Sichere Wege für Kinder sind das A und O, denn jedes Jahr verunglücken tausende Kinder im deutschen Straßenverkehr. 2019 waren es etwa 28.000 Kinder, 55 Kinder davon starben. Trotz Pandemie verunglückten 2020 immer noch 22.400 Kinder, 49 davon tödlich.

Sichere Wege für Kinder sind das A und O, denn jedes Jahr verunglücken tausende Kinder im deutschen Straßenverkehr. 2019 waren es etwa 28.000 Kinder, 55 Kinder davon starben. Trotz Pandemie verunglückten 2020 immer noch 22.400 Kinder, 49 davon tödlich.

15. Februar 2022

Sichere Schulwege statt Elterntaxis

Konzept-Änderungen mit Pop-up-Radwegen / Sichere Schulwege statt Elterntaxis

Wenn ein Kind im Straßenverkehr verunglückt, ist das unfassbar tragisch. Leider gehört das aber zur traurigen Realität: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts verunglückten 2019 in Deutschland etwa 28.000 Kinder im Straßenverkehr – 55 Kinder davon starben. Ein wesentlicher Grund dafür sind autogerechte Städte, bei denen die Bedürfnisse von Kindern zu kurz kommen. Ein Wandel ist derzeit nicht in Sicht. Noch nie waren so viele Autos auf deutschen Straßen unterwegs, noch nie waren sie so groß und schwer.

Aufgrund der Unsicherheiten auf dem Schulweg, fahren viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Damit verschlimmert sich die Situation aber nur noch: Elterntaxis sind zu einem eigenen Sicherheitsproblem rund um Schulen geworden. Eine ADAC-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Eltern durch Blockieren von Geh- und Radwegen oder riskante Wendemanöver direkt vor der Schule, die Sicherheit anderer Kinder gefährden.

Dabei ist der Schulweg oft der erste Weg, den Kinder selbstständig zurücklegen und damit ein wichtiger Übungsweg. Um die komplexen Abläufe im Verkehr zu meistern, brauchen sie Erfahrungen, die nicht auf der Rückbank des Autos gewonnen werden können. In immer mehr Städten gibt es daher Aktionswochen, um Eltern für die Problematik zu sensibilisieren. Aber Bonusstempel für eigenständige Schulwege und Plakatkampagnen sind keine Lösung.

Besonders bei einem großen und hohen SUV wird klar, wie ungeschützt und gefährdet Kinder im Straßenverkehr sind.

Besonders bei einem großen und hohen SUV wird klar, wie ungeschützt und gefährdet Kinder im Straßenverkehr sind.

Provisorische „Pop-up-Radwege“ für sicheres Radfahren

Statt Appelle an die Eltern braucht es Verkehrsregeln, die sich dem Schutz der Schwächsten verschreiben sowie sichere Rad- und Gehwege. Schließlich dürfen Kinder ab dem zehnten Lebensjahr nicht mehr auf dem Gehweg fahren und müssen – wenn es keine sicheren Radwege gibt – im Mischverkehr mit Autos radeln. Damit auch Kinder und Jugendliche sicher mit dem Rad in unseren Städten unterwegs sein können, braucht es ein lückenloses und komfortables Radwegenetz. Bisher dauern Planung und Errichtung eines einzelnen Radweges viel zu lange, teilweise fünf bis zehn Jahre. Die Lösung: Durch provisorische „Pop-up-Radwege“, kann das Tempo drastisch gesteigert werden. Auch Zebrastreifen, Busspuren, Fahrradstraßen und Fußgängerzonen können innerhalb weniger Wochen provisorisch errichtet werden.

Die Deutsche Umwelthilfe hat seit März 2020 in 250 Städten Pop-up-Radwege beantragt. In 20 Kommunen wurde dieses Modell bisher erprobt, weitere sollen folgen. Schließlich soll der Schulweg nicht erst sicher sein, wenn das Kind den Schulabschluss in der Hand hat.

Ein ebenso wichtiger Schritt ist die Einführung von Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in der gesamten Stadt. Knapp 80 Prozent der Unfälle mit Kindern innerorts geschehen auf Straßen, auf denen mehr als 30  Stundenkilometer gefahren werden dürfen. In Frankreich haben bereits über 200 Städte Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit eingeführt. Das Ergebnis: Die Zahl der Verkehrsunfälle in diesen Städten hat sich um 70 Prozent reduziert. Niedrigere Geschwindigkeiten führen nachweislich zu weniger und weniger schweren Verkehrsunfällen.

Das offizielle Ziel der Bundesregierung, die Zahl der Verkehrstoten bis 2030 auf null zu reduzieren, liegt in weiter Ferne. Dabei sind weniger Autos in unseren Städten nicht nur gut für die Sicherheit im Straßenverkehr, sondern erlauben Kindern ein besseres und gesünderes Leben: Jede Autofahrt, die nicht stattfindet, ist gut für die Luftqualität, führt zu weniger Lärm und mehr Aufenthaltsqualität in dicht bebauten Gebieten. Das Auto häufiger stehen zu lassen, ist aber vor allem im Hinblick auf die Klimakrise eine Investition in die Zukunft unserer Kinder.

Vom SUV aus kann es schnell passieren, dass man ein kleines Kind, das die Straße kreuzt, übersieht.

Vom SUV aus kann es schnell passieren, dass man ein kleines Kind, das die Straße kreuzt, übersieht.

Regierung muss für unsere Kinder für mehr Zukunftssicherheit sorgen

Das Bundesverfassungsgericht hat im April 2021 höchstrichterlich bestätigt, dass die bisherige Regierungspolitik die Generation unserer Kinder und Enkel in ihrem aus dem Grundgesetz abzuleitenden Recht auf ein sicheres Leben in der Zukunft verletzt. Um diese Jahrhundertaufgabe zu bewältigen, muss ein Umdenken bei den Verantwortlichen stattfinden. Weitergehende Maßnahmen müssen vor allem im Verkehrsbereich umgesetzt werden, dem einzigen Bereich in dem es seit Jahrzehnten nicht gelingt, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Von sicheren Geh- und Radwegen, Tempo 30 in den Städten und einer Politik, die dem Trend zu immer mehr und immer größeren Autos einen Riegel vorschiebt, profitieren vor allem Kinder.

Die Deutsche Umwelthilfe setzt sich dafür ein, dass die Zahl der Verkehrstoten schnell auf null reduziert und durch konsequenten Klimaschutz die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad begrenzt wird: „Damit unsere Kinder sicher leben können: In der fernen Zukunft und schon morgen auf dem Schulweg.“

 

Weitere Informationen:

Robin Kulpa

Deutsche Umwelthilfe e.V. in 10178 Berlin

Tel: +49 30 2400 867-751

kulpa@duh.de 


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