Fahrzeuge von verschiedenen Einsatzkräften an einem Ort

Für den Katastrophenschutz sind Spezialeinheiten mit Bundes- und Landesfahrzeugen auf Regierungsbezirksebene sinnvoll und sollten umgehend einsatzereit sein.

13. September 2024

Wie gut lässt sich der Katastrophenschutz vorbereiten?

Neben Maßnahmen und Planungen existiert in Augsburg ein betriebliches Notfallmanagement für Schadenslagen

Die letzten Jahre haben gezeigt, wie verschiedenartig Krisenszenarien sein können: Die Corona-Krise wurde nahtlos von der Ukraine-Krise abgelöst und diese war dann in eine potenzielle Energie-Krise übergegangen.

Systematische Bestandsaufnahmen helfen, die Bevölkerung besser zu schützen

Portrait von Frank Pintsch, dem berufsmäßigen Stadtrat in der Stadt Augsburg

Frank Pintsch ist berufsmäßiger Stadtrat in der Stadt Augsburg und unter anderem für Brand- und Katastrophenschutz zuständig.

Frank Pintsch: „Nichts ist so gut, dass man es nicht verbessern könnte.“

„Die Katastrophen- oder Krisenverwaltung gibt es daher nicht. Davon ausgehend ist es insbesondere wichtig, dass die Stadt Augsburg gute Strukturen vorhält, um effizient und effektiv auf Krisen reagieren zu können.
Beispielhaft seien hier folgende Punkte genannt: In der Stadt Augsburg gibt es die Geschäftsanweisung Führungsorganisation bei Katastrophen und bei sonstigen koordinierungsbedürftigen Ereignissen unterhalb der Katastrophenschwelle in der Stadt Augsburg. Über diese Geschäftsanweisung sind die relevanten Akteure benannt und die Befugnisse geregelt. Das ermöglicht den direkten Einstieg in den Krisenmodus ohne lange Vorlaufzeiten. Augsburgs Kriseninstitutionen wie Amt für Brand- und Katastrophenschutz, Rettungsdienste, Polizei, aber auch Stadtspitze und Stadtwerke verfügen über verschiedene Krisenpläne und üben auch Szenarien. Das kann über große Veranstaltungen wie beispielsweise die große Katastrophenschutzübung am 22. Oktober 2023 erfolgen, aber auch im regulären Tagesablauf.
Basierend auf den Erfahrungen, die in den letzten Jahren bei Großschadensereignissen und Katastrophenzuständen in der gesamten Bundesrepublik gesammelt werden konnten, wurde für die Stadt Augsburg ein umfangreiches Warn- und Informationssystem konzipiert. Es basiert auf elektronischen Hochleistungssirenen, mobilen Lautsprechern und der Möglichkeit einer persönlichen telefonischen Warnung und Information. Diese Systeme können einzeln oder in Kombination eingesetzt werden. Wie Untersuchungen der Zivilschutzforschung des Bundesministers des Innern (Bundesverwaltungsamt – Zentralstelle für Zivilschutz, Band 45) zeigen, befinden sich typischerweise 84 Prozent der Bevölkerung während des Tages innerhalb von Gebäuden, 7 Prozent im Freien und 5 Prozent in Fahrzeugen. Allein durch die elektronischen Hochleistungssirenen und die mobilen Lautsprecher können die Augsburger Bürger, unabhängig von ihrem Aufenthaltsort, in einzelnen Stadtteilen oder im gesamten Stadtgebiet, schnell und umfassend bei Großfeuern, Hochwassergefährdung und anderen Großschadensereignissen gewarnt werden. 61 Hochleistungssirenen, verteilt über das gesamte Stadtgebiet, stellen die Basis des Warnsystems dar. Die Sirenen werden zentral durch das Amt für Brand- und Katastrophenschutz ausgelöst. Abhängig vom Schadensereignis können einzelne Stadtteile oder das gesamte Stadtgebiet gleichzeitig gewarnt werden. Als Ergänzung zu den elektronischen Hochleistungssirenen können mobile Lautsprecher auf Fahrzeugen eingesetzt werden. Diese ermöglichen Durchsagen aus dem fahrenden Fahrzeug. Um im Schadensfall eine schnelle Warnung der Bürger zu gewährleisten, sind für das gesamte Stadtgebiet bereits Fahrtrouten vordefiniert, die bei Bedarf abgefahren und beschallt werden können. Augsburg ist eine vielfältige und diverse Stadtgesellschaft. Deshalb sind hier auch die Themen Erreichbarkeit und Mehrsprachigkeit mitzudenken.
Das Amt für Brand- und Katastrophenschutz befasst sich mit der Notfallplanung und dem Schutz der Bevölkerung bei größeren Schadensereignissen und Katastrophen. Hierfür werden Ausstattung, Fahrzeuge und Einrichtungen unterhalten, die der Abwehr von Gefahren und dem Schutz der Bevölkerung in besonderen Lagen dienen.
Auch die acht Freiwilligen Feuerwehren sind wichtiger Bestandteil der Vorsorgepläne. Die gut ausgebildeten Kameradinnen und Kameraden können die Hauptamtlichen Kräfte unterstützen. Die Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehren und die Standorte der Berufsfeuerwehr sind Grundlage für das sogenannte ‚Leuchtturmkonzept‘: sie sind mit Generatoren ausgestattet, die unabhängig vom Stromnetz funktionieren. Bürgerinnen und Bürger können sich dort einfinden und informieren. Damit ist auch der Erhalt von Kernfunktionen im Krisenfall vorbereitet.
Bayerisches Rotes Kreuz (BRK), Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und Malteser Hilfsdienst (MHD), Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) sowie das Technische Hilfswerk (THW) haben sich zur Arbeitsgemeinschaft der Augsburger Hilfsorganisationen zusammengeschlossen. Mit der Arbeitsgemeinschaft der Augsburger Hilfsorganisationen stehen der Stadt Augsburg und ihren Bürgerinnen und Bürgern neben den Feuerwehren ein zuverlässiger und leistungsstarker Partner zur Seite. Mit den Vorsorgeeinrichtungen der Rettungsdienste und des THW, insbesondere der Schnelleinsatzgruppen Betreuung, Verpflegung, Technik und Sicherheit kann bei Bedarf auch sehr schnell eine Unterbringungsmöglichkeit und Versorgung sichergestellt werden.
Die Verwaltung ist beauftragt, eine systematische Bestandsaufnahme zum Bevölkerungsschutz durchzuführen und aus den gewonnenen Erkenntnissen einen Katastrophenschutzbedarfsplan zu erarbeiten. Die Stadt Augsburg hat sich erfolgreich um die Teilnahme am zweijährigen Forschungsprojekt ‚Stresstest für Städte‘ beworben. Zusammen mit anderen Städten aus dem gesamten Bundesgebiet wird koordiniert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) ein Digitaltool entwickelt, das Städte bei der Beobachtung und Bewertung ihrer urbanen Resilienz unterstützt.
In Vorbereitung auf Hochwasserlagen hat die Stadt Augsburg verschiedene Vorsorgemaßnahmen getroffen:

  • Beschaffung eines mobilen Hochwasserschutzsystems mit einer Länge von 1.300 Metern und einer Stauhöhe von 1,3 Metern.
  • Anschaffung einer Sandsackfüllanlage mit einer Kapazität von 1800 Sandsäcken pro Stunde.
  • Erhebliche Aufstockung der Bestände an sofort abtransportierbaren Sandsäcken.

Neben den nach Außen wirkenden Maßnahmen und Planungen existiert außerdem ein betriebliches Notfallmanagement der Stadt Augsburg für Schadenslagen. Hier ist die Wirkrichtung in die Stadtverwaltung hinein gerichtet. Mittels digitalen Monitorings von Dienststellen der kritischen Infrastruktur konnte dadurch beispielsweise sofort mit Gegenmaßnahmen auf personelle Ausfälle reagiert werden.
Die Stadt Augsburg sieht sich für ihr Gemeindegebiet damit gut gerüstet. Im Hinblick auf über das Stadtgebiet hinausgehende Szenarien gibt es aber noch verschiedene Aspekte, die meines Erachtens angegangen werden sollten.
Der Landesfeuerwehrverband hat dazu ein Positionspapier erarbeitet. Nur beispielhaft seien folgende Aspekte genannt:

  • Notwendigkeit eines Melde- und Lagezentrums
  • Lagermöglichkeiten für den Feuerwehrbedarf im Katastrophenschutz ausbauen
  • Logistikkomponenten für Bayern/Deutschland/EU-Einsätze
  • Spezialeinheiten mit Bundes-/ Landesfahrzeugen auf Regierungsbezirksebene
  • EDV-Ausstattung – einheitliche EDV-Software im Katastrophenschutzes

Als Fazit möchte ich ein Zitat nutzen: „Nichts ist so gut, als dass man es nicht verbessern könnte.“

 

Feuerwehrleute zersägen umgestürzte Bäume nach einem Sturm.

Nach Unwettern werden schnell verfügbare Einsatzgruppen für Aufräumarbeiten benötigt.

 

 

Kontakt:

Stadt Augsburg
Rathausplatz 1
86150 Augsburg
Tel.: +49 821 324-0
augsburg@augsburg.de
www.augsburg.de

 

 

Weitere Statements zum Thema von:
René Kwiatkowski vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
Joachim Herrmann MdL, Bayerischer Staatsminister des Innern, für Sport und Integration
Michael Förster, Leiter der Verbandskommunikation beim DLRG Bayern

Wir bedanken uns ganz herzlich dafür!

 

_________________________

 

Diskutieren Sie mit!

 

Mit welchen Mitteln können Kommunen für mehr Sicherheit ihrer Bürgerinnen und Bürger sorgen?
Welche Lösungen lassen sich zügig im Falle von Naturkatastrophen umsetzen?
Welche Ideen sind besonders gefragt?

Wir sind gespannt auf Ihre/Eure Erfahrungen!


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