Wenn viel Schnee fällt, muss der Räumdienst in einer Kommune gut geplant sein. Mit der Digitalisierung ist auch das wesentlich einfacher.

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16. Februar 2022

Sensoren sichern optimalen Winterdienst

Bei glatten Straßen die Übersicht behalten – Schritt für Schritt zur Digitalisierung

Der Start für ein Strategiekonzept begann mit einem Sensor. Mit Tempo realisierten von da an die Mitarbeiter der Technischen Betriebe Offenburg den digitalen Wandel für ihren Winterdienst. Stufe um Stufe wurden Sensoren miteinander vernetzt. Geschäftsbereichsleiter Raphael Lehmann setzte seine Vision der Digitalisierung mit seinem Team und vielen Ideen um, auch wenn Unvorhergesehenes kleine Korrekturen notwendig machten.

Euphorisch reflektiert er die Entwicklung: „Warum wir als erste Kommune in Deutschland die Digitalisierung und den Einsatz von Sensoren für den Winterdienst in die Hand genommen haben? Als ich vor sieben Jahren das Ressort übernahm, fuhren die Mitarbeiter, die Dienst hatten, noch mit ihrem Fahrzeug raus.

Digitale Informationen für die Einsatzstelle: Angezeigte Touren einer Frühdienststrecke mit den Straßenzustandsinformationen der „Marwis“-Sensoren.

Digitale Informationen für die Einsatzstelle: Angezeigte Touren einer Frühdienststrecke mit den Straßenzustandsinformationen der „Marwis“-Sensoren.

Augenscheinlich und mit Rutschtests wurde die Fahrbahn bewertet. Das war nicht Stand der Technik. Ich wollte das Projekt Digitalisierung vorantreiben. Mir war bewusst, dass so etwas nur gemeinsam geht und ich meine Mitarbeiter mit ins Boot nehmen muss. Wenn ich allein Neues umsetze, haben manche Angst vor der Technik und vor Veränderungen. Heute noch bin ich meinen Leuten für die Unterstützung dankbar.

Gemeinsam zündeten wir damals die erste Stufe und kauften ‚Marwis‘, einen Sensor der Fellbacher Firma Lufft, einem Unternehmen der Ott HydroMet-Gruppe. Er fand seinen Einsatz an einem unserer Winterdienstfahrzeuge. Gemeinsam verfolgten und bewerteten wir live die Messwerte auf dem Monitor. Der Erfolg war sensationell und für uns stand fest, die gesamte Winterdienstflotte im nächsten Jahr mit je einem Sensor auszustatten. Das war unsere zweite Stufe.

 

Aufgrund milder Temperaturen kam der Winterdienst in die Flaute. Hatten wir für wenig Winter zu viel investiert? 2018 bekamen wir ein neues Bereitschaftsfahrzeug, an dem wir zusätzlich einen Sensor anbauten. Hintergrund war, dass dieses Fahrzeug überall fahren kann. Ab dem Zeitpunkt entschieden wir, den Bereitschaftswagen auf Extratouren zu schicken. Schnell kam die Erkenntnis, dass wir Zeit sparen und nicht mit großen Fahrzeugen jedem Verdacht hinterher springen müssen. Im Innendienst konnten wir die Straßenzustände selbst bewerten. Und damit ging Stufe drei an den Start.

Kurze Wege im Haus bringen neues Projekt ins Rollen

Wir nahmen Stufe vier ins Visier: Bei einer der üblichen Nachbesprechung zum Winterdienst, an der auch fachliche Berater aus unterschiedlichen Abteilungen teilnehmen, entwickelte ich unsere Idee, einen zusätzlichen Sensor an einem Linienbus anzubringen, der ohnehin morgens ab vier Uhr Strecke fährt. Dafür gab es absolute Zustimmung. Natürlich war mir bewusst, dass Mitarbeitern die Sondereinsätze am Ende des Monats fehlten. Darüber haben wir ehrlich diskutiert, zurück kamen Verständnis und Respekt.

Nicht bewusst war mir die Tatsache, dass beim Einbau an den Bus eine erhöhte Sicherheit gefordert ist. Alle Bauteile müssen zertifiziert sein, damit keine Brand- oder Explosionsgefahr besteht. Zum Glück konnte der Sensorhersteller schnell reagieren. Aber: Der Einbau wurde für unsere Kraftfahrzeugwerkstatt zur Herausforderung, weil die Karosse vorwiegend aus Kunststoff besteht und die Anbringung des Sensors schwierig wurde. Gemeinsam

mit dem Busbetreiber entstand die Idee, eine Glasscheibe extra zu kaufen. Daran montierten wir den Sensor und bauten die Lösung in eine Halterung am Bus ein. Ab da ging ‚Marwis‘ mit dem Bus auf Linie.

 

Der Straßenwettersensor „Marwis“ am Bereitschaftsfahrzeug (links), das auf Abruf Extratouren fährt, und an einem Räumfahrzeug der Offenburger Winterdienstflotte (rechts).

Der Straßenwettersensor „Marwis“ am Bereitschaftsfahrzeug (links), das auf Abruf Extratouren fährt, und an einem Räumfahrzeug der Offenburger Winterdienstflotte (rechts).

Den Winter 2021 vergisst man nicht so schnell

Nach zehn Jahren hatten wir wieder einen starken Winter, der uns gezeigt hat, wie sehr der Winterdienst gebraucht wird. Der Linienbus und ‚Marwis‘ waren sehr hilfreich.Über unser Programm konnte ich am Rechner in der Einsatzzentrale die Touren der einzelnen Fahrzeuge sozusagen wie eine Schablone über das Stadtnetz legen und die Routen gut bewerten. War ein Fahrzeug früher fertig, konnte es ein anderes unterstützen.

Die nächste Stufe für einen sicheren Winterdienst realisieren wir in diesem Winter, indem wir unsere Handräumer, die mit kleinen Fahrzeugen rausfahren, ebenfalls digital fit machen. Wir planen eine Schnittstelle mit einem Wetterprogramm, damit die Daten der maschinellen Räumung oder vom Linienbus in eine Wetter-App einfließen und die Mitarbeiter schauen können, welches Fahrzeug in ihrer Nähe ist und wie die aktuellen Messwerte sind. So bekommen sie ein Gefühl, was auf der schneebedeckten Straße oder bei Glatteis zu tun ist, was mehr Sinn macht – Salz, Sole, oder ein anderes Abstumpfmittel. Wetterprogramme tun sich etwas schwer, aber das muss zwingend kommen. Dafür haben wir alle Gruppen unserer Handräumer mit Tablets ausgestattet und sind im Moment im Versuchsmodus. Aber es lohnt sich und stärkt das Umweltbewusstsein aufgrund gezielt eingesetzter Mittel. Und die Mitarbeiter bekommen mehr Verantwortung.

Kürzlich haben wir eine weitere Stufe zur Digitalisierung aufgesetzt und vom selben Hersteller einen stationären Sensor in die Vernetzung integriert. Er überprüft automatisch die Genauigkeit der Messwerte aller Fahrzeuge, die durch unser Tor fahren, denn Messfehler bringen schnell Probleme. In der Vergangenheit wurden die Messwerte über unsere hauseigene Kfz-Werkstatt manuell geprüft. Das braucht viel Zeit.

Wir sind sicher, dass in puncto Digitalisierung noch viel Luft nach oben ist und wir durch richtige Nutzung der Produkte erfolgreich agieren können.“ [ sf ]

 

Der stationäre Sensor und die Anwendung in Offenburg:  
Der „NIRS31“ ist ein berührungsloser Straßenwettersensor, der mithilfe eines optischen Messverfahrens diverse Parameter ermittelt, zum Beispiel die Schichtdicke von Wasser, Schnee und Eis, den Oberflächenzustand (trocken, feucht, nass, Schnee, Eis), die Haftung, und die Fahrbahnoberflächentemperatur. Die Technischen Betriebe Offenburg setzen ihn ein, um ihre mobilen Sensoren „Marwis“ abzugleichen und die Messwerte zu überprüfen. Er hängt im Eingang vom Betriebshof und nimmt einen Cross-Check der Sensoren vor, wenn die Fahrzeuge den Hof verlassen. Weichen Werte zu stark voneinander ab, wird der entsprechende mobile Sensor neu kalibriert.

 

Siehe auch: https://www.lufft.com/de-de/produkte/strassen-runwaysensoren-308/beruehrungsloser-strassensensor-nirs31-umb-1798/

 

Weitere Informationen zu erwähnten Unternehmen:

G. Lufft Mess- und Regeltechnik GmbH: www.lufft.com

Ott HydroMet Group: www.otthydromet.com


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