Auch beim Winterdienst kann man für Umweltschutz sorgen, indem man Salz und Wasser spart.

Auch beim Winterdienst kann man für Umweltschutz sorgen, indem man Salz und Wasser spart.

18. März 2022

Mehrwert aus der Feinkost: Gurkensole spart mächtig Salz

Umweltschutz im Winterdienst in Niederbayern: Straßenmeistereien verbrauchen pro Winter mindestens 100 Tonnen Salz und 800.000 Liter Wasser weniger

Salzwasser aus der Gurkenproduktion als Sole-Ersatz im Winterdienst: Dieses Pilotprojekt haben das Bayerische Verkehrsministerium und die Firma Develey Senf & Feinkost GmbH in Niederbayern gestartet. Nach zwei Jahren zeigt sich: Das Projekt ist ein voller Erfolg.

„Testergebnisse beweisen, dass die Gurken-Sole ein gleichwertiger Ersatz für die bisher an den Meistereien in Eigenproduktion hergestellte Sole ist“, erklärt Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer. „Wir haben das Pilotprojekt deshalb im vergangenen Winter weiter ausgeweitet und können jetzt jedes Jahr mindestens 100 Tonnen Salz und 800.000 Liter Wasser an den Straßenmeistereien rund um Dingolfing einsparen.“ Ab dem Winter 2021/22 wird das Pilotprojekt nun in eine feste Kooperation des Staatlichen Bauamtes Landshut mit der Firma Develey überführt, nachdem die Firma im Herbst 2021 den Auftrag für die Versorgung des Staatlichen Bauamtes Landshut mit Sole erhalten konnte.

Schon seit einigen Jahren nutzt der Freistaat Bayern überwiegend flüssige Salzsole im präventiven Winterdienst. Der Salzverbrauch wird dadurch – bei gleichbleibender Sicherheit – wesentlich reduziert. In der vorbeugenden Streuung ist Sole sogar effektiver als Streusalz, da sie auf der Straße besser haftet und die Wirkung länger anhält. Die Umweltbelastungen verringern sich durch die Salzeinsparung signifikant: Es gelangt weniger Salz in die Böden, Pflanzen und Tiere werden weniger belastet.

Die Sole wird im Regelfall an den Straßenmeistereien selbst hergestellt, indem Salz mit Wasser in einer Soleanlage gemischt wird. Als in der Straßenmeisterei Dingolfing eine neue Soleanlage gebaut wurde, ist darauf der unmittelbare Nachbar Develey aufmerksam geworden. Die Feinkostfirma verarbeitet im Werk Dingolfing Frischgurken, die in Salzlake angesetzt und gegoren werden. Nach einem sechswöchigen Reifungsprozess werden die Gurken aus dem Salzwasser entnommen, das im weiteren Produktionsprozess nicht wiederverwertet werden kann. Das Salzwasser muss deshalb aufwendig in der hauseigenen Kläranlage behandelt werden. Dabei gelangen trotz Klärung erhebliche Salzmengen in die Gewässer.

Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (Zweite von links) und Develey-Geschäftsführer Michael Durach (Zweiter von rechts) haben ihre Kooperation inzwischen nicht nur beschlossen, sondern auch vertraglich besiegelt.

Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (Zweite von links) und Develey-Geschäftsführer Michael Durach (Zweiter von rechts) haben ihre Kooperation inzwischen nicht nur beschlossen, sondern auch vertraglich besiegelt.

Gurkensalzwasser für den Winterdienst

Mit Beginn des Winters 2019/20 startete somit ein besonderes Pilotprojekt: Develey bereitet sein übrig gebliebenes Salzwasser auf und beliefert damit die Straßenmeistereien rund um Dingolfing für den Winterdienst. Dafür wird die Salzlake von pflanzlichen Bestandteilen gereinigt, aufbereitet und angereichert, bis es mit 21 Prozent Natrium-Chlorid-Gehalt den für den Winterdienst passenden Salzgehalt erreicht hat und auf die Straßen aufgebracht werden kann. Im Vorfeld wurden außerdem umfangreiche Labor-Analysen zur Abklärung der Materialverwendbarkeit im Winterdienst beauftragt. Die Analysen betrachteten die Verwendung der Gurkengärlake hinsichtlich Abfallrecht, Lebensmittelrecht und fachlicher Anforderungen an die Sole aus der europäischen Salznormung. Alle Ergebnisse zeigten, dass die Gurkengärlake weder Allergene (zum Beispiel Sellerie oder Senfrückstände) noch organische Reststoffe beinhaltet, die eine Verwendung im Winterdienst ausschließen würden.

Die Bedingungen für einen dauerhaften Einsatz von Gurkensole im Winterdienst sind damit erfüllt. Doch eine große Herausforderung blieb noch: Der saisonal-bedingte Bedarf an Sole des Winterdiensts musste mit der kontinuierlichen Produktion der Firma Develey in Einklang gebracht werden. Ziel des Pilotprojekts war es deshalb, eine Lösung für den kurzfristigen, bedarfsgerechten Abruf an Sole zu erarbeiten, ohne den Geschäftsbetrieb im Dingolfinger Werk zu beeinträchtigen. Auch die Wirtschaftlichkeit der Partner stand im Fokus.

Neben dem ökologischen Mehrwert sollte ein wirtschaftlicher Vorteil für beide Partner entstehen. Im Winter 2020/21 lag deshalb der Fokus auf der Optimierung von Prozessablauf und Lieferketten. Der neue Produktionszweig wurde in die internen Prozessabläufe bei der Gurkenverarbeitung integriert. Außerdem wurde der Prozess der Soleübergabe vom Develey-Werk in Dingolfing zu den Meistereien des Staatlichen Bauamtes Landshut vertieft analysiert und optimiert.

Winterdienst-LKW vor Develey-Werk: Develey produziert nicht nur eingelegte Gurken, sondern auch Gurkensole gegen Schnee und Eis.

Winterdienst-LKW vor Develey-Werk: Develey produziert nicht nur eingelegte Gurken, sondern auch Gurkensole gegen Schnee und Eis.

Kooperation zwischen der Straßenbauverwaltung und dem Lebensmittelproduzenten Develey

Aufgrund der positiven Entwicklungen im letzten Winter wurde im Laufe dieses Jahres darauf hingearbeitet, aus dem Pilotversuch eine feste Kooperation zwischen der Straßenbauverwaltung und dem Lebensmittelproduzenten entstehen zu lassen. Im Rahmen eines Vergabeverfahrens im Sommer/Herbst 2021 konnte sich die Firma  den Auftrag für einen Liefervertrag zur Versorgung der Straßenmeistereien des Staatlichen Bauamtes Landshut mit Winterdienstsole für einen dreijährigen Zeitraum sichern.

Zukünftig könnte das Pilotprojekt auch auf weitere Straßenmeistereien, kommunale Institutionen und Betriebe ausgeweitet werden. Allein an den Straßen- und Autobahnmeistereien in einem Umkreis von etwa 85 Kilometern rund um Dingolfing könnten perspektivisch fast fünf Millionen Liter Wasser und 700 Tonnen Salz pro Winter eingespart werden. Neben wirtschaftlichen Vorteilen hat dies auch viele Vorteile für die Umwelt. Denn ein zu großer Salzeintrag schadet Böden, Pflanzen und Tieren und führt zu Schäden an Autos und Gebäuden. „Mit innovativen Methoden und Projekten versuchen wir, die Menge an Salz im Winterdienst so gering wie möglich und dabei die Straßen trotzdem sicher zu halten“, macht Verkehrsministerin Schreyer deutlich. „Das gemeinsame Pilotprojekt und die jetzige Kooperation mit der Firma Develey leistet hierzu einen wichtigen Beitrag und ist ein enormer Gewinn für Mensch und Natur.“

Gurken im Entsalzungstank

Gurken im Entsalzungstank


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