Eine Studie der US-amerikanischen Verkehrssicherheitsbehörde NTHSA zeigt, dass Elektrofahrzeuge 37 Prozent öfter in Unfälle mit Fußgängern verwickelt sind. Besonders gefährdet sind alle Verkehrsteilnehmer, die auf akustische Signale angewiesen sind. Dazu gehören Kinder, ältere Personen und blinde und sehbehinderte Fußgänger, die sich dank der Akkustisk im Verkehr orientieren. Studien der Universität von Kalifornien in Riverside zeigten außerdem, dass ein elektrisch betriebenes Fahrzeug 74% näher sein muss, um von Fußgängern wahrgenommen zu werden.

Ab Juli 2021 müssen deshalb alle neu zugelassenen Hybrid- und Elektrofahrzeuge ein Warngeräusch von sich geben. Die dafür benötigte Technik wird AVAS genannt, das Akronym steht für „Acoustic Vehicle Alerting System“.

 

Klaus Hahn, der Präsident des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV), fordert jedoch eine sofortige Regelung. „Die Gefahr durch lautlose Autos besteht schon jetzt, nicht erst in zwei Jahren! Jedes Fahrzeug, das ohne AVAS auf unsere Straßen kommt, wird dauerhaft lautlos fahren und so zu einem gefährlichen Mischverkehr aus hörbaren und lautlosen Autos beitragen.“

Der DBSV fordert deshalb den sofortigen Einbau eines AVAS in alle Hybrid- und Elektrofahrzeuge und startete anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai eine bundesweite Aktion. Unter dem Motto „Elektrisch fahren tut hörbar gut!“ machten die Mitgliedsorganisationen des DBSV in vielen deutschen Städten auf die Gefahren lautloser Fahrzeuge aufmerksam und verteilten Faltblätter.

 

Sehbehinderte Menschen sind durch geräuschlose Elektroautos besonders gefährdet, weil sie diese nicht wahrnehmen können.
Sehbehinderte Menschen sind durch geräuschlose Elektroautos besonders gefährdet, weil sie diese nicht wahrnehmen können.

 

Der DBSV hat für die Aktion auf einer Liste alle wichtigen Gründe für die AVAS gebündelt.

  • Elektrische Fahrzeuge sind zu 37 Prozent öfter in Unfälle mit Fußgängern verwickelt als ihre konventionell betriebenen Pendants.
  • Fußgänger können ein elektrisch betriebenes Auto bei einer Geschwindigkeit von 20 km/h erst akustisch wahrnehmen, wenn es weniger als acht Meter entfernt ist. Das entspricht einer Zeitspanne von eineinhalb Sekunden bis zum Aufprall.
  • Im öffentlichen Nahverkehr ist ein AVAS aus einem weiteren Grund wichtig: Ein Bus, der lautlos ankommt und hält, ist von einem blinden Menschen nicht auffindbar und damit nicht barrierefrei.
  • Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) teilt die Sicherheitsbedenken des DBSV gegenüber lautlosen E-Kraftfahrzeugen: Bis ein Warngeräusch verpflichtend ist, gibt es eine Sicherheitslücke. Jeder Halter sollte sich dessen bewusst sein und schon jetzt ein AVAS einbauen lassen.
  • Bei der Förderung der Bundesregierung für den Kauf von Elektrofahrzeugen werden die Kosten für ein AVAS berücksichtigt.

 

Weitere Informationen unter:

 www.dbsv.org/emobi.html

 

Geräuschlose Elektroautos bergen aber auch für Kinder eine große Gefahr.
Geräuschlose Elektroautos bergen aber auch für Kinder eine große Gefahr.

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