Wälder bieten viel Entspannung. Besonders seit Beginn der Pandemie stellen das Waldbesucher fest. Und im Bienwald im südlichen Rheinland-Pfalz westlich von Karlsruhe gibt es für Natur- und Kunstliebhaber so einiges zu entdecken.

Wälder bieten viel Entspannung. Besonders seit Beginn der Pandemie stellen das Waldbesucher fest. Und im Bienwald im südlichen Rheinland-Pfalz westlich von Karlsruhe gibt es für Natur- und Kunstliebhaber so einiges zu entdecken.

4. Oktober 2021

Hier werden die Synapsen mit der Natur verkabelt

Naturerlebnispfad Bienwald regt nicht nur die Sinne an, sondern auch die Identifikation mit der Heimat

Im südlichsten Zipfel von Rheinland-Pfalz liegt das 18.000 Hektar große Naturschutzgroßprojekt (NSG) Bienwald mit mehr als 300 verschiedenen Biotop- und Vegetationseinheiten, ein Mosaik von ursprünglicher Natur- und traditioneller Kulturlandschaft. Ein zentrales Anliegen dieses Projektes ist das beispielhafte Miteinander von Naturschutz und raumrelevanten Nutzern, insbesondere Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Naherholung und sanfter Tourismus. Mit dem Projekt sollen Synergieeffekte zwischen Naturschutz und anderen Interessen gestärkt werden. Gleichzeitig soll der Bienwald durch eine geeignete Besucherlenkung als Naturerlebnisraum entwickelt werden.

Um dieses Ziel zu erreichen, wurde das Stuttgarter Unternehmen KuKuk GmbH (in Kooperation mit der Natur- und Abenteuerschule Odenwald) beauftragt, einen Naturerlebnispfad (NEP) zu entwickeln, der Besucher dazu anregt sich mit Hilfe der Sinne, mit der Natur zu verbinden. Denn Naturschutz ernst genommen bedeutet, Menschen für die Natur zu sensibilisieren, ihnen die Schönheit zu zeigen, sie auf das Besondere aufmerksam zu machen, so dass Natur einen bleibenden Eindruck hinterlässt und begeistert. Das wirkt nachhaltig und erzeugt Naturverbundenheit.

Zugleich hat ein sinnenreicher Aufenthalt in der Natur noch ganz andere positive Auswirkungen. Gerade in Zeiten des Getrenntseins, wie es durch Lockdown-Maßnahmen mit Masken- und Abstandspflicht extrem erfahrbar ist, kann dies sogar heilsam sein. Aus Forschungen zum Waldbaden (das japanische „Shinrin Yoku“) wissen wir, dass unsere Psyche und unser Immunsystem vielfach unterstützt und angeregt werden, was teilweise signifikant das Wohlbefinden und die Gesundheit fördert. Dies spiegeln auch Zahlen wider, die besagen, dass derzeit in Wäldern bis zu viermal so viele Menschen Freizeit verbringen und Erholung suchen, wie vor der Pandemie.

Links: Station „Akademie des Waldes“: Bäume, die Kunstwerke imitieren wie hier „Der Kuß“ von Constantin Brancusi. Rechts: Radiästhetiker entdeckten eine Wasseraderkreuzung unter dem Baum, in den offenbar mal ein Blitz einschlug. Künstler inspirierte dies, die Wasseraderkreuzung auf dem Boden darzustellen.

Links: Station „Akademie des Waldes“: Bäume, die Kunstwerke imitieren wie hier „Der Kuß“ von Constantin Brancusi. Rechts: Radiästhetiker entdeckten eine Wasseraderkreuzung unter dem Baum, in den offenbar mal ein Blitz einschlug. Künstler inspirierte dies, die Wasseraderkreuzung auf dem Boden darzustellen.

Natur, Kunst und Philosophie verschmelzen

Doch wie erfüllt man als Planer all diese Anforderungen an ein zeitgemäßes Naturerlebnis-Angebot? Im Mittelpunkt steht die Natur, die Landschaft vor Ort und daher orientiert man sich zunächst an dieser und lässt sich davon inspirieren. Von solchen Wahrnehmungen ausgehend wurde für den Bienwald ein facettenreiches Konzept mit verschiedenen Themen und Bezügen zum Ort entwickelt, das unterschiedliche Interessen berücksichtigt. Aspekte aus der Naturkunde, dem Waldbaden, lokaler Geschichte, Baumbesonderheiten und Kunst, dienten dabei als Leitfaden zur Ausarbeitung der 14 Stationen zwischen Büchelberg und dem Weißen Kreuz.

Wie vielschichtig der Naturraum den Besuchern nahegebracht wird, zeigt beispielhaft die Station „Blitz- und Wasserader-Baum“. Bereits vom Weg aus ist eine ungewöhnlich zerzaust aussehende Baumgestalt sichtbar. Der Stamm, beinahe bis auf den Boden herab gespalten, hat auf einer Höhe von vier Metern viele senkrecht in die Höhe geschwungene Äste, die ein wenig an einen mehrarmigen Kerzenständer erinnern. Radiästhetische Untersuchungen zeigten, dass zwei Blitzeinschläge der Krone wohl großen Schaden zufügten, welche die Buche mit starkem Wuchs von neuen Ästen kompensiert. Als Auslöser für diese Blitz-Ereignisse steht eine Wasseraderkreuzung im Verdacht, die sich unter dem Stamm in der Erde befindet. Die Hintergründe dazu, werden für kritisch fragende Besucher auf einer Infotafel erläutert. Für den mehr sinnlich geprägten Waldspaziergänger veranschaulichen zwei blaue Markierungen auf dem Boden den Verlauf der Wasseradern und deuten so ein Zusammenwirken mehrerer Faktoren an diesem Ort an.

Verspiegelte Tiersilhouetten stellen auf künstlerische Weise die Idee der Tarnung dar.

Verspiegelte Tiersilhouetten stellen auf künstlerische Weise die Idee der Tarnung dar.

Haltestationen für neue Sichtweisen

Die Station „Tiere des Bienwald“ liegt an einer malerischen Stelle entlang des Aschbachs. Dort befindet sich der Hinweis, dass die sieben Haupttierarten des Bienwaldes sich gut getarnt auf der anderen Uferseite versteckt halten. Mit diesem Suchspiel sollen gezielt Kinder angesprochen werden ihre Blicke umher schweifen zu lassen um die Bewohner des Waldes zu entdecken. Es sind verspiegelte Tiersilhouetten, die auf künstlerische Weise die Idee der Tarnung darstellen und so dazu anregen, sich Gedanken zu Tarnungsstrategien in der Tierwelt zu machen.

In der „Akademie des Waldes“, einer Serie aus drei Bilderrahmen auf Staffeleien, entdeckt der Besucher besondere Baumwuchsformen, die entfernt an bekannte Kunstwerke erinnern. Der Griff zur Kunst dient hier dazu, neben dem Schärfen der Wahrnehmung, den Besucher einzuladen, selbst einmal mit der subjektiven „Brille“ die Natur anzuschauen. Vielleicht entdeckt man auf diese Weise für sich einen neuen Bezug, neben dem, dass es einfach Freude machen kann auf der Suche zu sein nach Baumgesichtern oder anderem.

Tief Eintauchen in sich selbst kann man an der Waldbaden-Station „Wurzel“. Dort findet man meditative Übungen um den eigenen Wurzeln im Leben nachzuspüren, sitzend zwischen den großen Wurzelausläufern einer Eiche.

Eine noch nicht realisierte Idee für den Pfad: An Ästen hängende Spiegelstücke reflektieren das Sonnenlicht im morgendlichen Nebelwald.

Eine noch nicht realisierte Idee für den Pfad: An Ästen hängende Spiegelstücke reflektieren das Sonnenlicht im morgendlichen Nebelwald.

„Moos“, „Mystischer Wald“, „Biotopbaum“, „Kooperation statt Konkurrenz“, „Gutenbrunnen“, „Eichenheldbock“ und „Naturwald – Wirtschaftswald“, heißen die weiteren Stationen.

Dieser vielseitig die Sinne anregende und zugleich auch informative Naturerlebnispfad stellt das Natur-Erleben an erste Stelle. Denn Erlebnisse mit der Natur stehen in dieser Zeit hoch im Kurs. Vom Freizeit-, Erholungs- bis zum Therapieangebot deckt die Natur viele Bedürfnisse ab. Dieses Potential zu erkennen und für sich als Kommune zu nutzen, wird in Zukunft mitentscheiden, ob die Nachfrage als Wohn-, Erholungs- oder Urlaubsort zunimmt oder stagniert. Denn das Bedürfnis sich in der Natur aufzuhalten und ihre positiven Wirkungen zu erfahren, ist für viele Menschen in einer digitalen und anspruchsvollen Welt ein immer wichtigerer Ausgleich, der für die Balance im Leben steht.   Robin Wagner

 


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17. April 2024


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