Welche Erfahrungen hat Fridays for Future mit Freiburger Politikern gesammelt?
Konstruktive Gespräche sind der sinnvollste Weg
Aktiv und ideenstark präsentieren sich seit Dezember 2018 die Aktivisten von Fridays for Future der Freiburger Ortsgruppe auch mit ihrer eigenen Internetseite. Felix Quartier hat die Erfahrungen mit Politikern der Stadt für unsere Rubrik „Frag doch mal...“ in seinem Statement zusammengefasst und gleichzeitig für ihr Konzept, nämlich im gemeinsamen Gespräch zu bleiben, geworben.
Felix Quartier: „Wichtig sind detaillierte Diskussionen und konstruktives Zusammenarbeiten“
„Als ich im Dezember 2018 mit einer kleinen Gruppe Fridays for Future in Freiburg begonnen habe, ging es vor allem um die großen Themen, die mächtigen Hebel der Klimakrise. Denn ein paar Wochen später wurde ein Ergebnis der Kohlekommission erwartet – der Kohleausstieg. Ohne Zweifel entscheidet sich an diesen großen Fragen, ob wir überhaupt noch eine Chance haben, das Pariser Klimaabkommen einzuhalten. Deshalb ist es natürlich auch weiterhin sehr wichtig, auf dieser Ebene Druck zu machen, die großen Player zu adressieren.
Schnell wurde mir aber klar, dass der Grundstein für den schnellen Kohleausstieg nicht nur in Berlin gelegt wird. Vielmehr stellt sich die Frage, wie schnell wir dezentral vor Ort die erneuerbaren Energien ausbauen können, sodass die großen Kohlemeiler automatisch vom Netz gehen können. Ob das neue Wohngebiet mit flächendeckender Photovoltaik ausgestattet wird oder ob der Windpark nebenan gebaut wird, das entscheidet sich lokal vor Ort in den Kommunen. Auch deshalb sind wir wenige Monate nach dem katastrophalen Kohleausstieg zum Gemeinderat und der Stadtverwaltung gegangen und haben unsere konkreten Forderungen für die Kommune vorgestellt.
Denn vor allem eine selbst ernannte Green City, aber eigentlich auch jede andere Kommune, die sich zukunftssicher aufstellen möchte, muss ja wohl ihren Spielraum ausnutzen für eine klimagerechte Zukunft. Die Forderung ist klar: Klimagerechtigkeit lokal umsetzen.
Was heißt das? Wir haben mit Wissenschaftlern das 1,5-Grad-Celsius-Ziel auf die einzelne Stadt heruntergebrochen und aufgezeigt, was die Kommune selbst tun kann. Danach haben wir uns aufgemacht und für diese Forderungen geworben. Auf Demos, in Gesprächen mit Verwaltung, Bürgermeister, Gemeinderäten. Wir haben konstruktiv mit der Verwaltung über Lösungen gestritten und leider hat offensichtlich auch das angebliche Vorbild Freiburg noch nicht genug getan, um das Pariser Abkommen umzusetzen.
Wir haben unsere Forderungen letztes Jahr noch einmal überarbeitet, sind immer wieder in Gesprächen mit den verschieden Ebenen. Der Dialog zahlt sich aus: Der Gemeinderat hat kürzlich beschlossen, dass künftig deutlich mehr Geld in den Klimaschutz gesteckt wird. Gemeinsam mit dem Fuß- und Radentscheid haben wir die Weichen gestellt, dass Freiburg jetzt auch im bisherigen Sorgenkind Verkehr einen Kurswechsel einleitet.
Es gibt jetzt ein Maßnahmenprogramm mit vielen kleinen Klimaschutzmaßnahmen, die schon jetzt umgesetzt werden. All das haben wir im Endeffekt gemeinsam erreicht. Einerseits durch den Druck auf der Straße, aber auch durch detaillierte Diskussionen und konstruktives Zusammenarbeiten mit dem Gemeinderat. Für mich ist das gelebte Demokratie. Ich kann deshalb allen nur ans Herz legen, in diesen Diskurs zu gehen und junge Menschen ernst zu nehmen. Denn im Endeffekt ist Klimagerechtigkeit kein Nischen-Thema, sondern grundlegend wichtig für unser aller Zukunft. Und jetzt sogar auch offiziell Verfassungsauftrag.“
Kontakt:
freiburg@fridaysforfuture.de
https://freiburgforfuture.de und
https://www.facebook.com/fridayforfuturefreiburg
außerdem:
https://www.klimaaktionsbuendnis-freiburg.de
Die Aussagen weiterer Klimaaktivisten können Sie hier ebenfalls nachlesen.
Bisher haben wir noch folgende Statements zur Klimathematik von:
– Flensburg
– Konstanz
– Naturpark Südschwarzwald
– Neu-Ulm / Ulm
– Staatsministerium Baden-Württemberg und KEA Baden-Württemberg
Wir bedanken uns ganz herzlich dafür!
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