Kann man Borkenkäfer essen?
Wenn Kinder im Wald auf Spurensuche gehen und spielerisch ihren neuen Lebensraum entdecken
Eine sinnvolle Tradition lebt weiter: Nachdem die Veranstaltungen „Kinder werden Waldprofis“ der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ausgelaufen sind, legte als bisher einziger der Landkreis Schwarzwald-Baar diese Aktion nahtlos mit einem regionalen System neu auf. Und so kann jedes Kind unter Anleitung der heimischen Förster zum Waldexperten oder sogar zum Waldprofi werden.
Doch wozu das Ganze? Marisa Schwenninger gehört im Landratsamt zu den Förstern und Waldpädagogen, die mit Kindern auf Entdeckungstouren gehen: „Wir sind der Meinung, dass Kinder, die öfter mit uns den Wald entdecken und erforschen, diesen wertvollen Lebensraum bewusster wahrnehmen und durch häufiges Kommen einen noch engeren Bezug zum Thema Wald bekommen.“ Ihr und den Kollegen geht es darum, dass die Kinder nicht nur einmal einen spannenden Tag erleben, sondern durch unterschiedlichste Aktionen ihre Neugier und Lust auf weitere Erlebnisse wächst.
Die Absicht liegt auf der Hand und die Försterin ist überzeugt, dass sie gemeinsam den Kindern damit die Chance geben, einen engeren Bezug zu dem besonderen Lebensraum aufzubauen, auf den sie zukünftig noch besser achtgeben und dafür Verantwortung übernehmen.
Die Waldkarriereleiter für Kinder
Das Angebot ist reizvoll. Die Stufen vom Experten zum Profi können die Kinder entweder mit der ganzen Schulklasse oder im Kinderferienprogramm erklimmen. Wichtig ist, dass jedes Kind an sechs Aktionstagen teilnimmt, um den attraktiven Profipass zu bekommen. Dabei sind die Kinder flexibel und können entweder durch ihre Teilnahme mit der ganzen Schulklasse oder im Kinderferienprogramm das Angebot nutzen. Beide Möglichkeiten sind auch im Mix möglich. Wichtig ist lediglich, dass am Ende der „Karriereleiter“ sechs Stempel im eigenen Pass stehen.
Zu diesem Zweck fahren die Förster mit der sogenannten Waldbox vor, einem Autoanhänger voll mit Material für spannende Stunden. Beim Auspacken wird diese Box quasi zur Zauberkiste, gefüllt mit allerlei Utensilien zum Bauen oder zur Pflege des Waldes. Dazu gehören nicht nur Becherlupen, Seile, Hämmer und Sägen, sondern auch alles was zum Kochen, beispielsweise für einen leckeren selbstgemachten Apfelpunsch oder Tee, über dem Feuer gebraucht wird.
Die kleinen Waldprofis der Zukunft legen nicht nur selbst Hand an, sondern lernen auch spielerisch die Geheimnisse des Waldes kennen. „Nicht nur das Kochen lockt, sondern bei der Suche nach Tieren mit der Becherlupe entwickeln die Kinder eine schier nicht enden wollende Neugier. Da kam auch schon mal die Frage, ob man Borkenkäfer auch essen kann“, erinnert sich Försterin Schwenninger und zählt weiter ein paar der beliebtesten Fang-Spiele wie Fledermaus und Motte, Wolf fängt Rehe oder das Anpirschspiel auf. Dabei spielt ein Kind das Tier und das andere muss sich so unbemerkt wie möglich heranschleichen.
Und es geht den Waldpädagogen auch darum, „dass Kinder losziehen können, selbst entdecken und nicht nur das machen, was ihnen gesagt oder vorgeschlagen wird. Sie sollen auch im Wald Freiraum haben. Dazu gehört auch ein Spiel, bei dem einem Kind die Augen verbunden werden und es dann dem Partnerkind absolut vertrauen muss. Das ist nicht einfach. Immer wieder erzählen die Kinder ihre Erfahrungen damit, dass ihre anfängliche Angst gut sei und sie schütze. Am Ende sind sie froh, dass sie es geschafft haben, sich und anderen zu vertrauen.“
Geschenke erhalten die Motivation
Damit auch jedes Kind motiviert ist, gibt es reizvolle kleine und große Geschenke. Kommt ein Kind dreimal zum Waldaktionstag, wird es zuerst ein Waldexperte. Und wer dann noch zum Waldprofi gekrönt werden möchte, der braucht am Ende sechs Stempel im Profipass. Damit der letztendlich das Ziel für alle wird, winken lukrative Preise. Und hier dürfte die Wahl schon fast zur Qual werden, weil die Kinder aktuell nicht nur wählen dürfen zwischen Lamatrekking mit den Geländespielern in Bräunlingen oder einer Fahrt mit der Sauschwänzlebahn in Blumberg. Wer lieber Ponys reiten möchte, kommt in Schönwald auf dem Reinertonishof auf seine Kosten. Spannende Workshops bietet außerdem der Verein Ago in Hubertshofen an: Ob Baumentdecker, Gartendetektiv oder wilde Mädchen – es sollte für jeden etwas dabei sein.
Regionale Unterstützer sind starke Säule
Und wie von Marisa Schwenninger zu hören ist, ist das Forstamt dabei, weitere regionale Aktionen zu engagieren: „Für die Preise haben wir Kooperationspartner aus der Region, damit das funktioniert, braucht es Unterstützer.“ Finanziert wird der Waldprofipass über Spendengelder. Mit der Bräunlinger Emil-Frei-Stiftung, der Umwelt und Bildung am Herzen liegt, fand sich schnell ein Mitstreiter. Und auch die Donaueschinger Firma Bromberger Packungen war sofort mit dabei. Der Ursprung ihrer Produkte ist der Wald. Die Nachhaltigkeit ist somit automatisch ein Thema für das Unternehmen. Die Spendenverwaltung übernimmt der Kreisverband Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der auch die Abwicklung der Finanzierung übernimmt. Dazu gehören zum Beispiel die Verwaltung der Spendengelder oder die Finanzierung der Preise an die Beteiligten.
Um den großen Bogen um den Sinn dieser Aktionen zu schlagen, bestätigt Marisa Schwenninger noch einmal: „Es geht darum, dass der Wald nicht nur von außen betrachtet wird, sondern dass man hineingeht und ihn begreift. Wir meinen nicht nur das Begreifen mit dem Kopf, sondern der Wald soll mit Hand, Kopf und Herz begriffen werden. Und wir hoffen, dass sich noch mehr Landkreise der Aktion anschließen.“ [ sf ]
Weitere informationen:
Marisa Schwenninger: m.schwenninger@lrasbk.de