden beraten den Jugend- gemeinderat

 

Franz Stagel: „Wir sagen gerne ‚Danke‘ an unseren tollen Jugendgemeinderat.“

„Bereits seit 1994 – also lange bevor die Beteiligung von Jugendlichen auch gesetzlich in die Gemeindeordnung für Baden-Württemberg aufgenommen wurde – gibt es in Winnenden einen Jugendgemeinderat.
Er bietet interessierten Jugendlichen die Möglichkeit, auch ohne parteipolitische Bindung einen praktischen Einstieg in die Politik zu finden und nach demokratischen Spielregeln kommunalpolitisch aktiv zu sein und mitzugestalten.

Mehr als 200 in den Jugendgemeinderat gewählte Jugendliche haben diese Möglichkeit seit 1994 erfolgreich genutzt. Viele von ihnen waren oder sind auch nach ihrer Zeit im Jugendgemeinderat weiterhin (kommunal-)politisch aktiv, so haben sich bei der letzten Gemeinderatswahl 13 (ehemalige und aktive) Jugendgemeinderäte beworben, zwei ehemalige wurden auch in den Gemeinderat gewählt. Seit 2011 werden die Wahlen über ein Online-Tool durchgeführt. Viele Schulen unterstützen die Wahl und motivieren ihre Schüler. Wir selbst würden uns eine höhere Wahlbeteiligung wünschen, wobei zu berücksichtigen ist, dass auswärtige Schüler nicht wahlberechtigt sind.
Unser Jugendgemeinderat ist in zahlreichen städtischen Gremien wie dem Schul- oder dem Kulturbeirat und weiteren Arbeitskreisen und Verbänden vertreten und arbeitet bei wichtigen Projekten, wie seinerzeit bei der Gedenkstätte für den Amoklauf im Stadtgarten, mit. Das bisher größte vom Jugendgemeinderat initiierte Projekt war der Bau einer Skateranlage.

Der Jugendgemeinderat ist aber nicht nur das Sprachrohr der Jugendlichen in Winnenden und wichtiger Ansprechpartner für den Oberbürgermeister, den Gemeinderat und die Stadtverwaltung. Durch seine zahlreichen Aktivitäten ist er auch zu einem festen Bestandteil des öffentlichen Lebens in Winnenden geworden. Dazu gehört neben Veranstaltungen für Jugendliche, wie JGR-Partys oder Beachpartys, auch die vom Jugendgemeinderat organisierte jährliche Lichterkette am Jahrestag des Amoklaufs. Daneben beteiligt sich der Jugendgemeinderat auch an vielen anderen Veranstaltungen wie Stadtfesten, Weihnachtsmärkten, Gedenkveranstaltungen oder auch Partnerschaftsbegegnungen.

Trotz der nur zweijährigen Amtszeit und des dadurch bedingten stetigen Wechsels ist es bisher gelungen, diese Aktivitäten fortzuführen. Dies war und ist nur durch das große Engagement unserer Jugendgemeinderäte möglich und dafür danken wir allen bisher und jetzt aktiven sehr herzlich!“

 

Die Vorsitzende Jil Weber (hinten Mitte) mit dem Jugendgemeinderat von Winnenden

 

Mit Hilfe des Jugendgemeinderates konnte der Tafelladen auch in der Coronakrise geöffnet werden.

 

Weitere Statements zum Thema aus:
Freising
Markt Roßtal

Weingarten

 

 

_________________________

 

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Wie sieht es in anderen Kommunen mit der Kommunikation zwischen Alt und Jung aus?
Was geht und was geht nicht?
Wie gelingt gelebte Demokratie zwischen Konflikt und Konsens?
W
ie gut glüht der Draht zur Jugend?

Alt und Jung, Bürgermeister, Gemeindeverwaltungen, Gemeinderäte –
wir sind gespannt auf Ihre/Eure Erfahrungen!


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