Aspekte einer Schwammstadt umfassend einplanen
Die Stadt Augsburg geht das in ihrer städtebaulichen Planung an

Neben dem Austausch in einer AG Schwammstadt zeigen Beispiele aus Neubau und Bestand wie das Thema berücksichtigt wird. Zudem gibt es seit Juli 2024 als Werkzeug den neuen Leitfaden „Klima und Stadtplanung Augsburg“, der Belange von Klimaschutz und Klimaanpassung frühzeitig miteinbezieht.
Bereits seit Frühjahr 2023 trifft sich die „AG Schwammstadt“ der Stadt Augsburg verwaltungsintern und dienststellenübergreifend etwa sechsmal im Jahr. Organisiert durch das städtische Klimaanpassungsmanagement, ist es ihr Ziel, sich zu laufenden und geplanten Projekten auszutauschen. Es werden Lernerfahrungen, aber auch Herausforderungen und Lösungen besprochen. Außerdem werden kontinuierlich Vorschläge erarbeitet, wie Schwammstadt-Aspekte noch besser in Planungsprozesse integriert werden. Die AG findet auf Arbeitsebene statt, sodass Erfahrungen aus eigenen Projekten aus erster Hand eingebracht und gute Ideen konkret und praxisnah umgesetzt werden.

Das Thema Schwammstadt bei Neuplanungen
Seit Jahren ist es gängige Planungspraxis, in Bebauungsplänen Schwammstadt-Elemente wie Dachbegrünung und Tiefgaragenüberdeckung sowie eine Regenwasserrückhaltung und Versickerung vor Ort zum Beispiel durch Versickerungsmulden und wasserdurchlässige Beläge festzusetzen. Für das Projekt „Wohnquartier an der Ber-
liner Allee“ im Modellvorhaben „Klimaanpassung im Wohnungsbau“ wird derzeit zum Beispiel ein Konzept zum integrierten Regenwassermanagement erstellt, welches zentrale Vorgaben für weitere Aspekte der Baugebietsentwicklung (Geländemodellierung, Freiflächen, Erschließungsplanung, Höhenlage der Gebäude et cetera.)
definiert. Dieses Vorgehen soll auch für andere Planungen Vorbildcharakter haben.
Im Juli 2024 wurde zudem der neue Leitfaden „Klima und Stadtplanung Augsburg“ beschlossen. Er soll als Werkzeug dienen, um Klimaschutz und Klimaanpassung frühzeitig in Planungsvorhaben einzubeziehen. Hierfür wurde der Leitfaden „Klimaschutz und Stadtplanung Augsburg“ aus dem Jahr 2007 grundlegend überarbeitet und um die Themen Klimaanpassung/Stadtklimatologie sowie um lokale, auf Augsburger Rahmenbedingungen abgestimmte Planungsgrundlagen ergänzt. Im Bereich Klimaanpassung ist neben der Stadtklimatologie und dem Stadtgrün das Regenwassermanagement ein wichtiger Aspekt, der sich durch sämtliche Planungsphasen zieht.
Der Leitfaden gliedert sich in zwei Teile: Teil A (Textteil) erläutert wichtige Zusammenhänge für jede Planungsphase, während in Teil B (Checklisten) mit Checklisten geprüft werden kann, ob beziehungsweise wie die Inhalte berücksichtigt werden.

Beide Teile sind nach sechs Planungsphasen aufgebaut:
- Phase 1: Planungsvoraussetzungen und Zielsetzung
- Phase 2: Flächennutzungsplan
- Phase 3: Wettbewerbsverfahren
- Phase 4: Städtebaulicher (Vor-)Entwurf
- Phase 5: Bebauungsplan
- Phase 6: Vertragliche Regelungen
Die Prüffragen helfen dabei, wichtige Elemente des Schwammstadtprinzips von Beginn an aufzunehmen wie zum Beispiel Dach- und Fassadenbegrünung, Retentionsdächer, Versickerung vor Ort oder die Bereitstellung von ausreichenden Flächen für Versickerungsanlagen.
Das Thema Schwammstadt im Bestand:
Neugestaltung Hofackerstraße zur Klimastraße
Augsburg wird in Zukunft verstärkt mit Starkregenereignissen, urbanen Hitzeinseln und langanhaltenden Trockenperioden konfrontiert sein. Deshalb möchte das Konzept „Schwammstadt“ in der Hofackerstraße Regenwasser dort zwischenspeichern, wo es anfällt, Überflutungen bei
Starkregen verringern, das Stadtklima und die Gesundheit der Stadtbäume verbessern. Gleichzeitig spielen attraktive und lebendige Orte der Begegnung eine zentrale Rolle. Dadurch soll die Hofackerstraße (auch) künftig
ihrer Bedeutung als Stadtteilzentrum, Standort des Handels und der Dienstleistung, aber auch als Wohnstandort gerecht werden.
Zusammen mit interessierten Bürgern sowie Akteuren vor Ort hat ein Planerteam im Auftrag der Stadt Augsburg im Jahr 2022 eine Machbarkeitsstudie für die Aufwertung und Gestaltung der Hofackerstraße erarbeitet. In einem intensiven Beteiligungsprozess wurden die Ziele für die zukünftige Entwicklung überprüft und festgelegt. Durch eine Reihe von Maßnahmen soll die Straße zur ersten Klimastraße in Augsburg werden und zugleich mehr Aufenthaltsqualität und Sicherheit bieten. Auf Basis der Machbarkeitsstudie wird aktuell eine vertiefte Objektplanung erarbeitet. Der Vorentwurf liegt seit Juli 2024 vor.
Doch wie wird die aktuell fast komplett asphaltierte Hof-
ackerstraße zur Klimastraße? Indem ein Teil von ihr zum Schwamm wird: Anfallendes Regenwasser lokal aufzunehmen und zu speichern, anstatt es lediglich zu kanalisieren und abzuleiten ist ein wesentliches Ziel. Ein Bodenbelag mit offenem Fugenbild lässt das Regenwasser versickern, der Straßenuntergrund wird zum Speicher und es werden zahlreiche Bäume gepflanzt. Die Bäume nehmen das Wasser nach und nach auf und wachsen besser. Wasser, das sie aus dem Boden aufnehmen, verdunstet über ihre Blätter, die entstehende Verdunstungskühlung verbessert das lokale Mikroklima. An heißen Tagen wird es kühler. An starken Regentagen gibt es keine Überschwemmungen, anfallendes Regenwasser wird lokal aufgenommen, gespeichert und verzögert versickert oder, wenn eine Versickerung nicht mehr möglich ist, in die Kanalisation eingeleitet. Verunreinigtes Wasser von der Fahrbahn muss dabei anders behandelt werden als unbelastetes Wasser von Gehwegen und Aufenthaltsbereichen. Weitere Wasser-
elemente sorgen bei Hitze für Abkühlung und Spaß.

Weitere Informationen unter:
www.toni-park.de/toni-park-beitraege/was-ist-eine-schwammstadt
Stadt Augsburg
Rathausplatz 1
86150 Augsburg
