17. Dezember 2021

Videodaten als statistische Daten für die Auswertung

Warum Stadtmarketingverantwortliche auf Bewegungsdaten setzen sollten

Nur wer analysiert, was auf den Straßen und Plätzen einer Stadt vor sich geht, kann die Zukunft der Stadt bedarfsgerecht und für alle zum besten Nutzen planen. Er sieht, wie Bewohner und Besucher mit den Füßen über Angebote der Stadt abstimmen. Videogestützte Bewegungsdaten sind im Stadtmarketing nicht nur Quelle, um sinnvolle Maßnahmen zu entwickeln, sie ermöglichen zu überprüfen, wie gut diese Maßnahmen am Ende sind.

Ein gutes Bild abgeben

Technologien einer smarten Stadt sollen dazu beitragen, das Leben ihrer Einwohner, Einpendler und Besucher lebenswerter und Standorte für Unternehmen attraktiver zu machen. Zum Beispiel durch optimal gelenkte Verkehrsströme mit wenigen Staus, einen guten öffentlichem Nahverkehr und fahrradfreundlichen Verkehrswegen. Dazu kommen ein attraktiver Einzelhandel und kulturelle Angebote.

Hinter Smart-City-Initiativen steht meist ein Stadtentwicklungskonzept, dessen Maßnahmen und deren Realisation unter dem Begriff des Stadtmarketings gefasst werden. Denn jedes erfolgreiche Stadtmarketing ist nicht nur PR oder Marketing oder Kommunikation. Es baut auf einer Stadtplanung auf, die die positiven Faktoren einer Lebensqualität in der Stadt beeinflussen. Ein dafür nötiges Konzept, städtische Räume zu entwickeln, fußt auf einer grundlegenden Analyse von verschiedensten Informationen. Bewegungsdaten aus intelligenten Kameras sind eine nützliche Quelle für diese Analysen, neben Interviews und bestehenden statistischen Informationen wie Einwohner-, Handelsregister- oder Katasterdaten.

Videodaten über Plätze, Parkplätze usw.

Videokameras werden nicht nur für Sicherheitsaspekte genutzt. Sie dienen dazu, den Verkehr zu planen und zu lenken. Sie liefern eine neue Qualität an Verkehrsdaten, weil sie Bewegungsströme und -muster an öffentlichen Plätzen, auf Parkplätzen, an Kreuzungen und in Bussen und Bahnen anonymisiert und damit datenschutzkonform dokumentieren können. Das macht diese Daten so wertvoll für das Stadtmarketing. Denn sie liefern zum Beispiel Informationen über Staus. Sie deuten bei Fußgängern auf besonders beliebte Treffpunkte und Wege hin. Oder sie geben Aufschluss, wie beliebt Märkte oder Straßenfestivals sind. Welche Angebote oder Informationen wo besonders gut ankommen, ist nun nicht mehr nur augenfällig, sondern mit harten Zahlen analysierbar.

So funktioniert’s

Die Verantwortlichen interessieren sich nicht für klassische Videostreams, sondern für anonyme, statistische Daten, die aus der Analyse der Bilder gewonnen werden können. Videoanalysetechnologie nutzt zwar Kameras, jedoch fungieren diese hier wie ein Sensor, um die Daten zu erfassen. Die Intelligenz sitzt in einer Software, die die Bilddaten in Echtzeit auswertet und in anonyme Daten übersetzt, beispielsweise: „An einem durchschnittlichen Wochentag überqueren 500 Fußgänger die Kreuzung XYZ zu Fuß zwischen 7.30 Uhr und 8 Uhr. Die ursprünglichen Bilder werden nach der Analyse, die innerhalb von Millisekunden passiert, nicht gespeichert und damit werden keine personenbezogenen Daten erhoben. Das Vorbild dieser künstlichen Intelligenz ist der beobachtende Mensch, der ja auch keine Bilder abspeichert, sondern sich merkt, was er sieht.

Von der Datentabelle zur Analyse

Das Ergebnis ist, wie bei allen statistischen Rohdaten, eine Datentabelle mit vielen Variablen, die Verantwortliche nun sinnvoll miteinander in Relation setzen, um konkrete und gehaltreiche Schlüsse ziehen und sinnvolle Marketingmaßnahmen ableiten zu können. Anbieter von Videoanalysesystemen oder spezialisierte Systemintegratoren unterstützen die am Stadtmarketing beteiligten Akteure mit webbasierten Dashboards, die die Datenflut kanalisieren. Hier lassen sich vordefinierte Analysen durchführen und deren Ergebnisse grafisch anzeigen. Verkehrs- und Stadtplaner, Wirtschaftsförderer, Kulturreferenten, Tourismusbeauftrage und PR-Verantwortliche entscheiden dann anhand von Balkendiagrammen, Flussdiagrammen und Heatmaps.
Einige Beispiele für Analysen, die ein erfolgreiches Stadtmarketing durch bessere Planung ermöglichen:

Marketingziel: Fahrradfreundliche Stadt

Viele Städte schreiben sich die Fahrradfreundlichkeit auf die Fahne, um Schadstoffemissionen zu senken, den Verkehr sicherer und humaner zu gestalten und letztlich, um die Zufriedenheit der Einwohner zu erhöhen. Das Videoanalysesystem erfasst zum Beispiel, wie viele Fahrradfahrer in bestimmten Straßen zu Hauptverkehrszeiten unterwegs und wie viele Autos und andere motorisierte Fahrzeuge darunter sind.

Aus diesen Daten können die Verantwortlichen in einem Soll-Ist-Vergleich schließen, wo es Probleme gibt, etwa wegen fehlender Fahrradspuren oder einer zu hohen Geschwindigkeit auf den Straßen. Ein Planen des Verkehrs als Teil eines erfolgreichen Marketings wären beispielsweise der Ausbau von Fahrradspuren oder ein generelles Tempolimit im Innenstadtbereich.

Marketingziel: Guter Anschluss an die „Öffis“

Ein bedarfsgerechter ÖPNV ist gegenüber Wirtschaftsakteuren ein wichtiges Argument, um den Standort zu vermarkten. Wenn Mitarbeiter mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen sollen, muss dieser gut funktionieren. Andernfalls tun sich Unternehmen schwerer, Mitarbeiter zu finden. Zudem sind sichere Haltestellen mit genügend Parkplätzen ein Kriterium für Lebensqualität.

Ein Videoanalysesystem beantwortet Fragen, wie: Wie viele Fahrgäste stehen an der Haltestelle? Wie viele steigen an bestimmten Haltestellen zu bestimmten Tages- und Wochenzeiten ein und aus? Wie lange dauert das? Gibt es Probleme?

Stadt- und Verkehrsplaner bekommen damit fundierte Soll-Ist-Daten an die Hand, mit denen ein bedarfsgerechtes Angebot mit angemessen Fahrtakten und Kapazitäten planen können. Ebenso lassen sich aber beispielsweise Einstiegssituationen an Haltestellen durch bauliche Maßnahmen verbessern.

Marketingziel: Attraktive und lebendige Innenstadt

Belebte Innenstädte bedeuten Lebensqualität für Einwohner. Für Gewerbetreibende sind sie eine Voraussetzung, dass das Geschäft läuft. Eine Attraktivität für Einzelhandel oder Gastronomie belebt die Innenstädte.

Videoanalysesysteme liefern Daten zu Fragen wie: Wie viele Menschen sind zu bestimmten Tageszeiten unterwegs? Wo bleiben sie stehen? In welche Richtung bewegen sie sich? Gibt es „tote“ Ecken, an denen niemand vorbeikommt? Wo gibt es Staus?

Eine Marketingmaßnahme für weniger attraktive Standorte in einer Innenstadt können bauliche Maßnahmen sein, etwa Plätze zum Verweilen. Eine andere Möglichkeit besteht in Event-Aktionen, die die Gewerbetreibenden vor Ort einbeziehen. Und auch sinnvolle Matchings von Geschäften mit Cross-Selling-Potenzialen, deren Kunden also zusammenpassen, können eine Marketingmaßnahme sein, die auf der Basis von Videoanalyse fußt.

Fundierte Daten statt Blindflug

Im Stadtmarketing sind videogestützte Daten ein immenser Fundus für die Analysephase. Denn sie liefern Informationen, wie sich Menschen im Raum bewegen, welche die zuständigen Abteilungen vorher nur mit großem Aufwand oder schlichtweg gar nicht erfassen konnten. Die Daten sind immer aktuell und sie stehen ad-hoc und nicht erst mit großem Zeitversatz bereit. Kostenintensive, wiederkehrende manuelle Analysemethoden wie Verkehrszählungen mit Stift und Papier entfallen.

Ebenso wichtig ist die Datenqualität: Die Kamera lügt nicht und Computer machen weniger Fehler als Menschen. In der Planungsphase, während der alle Beteiligten Maßnahmen und Nutzenversprechen definieren, können sich Verantwortliche auf fundierte Daten von wissenschaftlicher Qualität berufen. Planung und Stadtmarketing entscheiden nicht mehr länger aus dem Bauch heraus.

Videoanalysesysteme können zu jeder Tages- und Nachtzeit Daten erfassen und auswerten. Hierbei berücksichtigen sie viele Variablen gleichzeitig. Die Informationen liegen dann digital, ohne Medienbruch, in Echtzeit und grafisch ausgewertet vor. Marketing und Stadtplanung können zudem jede Analyse jederzeit wiederholen. Dies macht videogestützte Daten in der Kontrollphase einsetzbar. Stadtmarketingverantwortliche können die sprichwörtliche Abstimmung mit den Füßen beobachten und den Erfolg ihrer Marketingmaßnahmen evaluieren.

 

Autor: Michael Bredehorn, Firma Swarm Analytics


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