Das Kulturerbe Rainhaus in Lindau
Rettung eines medizinhistorischen Denkmals

Das Rainhaus in Lindau hat eine ganz besondere Geschichte. Es war das Pesthaus der Stadt und gehört heute zu den wenigen Pesthäusern Europas aus dem 16. Jahrhundert, die noch erhalten geblieben sind. In Pesthäusern lebten – gegen gute Bezahlung – gesunde Angehörige von Erkrankten 40 Tage lang, bis die Ansteckungsgefahr überstanden war. Das Wort „Rain“ bezieht sich auf das „rein werden“. Wenn nach 40 Tagen Isolation die Krankheit nicht ausgebrochen war, galt man als „rein“.
Der Lindauer Baumeister Hans Furttenbach hat das Lindauer Rainhaus 1586 erbaut. Nach den Pestepidemien wurde es ein Krankenhaus, zeitweise ein Lazarett oder ein Isolierhaus für Kranke. Im 20. Jahrhundert wurden hier schließlich sozial schwache Familien untergebracht, bis es dann viele Jahre lang leer stand.
Das Rainhaus gilt als medizinhistorisch bedeutsames Denkmal, war jedoch 2010 einsturzgefährdet und in einem desolaten Zustand. Der Förderverein „Kulturerbe Rainhaus e.V.“ sammelte schließlich Spenden und gab den Anstoß zu weiteren Plänen. 2014 übernahm die „Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung“ das Gebäude. Dank einer umfangreichen Restaurierung entstanden 17 inklusive Wohnungen für Menschen mit und ohne Behinderung, die im Sommer 2018 bezugsfertig waren. Die Restaurierungsarbeiten waren umfassend und betrafen alle Bereiche vom Dachstuhl bis hinunter zum Fundament. Ein an der Rückseite angebauter Turm mit Treppe und Lift ermöglicht außerdem Barrierefreiheit für alle Stockwerke.
Weitere Informationen:
https://www.denkmalschutz.de/presse/archiv/artikel/neue-foerderung-des-rainhauses-in-lindau.html
https://www.neue-wohnformen.de/projekte-suche/projektdetails/?uid=26097


Rainhaus Lindau
Rainhausgasse 20
88131 Lindau