Mehrwegprodukte machen es möglich
Klimaschonende Veranstaltungen
Überquellende Abfalleimer, Pappbecher in den Büschen, benutzte Teller in Parks und am Wegesrand. Die steigenden Abfallmengen verdeutlichen es: Einwegbecher, Menüschalen, Plastikteller und Co. schaden der Umwelt. Zusätzlich sind sie ausgesprochen klimaschädlich. Neue Gesetze und Verordnungen weisen den Weg in eine abfallärmere Zukunft bei der Ausgabe von Speisen und Getränken auf Veranstaltungen.
Mehr als 700 Millionen Euro geben Kommunen jährlich für die Entsorgung von Einwegkunststoffartikeln aus. Dabei fallen insbesondere Becher, Teller und Einwegbestecke bei Stadtfesten und weiteren Veranstaltungen im öffentlichen Raum an. Nicht selten werden die Wegwerfprodukte achtlos in der Umwelt entsorgt oder einfach an Ort und Stelle liegen gelassen. Kunststoffe gelangen so in die Natur. Die Herstellung des Einweggeschirrs ist zudem alles andere als klimaschonend. Laufend werden neue Rohstoffe benötigt und aufwändig verarbeitet, um nach kurzer Zeit in der Natur oder in der Verbrennung zu landen.
Ab 1. Juli dieses Jahres sind einige Einwegkunststoffartikel nicht länger erhältlich. Der Grund dafür sind die Bestimmungen der Einwegkunststoffverbotsverordnung. Zu den betroffenen Artikeln gehören Einweg-Plastikteller und -besteck sowie Becher und Essensboxen aus aufgeschäumtem Polystyrol. Viele Veranstalter, Gastronomen und Kommunen müssen sich nun für neue Verpackungsformen entscheiden.
Ressourcen sparen und das Klima schonen
Um gleichzeitig Abfallmengen und Klimaauswirkungen von Veranstaltungen zu reduzieren, bietet sich die Nutzung von Mehrweggeschirr an. Wiederverwendbare Becher aus Polypropylen sind bereits nach fünf Nutzungen klimafreundlicher als sämtliche verfügbaren Einwegbecher. Auch Mehrwegbesteck und -teller weisen deutliche CO2-Einsparungen im Vergleich zu Wegwerfprodukten auf. Durch ein Pfand landet das Mehrweggeschirr nicht in der Umwelt. An Ende des Produktlebens kann man es außerdem getrennt sammeln und recyceln.
Viele Veranstalter haben das bereits seit langer Zeit erkannt und setzen auf Mehrwegprodukte. Dazu gehören fast alle Vereine der ersten Fußball-Bundesliga (darunter der FC Bayern München und Borussia Dortmund) oder das Münchener Oktoberfest. Besonders vorbildlich ist der Deutsche Evangelische Kirchentag, der von der Gabel über den Teller bis hin zum Kaffeebecher komplett auf wiederverwendbare Verpackungen setzt. Allein bei der letzten öffentlichen Ausgabe der Veranstaltung 2019 in Dortmund konnten so 280.000 Einwegprodukte vermieden werden.
Große Veranstaltungen greifen in der Regel auf das Angebot von Mehrwegsystemdienstleistern zurück. Diese liefern das Geschirr in großen Mengen sauber an und holen es nach der Nutzung ab. Die Reinigung und Trocknung erfolgt in hocheffizienten Spülstraßen. Durch eine deutschlandweite Verteilung der Spülstraßen können Transportwege kurzgehalten werden. Eine Alternative für kleinere Veranstaltungen ist die Nutzung von eigenem Mehrweggeschirr und die Reinigung in Spülmobilen. Häufig kann man das gereinigte Geschirr direkt nach Reinigung wieder einsetzen. Viele Kommunen, die ein Mehrweggebot für Veranstaltungen im öffentlichen Raum erlassen haben, verleihen Spülmobile samt Geschirr.
Mehrweggeschirr als Anzeichen für Qualität
Ein Vorteil von Mehrwegsystemen für Veranstaltungen ist neben der Abfallvermeidung und der reduzierten Umweltauswirkungen der zusätzliche Kontakt mit den Besuchern bei der Pfandrückgabe, der oft in eine weitere Bestellung mündet. Außerdem werden Mehrwegverpackungen insgesamt als hochwertiger wahrgenommen, was in vielen Fällen zu einem höheren Absatz von Speisen und Getränken nach einem Mehrwegumstieg führt.
Viele fragen auch nach den Hygieneaspekten bei wiederverwendbarem Geschirr. Besonders nützlich sind in diesem Zusammenhang die Leitfäden des Lebensmittelverbands Deutschland. Sie trugen mit ihren eindeutigen Vorgaben für den Umgang mit Mehrweggeschirr dazu bei, dass auch während der Corona-Pandemie viele Anbieter in der Gastronomie ihr Mehrwegangebot mit einem sicheren Gefühl beibehalten konnten. Der Lebensmittelverband schlägt insbesondere vor, die Bereiche, in denen Mehrweggeschirr zurückgenommen wird, regelmäßig zusätzlich zu reinigen und den direkten händischen Kontakt zu minimieren.
Anders als Mehrweggeschirr ermöglichen alternative Einwegprodukte nur scheinbar eine ökologische Entlastung im Vergleich zu Plastikbesteck und Co. Reine Pappprodukte sind oft mit Nachteilen verbunden, da das Material schneller durchweicht und trotzdem ressourcenintensiv ist. Die Herstellung eines einzigen Papp-Einwegbechers verbraucht beispielsweise bis zu zwei Liter Wasser. Zum Vergleich: Für die Reinigung eines Mehrwegbechers in einer industriellen Spülmaschine reichen 100 Milliliter.
Auch Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen sind keine Alternative. Lange Lieferketten und chemische Zusätze beeinträchtigen die Ökobilanz. Zudem werden alle Einwegprodukte nach sehr kurzer Nutzung zu Abfall und anschließend in der Regel verbrannt. Dies steht im krassen Widerspruch zur Abfallhierarchie aus dem Kreislaufwirtschaftsgesetz, die der Abfallvermeidung und Wiederverwendung oberste Priorität einräumt. Die Nutzung von Mehrweggeschirr folgt dieser Vorgabe und verhindert, dass sich rund um Veranstaltungen Abfallberge türmen. Gleichzeitig wird der CO2-Fußabdruck von Stadtfesten, Jahrmärkten und Open-Air-Konzerten mit Mehrwegprodukten minimiert. Klima- und umweltbewusste Kommunen sollten deshalb – dem Klima und der Umwelt zuliebe – ein Mehrweggebot für Veranstaltungen erlassen.
Kontaktdaten der Bundesgeschäftsstelle Berlin:
Deutsche Umwelthilfe e.V. – Bundesgeschäftsstelle Berlin
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
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