Hol- und Bringservice im Parkhaus
Städtische Mobilität und automobile Innovation erweitern die Freiheiten des Fahrers
Zwei Stellplätze warten im Parkhaus auf die ersten Gäste: Sie sind reserviert für Autos, die frühestens im Dezember ausgeliefert werden. An der Entwicklung selbstfahrender Autos wird weltweit geforscht. Jetzt lernt das Auto, ohne menschliche Begleitung einzuparken und wieder zum Besitzer zurückzukommen. Die Kooperation von Bosch mit Daimler macht es möglich. Das Parkhaus P6 am Stuttgarter Flughafen wurde technisch aufgerüstet.
Der Traum vom stressfreien Parken wird wahr. Man stellt sein Auto auf einen der beiden smarten Parkplätze, zückt das Handy, und überlässt den Rest dem Wagen, der sich selbst den Parkplatz sucht. Der Knight Rider bekommt also Konkurrenz. Das Traumauto einer ganzen Generation kam einfach, wenn es gerufen oder gebraucht wurde. In der Kultserie aus den 1980er Jahren fuhr das Auto allein durch die Gegend.
Wo sind denn jetzt die freien Parkplätze, fragt man sich mitunter bei der Irrfahrt durch ein Parkhaus. Endlich gefunden, muss man sich den Platz merken, denn so mancher irrte bei der Rückkehr auf der Suche nach seinem Auto erneut umher. Zwei Sorgen, die man sich wohl bald sparen kann: Parken wird vom Sorgenkind zur Nebensache.
Die technische Infrastruktur von Bosch funktioniert mit der S-Klasse von Mercedes-Benz. „Der Intelligent Park Pilot ist in der Sonderausstattung Park Paket enthalten“, sagt Bernhard Wardin, Pressesprecher Autonomes Fahren & Künstliche Intelligenz bei der Mercedes-Benz AG, „ab Dezember ist das Fahrzeug beim Händler.“ Dann fehlt nur noch die Erlaubnis für die öffentliche Nutzung. „Wir haben die S-Klasse mit der Funktion schon vorbereitet“, ergänzt Wardin. Das Feature Automated Valet Parking (AVP; zweithöchste Autonomiestufe nach SAE, Level 4) soll „natürlich auf andere Baureihen ausgeweitet werden“.
Gemeinsam wollen Apcoa, Bosch, Mercedes-Benz und der Stuttgarter Flughafen das Parken zum vollautomatisierten Erlebnis machen. Weitere Features kann der Betreiber eines Parkhauses oder Parkservice anbieten, denn „mit dem Intelligent Park Pilot im Fahrzeug haben wir das technische Rüstzeug dafür entwickelt“, macht Wardin Hoffnung auf weitere Neuerungen.
Vor einem Jahr haben Bosch und Mercedes-Benz die weltweit erste Genehmigung für einen Betrieb ohne Sicherheitsfahrer im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart erhalten. Am Automated Valet Parking (AVP) wird von Bosch und Mercedes-Benz seit 2015 geforscht. Das Pilotprojekt im Mercedes-Benz-Museum läuft seit 2017. Seit zwei Jahren können Besucher des Museums den Parkservice im Beisein von Sicherheitspersonal live erleben. Aktuell erproben die Partner das Zusammenspiel von Fahrzeugtechnik mit intelligenter Infrastruktur und der digitalen Plattform, die den Parkvorgang komplett ohne Ticket und Geld ermöglicht.
Moderne Autos können das System schon benutzen, denn es wird weitestgehend auf bereits verfügbare Serienkomponenten zurückgegriffen. „Automatikgetriebe, ESP (Bremse), elektrische Feststellbremse, elektrische Lenkunterstützung, die Kommunikationseinheit sowie der Remote Start/Stopp sind die wesentlichen Elemente“, erklärt Annett Fischer, Sprecherin Mobility Solutions von Bosch. Den Umbau des Parkhauses hat Bosch vorgenommen und dort die intelligente Infrastrukturtechnik eingebaut (Kameras, Serverraum). Die Apcoa-Plattform „Flow“ wurde digital an die Mercedes-me-App angedockt, um die Bezahlung zu automatisieren und die Ein- und Ausfahrt kontaktlos zu realisieren.
Im Pilotparkhaus kommen anstelle der bisher eingesetzten Lidar-Sensoren neue Videokameras von Bosch zum Einsatz, die einen freien Parkplatz erkennen, den Fahrkorridor sowie dessen Umfeld überwachen und Hindernisse sowie Personen auf der Fahrspur erfassen.
In einer Computerzentrale, die im Parkhaus installiert ist, wird die Route des Fahrzeugs zum freien Parkplatz berechnet. „Unsere intelligente Parkhaus-Infrastruktur ist die Basis für das fahrerlose Parken der Zukunft“, sagt Christoph Hartung, Mitglied des Bereichsvorstands von Connected Mobility Solutions bei Bosch.
Die Informationen dieser erstmals eingesetzten Kameras machen es möglich, dass die Autos eigenständig innerhalb des Parkhauses fahren können – sogar auf engen Rampen. Dies ermöglicht den Wechsel zwischen verschiedenen Stockwerken. Die Fahrzeugtechnik setzt die Informationen aus der Umgebung unter Vermittlung durch die technische Infrastruktur selbstständig in Fahrmanöver um: Wenn die Kameras beispielsweise ein überraschendes Hindernis detektieren, bremst das Fahrzeug blitzschnell in den sicheren Stillstand.
Der besondere Service, den Premium-Hotels über Personal abdecken, wird in den USA zwischen Bosch, Ford und dem Immobilienunternehmen Bedrock getestet. Ein Escape als Testwagen wird über Sensoren gesteuert. [ gd ]
Vollautomatisches Parken
Dank leistungsfähigerer Umfeldsensorik können die Parksysteme den Fahrer beim Rangieren unterstützen. Durch die Einbindung in das intelligente Multimediasystem gestaltet sich die Bedienung intuitiver und schneller. Die optionale Hinterachslenkung ist in die Parkassistenten integriert, die Berechnung der Fahrspuren darauf abgestimmt.
Notbremsfunktionen dienen besonders dem Schutz anderer Verkehrsteilnehmer. Mit dem Remote-Park-Assistenten kann der Fahrer das Fahrzeug per Smartphone ein- und ausparken. Mit der Vorrüstung für den Intelligent Park Pilot ist die S-Klasse von Mercedes Benz für Automated Valet Parking (AVP, SAE-Level 4) vorbereitet. Zusammen mit der benötigten Sonderausstattung und dem entsprechenden Connect Dienst hat die S-Klasse die Technik an Bord, um vollautomatisiert und fahrerlos in ausgerüsteten Parkhäusern ein- und auszuparken.
Serienmäßig besitzt die S-Klasse den aktiven Parkassistenten mit Rückfahrkamera, auf Wunsch kann er mit einer 360-Grad-Kamera kombiniert werden. In der S-Klasse werden die Informationen aller Sensoren und Kameras fusioniert. Dadurch können mehr Parkplätze erkannt und angeboten werden. Denn auch durch Linien (und nicht durch Fahrzeuge) begrenzte Parkplätze können erstmalig zum automatisierten Parken genutzt werden.
SAE-Level 4
Die zweithöchste Autonomiestufe nach SAE ist Level 4. Das Auto kann unter bestimmten Randbedingungen (z.B. ausgesuchte Straßen, nicht bei jedem Wetter) alle Verkehrssituationen selbstständig meistern. Ein Fahrer braucht nicht an Bord zu sein.
Video:
Interview hierzu mit Frank van der Sant, Chief Commercial Officer der Apcoa Group:
Informationen zu den beteiligten Unternehmen:
www.apcoa.de/ueber-apcoa/unternehmen
www.daimler.com/innovation/produktinnovation/autonomes-fahren