Netzwerk für Kultur: Plagiate erwünscht
Kulturelle Bildung mit starken Wurzeln lässt Kultur in großer Vielfalt blühen
Sie heißen „Wurzelwärme, Blätterrauschen“ oder „ich mach dich gesund“ – pfiffige Projekte haben in Bayerns Kommunen, Kinder und Jugendliche im Fokus. Was all das mit Kultur zu tun hat, erläutert Dr. Christine Fuchs, die als Leiterin der Geschäftsstelle ein Netzwerk für kulturelle Bildung managt.
Wer wir sind: „Unser Stadtkultur Netzwerk Bayerischer Städte e.V. ist ein Zusammenschluss von derzeit 60 Kommunen. Jede bayerische Kommune kann beitreten. Das Netzwerk wurde 1975 auf Initiative des Bayerischen Städtetags als Arbeitskreis für gemeinsame Kulturarbeit gegründet, um Kunst, Kultur und kulturelle Bildung zu fördern. Große Metropolen sind ebenso vertreten wie kleinere Kommunen. Die Zusammenarbeit der Städte und Gemeinden ist in der Regel über die Kulturverwaltungen organisiert – gelegentlich auch über Stadträte oder Leiter einer Kultureinrichtung. Neben vielfältigen Anregungen werden die eigenen Kulturprofile bei gleichzeitiger Verbundenheit gestärkt.“
Was wir bieten: „Die Geschäftsstelle von Stadtkultur bietet den Mitgliedskommunen zahlreiche Angebote, die je nach Bedarf genutzt werden können: thematische Kulturveranstaltungsreihen, landesweite Projekte kultureller Bildung, Formate der Fortbildung zu Kulturmanagement und Kulturpolitik, kulturpolitische und kulturwissenschaftliche Tagungen – immer mit besonderem Fokus auf kommunale Belange.“
Welche Konzepte wir verfolgen: „Die landesweiten Projekte zur kulturellen Bildung von Kindern und Jugendlichen finden seit 2004 regelmäßig statt. Das Wertebündnisprojekt ‚ich mach dich gesund‘ in den Schuljahren 2017/18 und 2018/19 folgte dem gleichen strukturellen Aufbau wie seine Vorgänger ‚Ich und die Welt‘ und ‚Künste, die die Welt bedeuten‘: Alle Projekte haben ein Thema, die Beteiligung wird offen ausgeschrieben, inhaltliche und strukturelle Qualitätskriterien werden festgelegt und über die Zuschussvergabe kontrolliert.“
Wo Projekte stattfinden: „Projekte finden in allen Bereichen statt: Musik, Literatur, Tanz, Theater, Medien, Bildende Kunst und Jugendkultur. Im Rahmen des Projekts ‚ich mach dich gesund‘ wurden 40 verschiedene Formate für Themenworkshops entwickelt. Jedes Format wurde mehrmals mit unterschiedlichen Schülern durchgeführt, und so fanden 217 Einzelworkshops statt, an denen insgesamt 5.253 Schüler beteiligt waren. Die Workshops verteilten sich fast hälftig auf Großstädte und den ländlichen Raum, ein Zeichen, dass die Kooperationsmodelle zwischen Schulen und Künstlern im ländlichen Raum immer nachhaltiger werden. Einige der Künstler führten ihre Workshops sowohl in Städten als auch in kleineren Kommunen durch, wodurch ein guter Austausch zwischen den Kommunen erreicht werden konnte.“
Wie wir Ideen umsetzen: „Die Initiativen vor Ort gehen zur Hälfte von den Künstlern, zur anderen Hälfte von Trägerorganisationen und kommunalen Stellen aus. Unterstützung erhalten die Workshopleiter überwiegend durch uns, aber auch von Schulen, Trägern und den Kommunen. Hierin spiegelt sich die Unterschiedlichkeit der kommunalen Strukturen in der kulturellen Bildung und der Kulturarbeit ganz allgemein. Diese stellt die Arbeit an vernetzten Projekten vor große Herausforderungen.“
Woran wir planen: „Für die Jahre 2021/22/23 hat sich Stadtkultur den Themenschwerpunkt ‚Kultur und Klima‘ gesetzt. Unter dem Motto fanden bereits zwei runde Tische zur Betriebsökologie statt. Ein Projekt kultureller Bildung widmet sich diesem Thema unter dem Titel ‚Wurzelwärme, Blätterrauschen‘. Ein weiterer Baustein sind die ‚Eichenpflanzungen zu Ehren von Joseph Beuys‘, die 2021 in mehreren Mitgliedsstädten stattfinden. Aktuell arbeiten wir an einem Kulturprogramm, das vor allem Überlegungen zu neuen, klimaverträglichen Kulturformaten und die kulturelle Bewusstseinsarbeit in den Blick nehmen soll.“ [ sf ]
Zwei Beispiele aus anderen bayerischen Städten:
Barbara Gerbl führt künstlerische Projekte durch und leitet Kurse
„Den Anstoß für mein Projekt erhielt ich in Form der Broschüre zu ‚ich mach dich gesund‘ von der Miesbacher Kulturamtsleiterin Isabella Krobisch. Ich war so begeistert von der künstlerischen Vielfalt der Workshops, dass ich unbedingt für meine Stadt ein kreatives Projekt im urbanen Raum durchführen wollte. Eine 60 Meter lange Mauer wurde von 100 Schülern bemalt. Die Ideen und das Konzept für ihr Mauerstück entwickelten die Schüler in einem kreativen Prozess direkt vor Ort. Ohne große Vorzeichnung malten sie direkt auf die Mauer, um die Spontanität der Ideen zu erhalten und den kreativen Flow nicht zu bremsen.
Vierzehn Tage wurde an diesem Kunstwerk gearbeitet, jede Schule war zwei Tage am Werk. Ich durfte den Prozess anleiten, begleiten, unterstützen und staunen über so viel Ideenreichtum, Können und Freude an der Farbe. Der kreative Prozess hat die Kinder und Jugendlichen schul- und altersübergreifend zusammengeschweißt und die Begeisterung für das ‚gemeinsame Tun‘
ist noch heute da.“
Kerstin Lindenlaubs Team bietet Schülern Schnupperworkshops an
„Im Rahmen von ‚ich mach dich gesund‘ konnten wir den Schülern des Gymnasiums Alexandrinum ein besonderes Angebot machen: einen Schnupperworkshop in den Freestyle-Sportarten Freestyle-Frisbee, Breakdance, Skateboard und Longboard mit der Gorilla Deutschland. Unsere kurz zuvor fertiggestellte neue Sportanlage bot dafür die perfekte Location. Insgesamt sechs Schulklassen der Jahrgangsstufen sechs bis acht nahmen das Angebot wahr und probierten die Trendsportarten aus.
Die Schüler hatten sichtlich Freude an den bereitgestellten Smoothies und der Möglichkeit, etwas Neues auszuprobieren. Glückliche Schüler entschädigen für vieles, denn die Organisation im Vorfeld war sowohl für die Schule als auch für das Bildungsbüro der Stadt Coburg äußerst aufwendig (Anforderung an die Location, Rücksprache mit den Schulen, Versicherungsschutz, Gestaltung des Programmes). Finanziert wurde das Projekt aus Mitteln der kommunalen Bildungslandschaft, sodass der beteiligten Schule keine Kosten entstanden sind.“