Besonders in Städten ist der Parkraum knapp. Daher müssen Lösungen gefunden werden, die diesem und auch anderen Vorgaben gerecht werden.

Besonders in Städten ist der Parkraum knapp. Daher müssen Lösungen gefunden werden, die diesem und auch anderen Vorgaben gerecht werden.

29. März 2021

Intelligente Vernetzung löst gordischen Knoten für alltagstaugliche Mobilität

Ringen um knappe öffentliche Flächen, Wachstum in den Städten, Einhaltung von Klimaschutzzielen – eine besondere Herausforderung für Mobilität und Logistik

In Städten ist Parkraum knapp, Autofahrer suchen nach der Lücke. Andererseits sind Touristen und Bewohner für lebendige Innenstädte überlebensnotwendig. Wie verträgt sich das mit angesagten Klimazielen und Forderungen nach mehr Lebensqualität? Ende 2019 stellte der Verband der Automobilindustrie e. V. (VDA) ein Positionspapier zum Parkraummanagement und zur Nutzung des öffentlichen Raums durch den ruhenden Verkehr vor. Zur praktikablen Umsetzung von Lösungsansätzen sprachen wir mit Dr. Kurt-Christian Scheel, Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie.

Mobilität ist ein wichtiges Thema für funktionierende Innenstädte, über deren Ausbluten besorgniserregend diskutiert wird. Welche gemeinsame Schnittmenge haben Ihre Lösungen mit den Vorstellungen der Städte und Stadtgesellschaften?

Es gibt große Einigkeit, dass die Mobilität der Menschen in der Stadt und im Stadt-Umland-Verkehr erhalten und für alle bezahlbar bleiben muss. Wichtig ist für uns, dass im Rahmen von Gesamtkonzepten agiert wird. Es bringt nichts, isoliert an einzelnen Stellschrauben wie den Parkgebühren zu drehen oder die Zahl der öffentlichen Parkplätze zu reduzieren. Das führt nur zu mehr Parksuchverkehr und mehr Staus.

Wenn Autoverkehr reduziert werden soll, um Verkehrsflächen für andere Nutzungen frei zu machen, dann müssen neue Mobilitätsalternativen attraktive Angebote schaffen. Ridepooling-Dienste oder Carsharing-Angebote können die Lücke schließen, die in der Wahrnehmung vieler Nutzer derzeit im Angebot zwischen dem öffentlichen Verkehr auf der einen Seite und dem privaten Pkw auf der anderen Seite besteht.

 

Sind Forderungen nach höheren Preisen für knappen Parkraum das Mittel der Wahl?

Mobilität muss für alle bezahlbar bleiben, das gilt auch für das Parken. Natürlich kann man die Frage stellen, ob die heutigen Verwaltungsgebühren, die für Bewohnerparkausweise erhoben werden, den „Wert“ des genutzten öffentlichen Raums adäquat abbilden.

Grundsätzlich aber gilt: Wer Preise erhöhen will, muss auch den sozialen Ausgleich im Blick behalten. Viele Menschen sind auf das eigene Auto angewiesen. Höhere Parkgebühren haben keine „Lenkungswirkung“, sondern verringern lediglich das Nettoeinkommen.

Ein Drehen an der „Gebührenschraube“ erhöht zunächst die kommunalen Einnahmen – zu Lasten der Bürger. Aus unserer Sicht bieten sich intelligente Lösungen an – etwa die Entzerrung des Straßenverkehrs durch Digitalisierung und Vernetzung.

Die Bereitstellung von Stellflächen für Sharing-Angebote und innerstädtische Haltepunkte für Ridepooling fördert neue Mobilitätsdienstleistungen.

Die Bereitstellung von Stellflächen für Sharing-Angebote und innerstädtische Haltepunkte für Ridepooling fördert neue Mobilitätsdienstleistungen.

Nennen Sie bitte ein paar Grundgedanken als Basis für Lösungen …

Durch die Nutzung technischer Lösungen für optimiertes Parkraummanagement verringert autonomes Parken den Bedarf an Parkfläche. Mit Ansätzen wie „Community-based Parking“ sammeln Fahrzeuge selbst Daten über freie Stellplätze und informieren sich gegenseitig darüber. So kann der Parksuchverkehr reduziert werden.

Digitale Bezahllösungen wie Handy-Parken oder entsprechende In-Car-Applikationen vereinfachen Parkvorgänge und erlauben eine minutengenaue Abrechnung.

Weitere Möglichkeiten sind die Differenzierung von Parkgebühren, um Verkehrsströme und Verkehrsaufkommen aktiv zu steuern, oder Sonderparkplätze und reduzierte Parkgebühren für Elektrofahrzeuge.

Die Bereitstellung von Stellflächen für Sharing-Angebote und innerstädtische Haltepunkte für Ridepooling fördert neue Mobilitätsdienstleistungen. Um das Halten von Lieferfahrzeugen in der zweiten Reihe zu verhindern sollten spezielle Parkflächen geschaffen werden.

 

Bedeuten die Vorschläge mehrheitlich ein Umrüsten von Autos?

Nein. Diese Ideen lassen sich mit vorhandener Technik realisieren.

 

Sind Sonderparkplätze mit reduzierten Parkgebühren für Elektroautos rechtlich durchsetzbar?

Das Elektromobilitätsgesetz sieht diese Möglichkeit ausdrücklich vor. Zudem werden Elektrofahrzeuge immer attraktiver, auch weil der staatliche Anteil am Umweltbonus ja vor wenigen Monaten verdoppelt wurde – mit entsprechend hoher Nachfragewirkung.

 

Stichwort Ridepooling: Wenn uns Krisenzeiten wie diese begleiten, geht es auch um Fragen nach Datenschutz, Sicherheit und Versicherung…

Die Anbieter von Ridepooling haben die Fragen von Daten- und Versicherungsschutz rechtlich geklärt. Die Verantwortung für die Gesundheit der Kunden steht für alle Anbieter ganz oben.

Mit Ansätzen wie „Community-based Parking“ sammeln Fahrzeuge selbst Daten über freie Stellplätze und informieren sich gegenseitig darüber. So kann der Parksuchverkehr reduziert werden.

Mit Ansätzen wie „Community-based Parking“ sammeln Fahrzeuge selbst Daten über freie Stellplätze und informieren sich gegenseitig darüber. So kann der Parksuchverkehr reduziert werden.

Mit Peer2Peer-CarSharing wird der Weg auch  frei für viele kleine Unternehmen und Privatpersonen, die steuerpflichtige Umsätze generieren. Stichwort Registrierkassenpflicht, Nebenverdienste, welcher Zeitrahmen ist da praxisnah?

Ein genereller starker Trend zu Peer2Peer-Carsharing ist derzeit nicht zu beobachten. Auch die COVID 19-Pandemie hat die Bereitschaft, das eigene Auto Dritten zu überlassen, mit Sicherheit nicht erhöht.

 

Bei all den Zukunftsvisionen stellt sich die Frage nach der digitalen Kompetenz der Autonutzer. Kann auch die ältere Generation problemlos an der Umgestaltung teilhaben?

Für die Automobilindustrie ist eine intuitive Bedienung der Systeme im Fahrzeug und eine optimale Gestaltung der Mensch-Maschine-Schnittstelle schon immer prioritär – und unabhängig vom Jahrgang des Nutzers. Viele Mobilitätsdienstleister bieten zudem neben einer Buchung über App auch telefonische Buchungsmöglichkeiten an. Zudem haben wir keinerlei Anlass, an der digitalen Kompetenz der älteren Generation zu zweifeln.

 

Vor zirka zwei Monaten legte das Verkehrsministerium einen Gesetzesentwurf für neue Mobilitätsanbieter zur Modernisierung des Personenbeförderungsrechts vor. War der VDA hier beratend tätig?

Der VDA begrüßt eine Modernisierung des Personenbeförderungsrechts, weil so neue Mobilitätsdienste wie Ridepooling in Deutschland dauerhaft rechtssicher möglich gemacht werden. Allerdings hätten wir uns durchaus einen mutigeren Reformschritt erhofft. Darüber sprechen wir im parlamentarischen Verfahren mit allen Akteuren.

Letzte, fast ketzerische Frage: Trendforscher sehen ansatzweise bis konsequent das Auto als Auslaufmodell. Wird auch in Zukunft das Auto zum Straßenbild gehören?

Solche „Trendaussagen“ gibt es seit Jahren. Den Praxistest haben sie – weltweit betrachtet – bislang nie bestanden. Das Interesse an individueller Mobilität wird auch künftig hoch sein, dazu gehört das eigene Auto.

Unsere Unternehmen investieren massiv in nachhaltige moderne Automobile, die lokal emissionsfrei und vernetzt unterwegs sind. Das Auto wird noch viele Jahrzehnte zum Straßenbild gehören.

Das Interview führte Steffi Findeisen.


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17. April 2024


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