Kempten auf dem Weg zum Torfausstieg
Ein Vorbild für Nachhaltigkeit im städtischen Gartenbau
Im Rahmen der Klimaschutzziele 2030 plant die Bundesregierung den weitgehenden Torfausstieg für Deutschland. Hier können Erwerbsgartenbau, Privatgärtner, aber vor allem auch Kommunen einen großen Beitrag leisten. Die Stadtgärtnerei Kempten im Allgäu geht bereits seit über 10 Jahren mit gutem Beispiel voran. Alle Grünflächen, Sportanlagen und die über 30 Parks im Stadtgebiet wurden nach und nach auf eine torffreie Bewirtschaftung umgestellt.
Die kreisfreie Stadt mit rund 70.000 Einwohnern im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben zeigt, wie der Torfausstieg im städtischen Gartenbau erfolgreich umgesetzt werden kann. Kemptens Weg begann 2009 durch eine Initiative der Allgäuer Moorallianz. Die Umstellung auf torffreie Produktion war ein Prozess, der mehrere Jahre in Anspruch nahm, wobei zunächst kleine Mengen getestet wurden. Seit 2018 ist die Stadtgärtnerei komplett torffrei – ein Erfolg, der durch die Eigeninitiative der Mitarbeiter und die Unterstützung der Stadtverwaltung möglich wurde.
„Für uns ist der Torfausstieg ein nicht zu unterschätzender Beitrag für den Klimaschutz, weil Moore keine nachwachsenden Rohstoffe liefern. Es motiviert unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wenn das eigene Engagement zum Erfolg geführt hat“, so Bürgermeister Thomas Kiechle.
Der Umstieg auf torffreies Gärtnern brachte einige Herausforderungen mit sich. Es mussten Substrate entwickelt werden, die in Qualität und Nährstoffversorgung dem Torf gleichkommen. Dies erforderte intensive Forschung und Anpassungen, insbesondere beim Wasserbedarf der Pflanzen.
Torfersatz durch regionale Erdenproduktion
Für die verschiedenen Anwendungsgebiete wurden Torfersatzprodukte entwickelt, die größtenteils aus regionalen Produkten hergestellt werden. Für das hauseigene Substrat zur Pflanzenaufzucht zum Beispiel werden heimischer Mutterboden, Grüngutkompost aus eigener Produktion, Mineraldünger, Keramikpulver und ein Mix aus Kokosfasern, Miscanthusgras und Reisspelzen in einem genau definierten Verhältnis zusammengemischt. Für die Zukunft plant die Stadtgärtnerei schließlich auch die Kokosfasern durch ein regionales, nachwachsendes Produkt zu ersetzen. Auch in anderen Bereichen werden die Torfersatzstoffe durch stetige Versuche optimiert, so dass gleichwertige oder sogar bessere Ergebnisse als mit Torf erzielt werden können.
Ausbildung und Wissenstransfer
Neben der Produktion spielt die Ausbildung zum torffreien Gärtnern in Kempten eine zentrale Rolle. Die Auszubildenden lernen von Anfang an, wie Torf durch nachhaltige Alternativen ersetzt werden kann. Dieses Wissen tragen sie weiter in ihre Berufsschulen und später in andere Betriebe, wodurch sie zu Botschaftern des Torfausstiegs werden.
Weitere Informationen zum Torfausstieg in Kommunen: