Der Klimawandel tangiert auch die Trinkwasserversorgung
Der Druck auf das Lebenselixier soll minimiert werden / Es bedarf großer Anstrengungen in Forschung und Projekten

Die Folgen des Klimawandels sind in allen Bereichen unseres täglichen Lebens spürbar geworden. Wetterextreme nehmen zu, die Jahresdurchschnittstemperaturen steigen, Niederschläge bleiben aus, und gleichzeitig gibt es immer häufiger Starkregenereignisse. Dürren und Hochwasserereignisse sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Für Ökosysteme und Arten steigt der Druck, und die Natur braucht oftmals lange, bis sie sich erholt hat.
Weniger sichtbar sind die langfristigen Folgen des Klimawandels für aquatische Ökosysteme. Dennoch: Wasserkreisläufe ändern sich und beeinflussen Wasserkörper nachhaltig.
Die Bodensee-Stiftung hat seit über 25 Jahren Wasser als Handlungsschwerpunkt und beobachtet ganz genau wie sich der Klimawandel am Bodensee und an den Gewässern in Europa zeigt.
Klimawandel in der Bodenseeregion
Auch in der Bodenseeregion ist der Klimawandel angekommen und vielfach sichtbar. Die Prognosen wie sie noch im letzten Jahrhundert vorhergesagt wurden, haben sich auch für die Region bewahrheitet. Laut Umweltministerium Baden-Württemberg haben sich Luft- und Wassertemperatur am Bodensee im Zeitraum von 1990 bis 2017 im Vergleich zu den drei Jahrzehnten davor um über ein Grad erhöht. Niederschläge sind im Winter seltener in Form von Schnee gebunden, und im Sommer sorgen lange Hitzeperioden, wie zuletzt in 2018, zwar für angenehme Badetemperaturen, aber auch für Trockenheit und verringerte Wassermengen der Bodenseezuflüsse. Das hat zur Folge, dass das Gesamtwasservolumen sich immer stärker nivelliert und gleich bleibt. Auch unter der Wasseroberfläche passiert etwas. Wegen einer Reduzierung der Zirkulation kommt es zu stabileren Schichtungsverhältnissen. Die schwächere Durchmischung führt zu niedriger Sauerstoffkonzentration im Tiefenwasser. Auch die thermische Deckschicht setzt mittlerweile früher ein. Dadurch wird das Wachstum des Phytoplanktons massiv beeinflusst.
Und wäre das nicht genug der langfristigen Auswirkungen, können nicht vorhersehbare Extremereignisse dazu führen, dass der Wasserstand innerhalb weniger Stunden stark und schnell ansteigt. Hochwasser und Schäden sind die Folgen.

Ist die Trinkwasserversorgung vom Bodensee gefährdet?
Als Trinkwasserspeicher und Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten besitzt der See eine herausragende Bedeutung und muss geschützt werden. Die gute Nachricht für den Bodensee zuerst: Der Klimawandel hat bislang keine gravierenden Auswirkungen auf die Trinkwasserqualität. Mehr als fünf Millionen Menschen können sich auf die Qualität und Verfügbarkeit von Bodensee-Trinkwasser verlassen. Dennoch gilt es wachsam und vorausschauend zu sein, denn wie oben beschrieben können die Folgen des Klimawandels zunehmen und sich unterschiedlich bemerkbar machen. Technische Anlagen, die zur Wassergewinnung errichtet sind, können durch Extremwettereignisse zerstört werden. Eingeschleppte Arten wie die Quagga-Muschel werden durch den Klimawandel und steigende Wassertemperaturen begünstigt und treiben ihr Unwesen im See. Die kleinen Larven siedeln sich überall dort an, wo sie hinkommen, auch an den Entnahmestellen und in Leitungen. Die Bodensee-Wasserversorgung hat bereits frühzeitig erkannt, dass gehandelt werden muss und mit dem Projekt Zukunftsquelle die Weichen gestellt. Anlagen sind so ausgebaut, dass die Bodensee-Wasserversorgung auch in extrem heißen und trockenen Sommern in der Lage ist, Trinkwasser in ausreichender Menge zu liefern. Weitere Folgeerscheinungen des Klimawandels sind bedacht, bauliche Anlagen werden Wetterextremen besser standhalten und mit Ultrafiltration werden die Larven der besagten Quagga-Muschel aus Leitungen ferngehalten.
Klimawandel bleibt eine Herausforderung
Die Bodensee-Stiftung fordert daher, dass die Folgen des Klimawandels für Wasserkörper und aquatische Ökosysteme stärker als bisher in die politische Diskussion mit aufgenommen werden. Die Situation, wie sie am großen Bodensee vorliegt, ist leider nicht überall so gut. Wasserressourcen werden knapper, die Wasserqualität wird durch Starkregenereignisse schlechter. Neben dem Erhalt des Lebensraums geht es vor allem um den Schutz von Trinkwasser. Der Druck auf das Lebenselixier muss minimiert werden. Die Bodensee-Stiftung engagiert sich, um vor allem auch neue und bisher weniger bekannte Verunreinigungsquellen sichtbar zu machen. Projekte wie das europäische EU-LIFE Projekt Blue Lakes macht auf die schleichende Verunreinigung mit Mikroplastik genauso aufmerksam wie Projekte im Bereich Landwirtschaft und Klima, die auf Grundwasserbelastungen aus der Landwirtschaft hinweisen. Zukünftig muss stärker als bisher nicht nur in die Forschung zum Schutz von Wasser investiert werden, sondern auch in die Umsetzung von konkreten Maßnahmen. Das weltweite Netzwerk Living Lakes zum Schutz von Seen, das die Bodensee-Stiftung mitbegründet hat, liefert transnationale Ansätze, wie erfolgreiche Maßnahmen in Deutschland und weltweit umgesetzt werden können, um langfristig Seen vor Verunreinigungen und den Folgen des Klimawandels zu schützen.

Weitere Informationen:
Dimitri Vedel: dimitri.vedel@bodensee-stiftung.org
Bodensee-Stiftung
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Email: info@bodensee-stiftung.org
Webseite: http://www.bodensee-stiftung.org
