Das neue Gebäude „die Spalte“ nutzt die kleine Grundfläche optimal: Bis ins Jahr 2015 stand dort noch das kleinste Gebäude der Stadt Tuttlingen (links).

Das neue Gebäude „die Spalte“ nutzt die kleine Grundfläche optimal: Bis ins Jahr 2015 stand dort noch das kleinste Gebäude der Stadt Tuttlingen (links).

30. März 2021 – Anzeige

Eine Architekturskulptur in Tuttlingen

„Die Spalte“, ein modernes Wohngebäude, ist schmal, lichtdurchflutet und preisgekrönt

Kleine Häuser strahlen eine besondere Faszination aus. Inzwischen gibt es aus den USA sogar den Trend der „Tiny-Houses“, der winzigen Mini-Häuser, die meist auf Rädern stehen. Kleine Häuser haben natürlich auch meist eine kleine Wohnfläche. Anders ist es mit einem inzwischen preisgekrönten Mini-Haus in Tuttlingen. Es ist zwar schmal, bietet aber trotzdem eine Wohnfläche von 160 Quadratmetern.

Die Architektenkammer Baden-Württemberg zeichnete den Neubau im September 2020 im Bereich „Beispielhaftes Bauen im Landkreis Tuttlingen“ aus. Die Jury begründete die Auszeichnung damit, dass das Gebäude zeige, „dass innerstädtisches Bauen in historischem Kontext gleichermaßen integrierend und modern sein kann.“

Der Bauplatz ist voller Historie. Einst stand hier die Werkstatt eines Lederspalters. Es war ein kleines, einstöckiges Gebäude, eine alte Werkstatt mit einem riesigen windschiefen Dach, in dem das Lager untergebracht war. „Die Spalte“ – so hieß diese uralte Lederspalter-Werkstatt. Den gleichen Namen trägt nun der Neubau, den Architekt und Bauherr Heinrich Binder eher als Skulptur als ein Gebäude empfindet. Denn es ragt wie ein Kunstwerk zwischen den alten und bunten Fassaden Alt-Tuttlingens hervor.

Das Gebäude war von Anfang an als Stadthaus konzipiert. Der Architekt hatte die alte und schiefe Werkstatt gekauft und geplant, es in ein gemütliches kleines Wohnhaus umzuwandeln. Aber schon bald merkte er, dass es unmöglich war, das Gebäude zu restaurieren oder zu sanieren. Die Baumasse war einfach zu schlecht. Andere hätten vielleicht aufgegeben. Heinrich Binder jedoch erkannte seine Möglichkeiten. „Ich habe eine Herausforderung gesucht, das Projekt hat sich angeboten.“ Ein Glück für ihn! Er nahm die Herausforderung an und bewohnt nun mit seiner Tochter einen der vielleicht interessantesten Neubauten der Stadt. Die Stockwerke sind mit einem Aufzug verbunden.

Das fünfstöckige Stadthaus „Die Spalte“ öffnet sich mit seinen fassadenbreiten Fenstern sowohl zur Stadt, als auch zur Donau hin und lässt viel Licht in die Innenräume. Es bietet alle Annehmlichkeiten eines freistehenden Einfamilienhauses, trotz seiner Kompaktheit.

Das fünfstöckige Stadthaus „Die Spalte“ öffnet sich mit seinen fassadenbreiten Fenstern sowohl zur Stadt, als auch zur Donau hin und lässt viel Licht in die Innenräume. Es bietet alle Annehmlichkeiten eines freistehenden Einfamilienhauses, trotz seiner Kompaktheit.

Herausforderungen gesucht und gefunden

Natürlich waren intensive Voruntersuchungen und genaue Pläne nötig, damit ein zeitgerechtes Erscheinungsbild mit Wiedererkennungswert entstehen konnte, ohne das klassische Stadtbild zu stören. So entstand ein modernes Stadthaus mit fünf Stockwerken, das heraussticht und sich dennoch anpasst.

Die Firsthöhe entspricht beispielsweise genau den Höhen der benachbarten Häuser. Die Fassadenfront gibt sich mit großzügigen Verglasungen offen und durchscheinend. Diese Leichtigkeit wirkt einladend und sorgt in den Innenräumen für lichtdurchflutete Räume.

Doch leider kam es während der Bauzeit immer wieder zu unangenehmen Überraschungen.

„Die Bauphase war extrem schwierig“, räumt Architekt Heinrich Binder ein. Als das alte und fast verfallene Vorgebäude abgerissen wurde, meldeten sich die ersten Probleme. „Ich hatte Angst, dass die Nachbarhäuser einstürzen.“ Die Häuser waren über die Jahrhunderte miteinander so stark verwachsen, dass die Treppe der „Spalte“ sogar durch eines der Nachbarhäuser führte. Die Nachbarhäuser mussten deshalb verstärkt und deren Keller unterstützt werden.

Auch ein kerzengerade, normaler Bau war wegen der Schiefe der Nachbarhäuser nicht möglich. Das neue Stadthaus verjüngt sich nach oben. Außerdem mussten acht Mikropfähle in den Boden gerammt werden. Sie wurden in neun Meter Tiefe eingebohrt, die Restfläche mit Beton verpresst, da der gesamte Boden aus Donaukies besteht, der besondere Anforderungen stellt. Erst in dem Moment, in dem die Bodenplatte eingezogen war, konnte der Bauherr beruhigt aufatmen. Seine Idee, ein altes marodes Haus, das nicht mehr zu retten war, mit einem Neubau zu ersetzen, konnte nun verwirklicht werden!

Das Gebäude ist von zwei Seiten erschlossen. Im Erdgeschoss befinden sich die Nebenräume, die Garage und die gesamte Haustechnik. Außerdem beginnt hier die Treppe aus Beton, die in die oberen Stockwerke mit den eigentlichen Wohnräumen führt. Eine innenliegende Loggia gibt den direkten Blick auf die Donau frei. Ein kleines Atrium im Erdgeschoss lädt außerdem zum Verweilen im Garten ein.

Das Gebäude bietet alle Annehmlichkeiten eines freistehenden Einfamilienhauses, obwohl es viel kompakter und die Grundfläche minimal ist. Minimalistisch ist auch das Interieur Design. Die Materialien sind schlicht, aber edel. So bestehen Böden und Fenster aus Eichenholz, die Einbauschränke sind weiß. Die Farben Grau, Weiß und Braun dominieren. Die raumhohen Türen und großen Fenster verleihen dem Gebäude eine überraschende Weite und optische Großzügigkeit.

Blick auf die Donau über ein Panoramafenster (links). Treppenhaus (rechts): Das Tuttlinger Haus „die Spalte“ ist aus statischen Gründen als Stahlbetongebäude errichtet und ermöglicht damit große Glasfronten auf zwei Seiten.

Blick auf die Donau über ein Panoramafenster (links). Treppenhaus (rechts): Das Tuttlinger Haus „die Spalte“ ist aus statischen Gründen als Stahlbetongebäude errichtet und ermöglicht damit große Glasfronten auf zwei Seiten.


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27. März 2024


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