Kommunen knüpfen eigenes Netzwerk für Bürger
Austausch und Information mit Sicherheit / Soziale Plattform genügt auch den Anforderungen an den Datenschutz
Der deutsche Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber warnt Regierung und Behörden vor der Nutzung von Facebook-Seiten als Kommunikationsmittel. Nutzerdaten seien nicht ausreichend geschützt. Einige Kommunen sind daher bereits auf eigene soziale Netzwerke umgestiegen.
Ob die Wochenangebote der Restaurants und Gasthäuser vor Ort, der nächste Blutspendetermin, der Baufortschritt der Kinderkrippe oder die Einsatzberichte der Feuerwehren – all das finden die Bürger aus Painten in der „Painten App“. Seit November 2020 nutzt die Marktgemeinde mit rund 2300 Einwohnern die Village-App. Diese bietet mehr als reine Informationen aus dem Rathaus, denn in der App kann jeder registrierte Nutzer Beiträge liken, Kommentare schreiben, Gruppen gründen oder Veranstaltungen erstellen – und so echten Bürgerdialog stattfinden zu lassen.
Überzeugt haben Bürgermeister Michael Raßhofer das Gesamtpaket des Anbieters und die Benutzerfreundlichkeit: „Die App ist wirklich einfach zu bedienen, man benötigt keinerlei IT-Kenntnisse, um eigene Texte und Beiträge zu erstellen.“ Damit erlangt die Anwendung einen hohen Stellenwert in der Gemeinde – fast die Hälfte der Einwohner ist bereits registriert und beteiligt sich.
Andere Gemeinden ohne eigene App sind in gängigen sozialen Netzwerken aktiv, um dem Wunsch nach bürgernaher Kommunikation nachzukommen. „Viele Inhalte auf Facebook, Instagram und Co gehen über die Standard-Information hinaus. Die Inhalte sind dialogorientiert, man möchte ins Gespräch kommen“, so Professor André Haller, Experte für Marketing und Kommunikationsmanagement. Eine schnelle Meinungsabfrage, ein Stimmungsbild, einfach und rasch umgesetzt, auch das passiert in sozialen Medien. Für Bürger bietet das einen zusätzlichen Service und vermittelt das Gefühl, Teil eines großen Ganzen – ihrer Kommune – zu sein.
Was für die Internetgiganten Facebook, Twitter, Instagram und Co. gilt, trifft auch auf kommunale Apps mit sozialen Funktionen zu. Mit einem Unterschied: Die Dorfapps sind in der Regel datenschutzkonform. „Die Villageapp hostet ihre Daten auf deutschen Servern, sie werden nicht für kommerzielle Zwecke genutzt oder gar weiterverkauft, damit erfüllt die Villageapp die Grundanforderungen an den Datenschutz “, so Haller. Das war Gründer Ricardo Aitzetmüller von Anfang an wichtig: „Wir verlangen einen Beitrag von den Gemeinden für das Hosten der Daten und die IT hinter der App, dafür werden die Mitgliederdaten oder sonstige Inhalte weder verkauft, noch personalisierte Werbeanzeigen geschaltet. Da ich selbst sehr vorsichtig mit meinen Daten im Netz bin, ist mir das eine Herzensangelegenheit “, so der Gründer.
Über 50 Gemeinden deutschlandweit nutzen die App bereits. Raßhofer sieht einen entscheidenden Vorteil zu anderen Plattformen: Der abgeschlossene Raum, eine geschlossene Gesellschaft sozusagen, der nur mit Zugangscode betreten werden kann. „Die Daten in der Villageapp sind sicher“, sagt er, und in der Folge seien auch die Bürger offener und werde die App zunehmend zu „einem sicheren digitalen Informationspool.