Statt eine Kabine pro Schacht auf- und ab fahren zu lassen, bietet der neue Aufzug die Möglichkeit, viele Kabinen unabhängig voneinander zirkulieren zu lassen, vergleichbar mit einem U-Bahn-System im Gebäude. Ein mehrstufiges Bremssystem schützt die seillosen Kabinen, die über ein redundantes, kabelloses EDV- und Energiemanagement verfügen. Lange erwartet, wird das Konzept nun Realität, indem thyssenkrupp die erste voll funktionsfähige Einheit im neu errichteten Testturm im baden-württembergischen Rottweil vorstellte. Anlässlich der Weltpremiere stellte der Hersteller mit dem Immobilienentwickler OVG Real Estate bereits den ersten Kunden vor. Er wird im neuen East Side Tower in Berlin verschiedene MULTI-Systeme installieren. Das Gebäude verspricht schon jetzt, eine der architektonischen Attraktionen der deutschen Hauptstadt zu werden.

Andreas Schierenbeck, CEO von thyssenkrupp Elevator, begrüßte auf der feierlichen Produktvorstellung rund 200 aus aller Welt angereiste Gäste und Repräsentanten der Gebäudeindustrie, darunter Architekten, Planer und Entwickler. Unter ihnen Coen van Oostrom, CEO von OVG Real Estate, und Anthony Wood, geschäftsführender Direktor des Council on Tall Buildings and Urban Habitat (CTBUH).

Baustelle des Testturms zwischen B 27 und Rottweil
Baustelle des Testturms zwischen B 27 und Rottweil

„Schlüssel zum Umbruch in der Aufzugsindustrie“

Während unsere Städte wachsen und Gebäude größer und höher werden, sehen sich Planer und Architekten mit der zunehmenden Herausforderung konfrontiert, eine steigende Anzahl von Menschen bequem und schnell an ihr Ziel zu bringen. Die Innovation hilft, dieses Problem zu lösen: Transportkapazitäten können um bis zu 50 Prozent gesteigert werden, gleichzeitig können die bei konventionellen Aufzugssystemen auftretenden Spitzen beim Energieverbrauch um bis zu 60 Prozent abgesenkt werden. Allein diese beiden Faktoren sorgen für drastische Verbesserungen bei der Mobilität in Hochhäusern. Im Gegensatz zum seilgebundenen Aufzug unterliegt die neue Technologie keinerlei Beschränkungen in der Höhe. Hinzu kommt die Möglichkeit, sowohl vertikal als auch horizontal zu fahren. All dies bietet bislang beispiellose architektonische Möglichkeiten und Gebäudedesigns.

Andreas Schierenbeck sagt dazu: „Wir sind davon überzeugt, dass MULTI die Art und Weise, wie sich Menschen in ihrer gebauten Umwelt bewegen, wie sie leben und arbeiten, fundamental verändern wird. Er kann Wartezeiten deutlich verringern und sorgt für einen erheblichen Gewinn an Nutzfläche in Gebäuden. Er ist der Schlüssel zum Umbruch in der Aufzugsindustrie.“

Die Aussichtsplattform des Testturms ist mit 232 Metern Höhe deutschlandweit die höchstgelegene.
Die Aussichtsplattform des Testturms ist mit 232 Metern Höhe deutschlandweit die höchstgelegene.

Nutzfläche steigt, Energieverbrauch sinkt

Die neue Technologie benötigt weniger und kleinere Schächte als konventionelle Systeme und kann so die nutzbare Fläche in Gebäuden um bis zu 25 Prozent erhöhen. Die gewonnene Fläche kann vermietet werden und sorgt so für zusätzliche Einnahmen. Das bietet einen klaren Vorteil gegenüber seilgebundenen Aufzugssystemen, da diese, abhängig von der Gebäudehöhe, bis zu 40 Prozent der Geschossfläche für Schächte und technische Ausstattung benötigen.  Ein weiterer Vorteil der Neuentwicklung ist ein gleichmäßiger Energieverbrauch ohne erhebliche und kostentreibende Ausschläge nach oben. Auf diese Weise ist ein effizienteres Energiemanagement möglich, das auch die Investitionskosten für die Stromversorgungsinfrastruktur konsequent senken kann.

Der erste MULTI wird in einem neuen, von OVG Real Estate geplanten Gebäude in Berlin installiert. OVG erlangte globale Aufmerksamkeit durch das als ‚weltweit nachhaltigstes Bürogebäude‘ bekannt gewordene Projekt ‚The Edge‘. Coen van Oostrom, CEO OVG Real Estate, erläutert: „Wir freuen uns, als Partner von thyssenkrupp die ersten neuen Aufzüge in unserem Projekt, dem East Side Tower in Berlin, zu installieren. Das Gebäude entsteht nahe der Mercedes-Benz-Arena und der Warschauer Straße und hat das Potenzial, ein neuer Orientierungspunkt der Berliner Skyline zu werden. Wir beschäftigen uns konsequent mit intelligenten Technologien und Nachhaltigkeit, und sind dadurch anderen stets einen Schritt voraus. Die zukunftsweisende Technologie, für die der MULTI steht, passt hervorragend zu uns“.

Antony Wood, geschäftsführender Direktor des CTBUH, sprach von der „vielleicht bedeutendsten Entwicklung seit der Erfindung des Sicherheitsaufzugs vor gut 165 Jahren.“ Der ‚heilige Gral‘ der Aufzugsindustrie sei es immer gewesen, die seilgebundene und auf die Vertikale beschränkte Bewegung durch ein System abzulösen, das auch geneigte oder horizontale Fahrten ermögliche. Der neue Aufzug weise den Weg zu diesem Ziel. „Hierin liegt die Chance, die Industrie in großem Maßstab zu transformieren und die Art und Weise, wie große Gebäude konzipiert werden, komplett zu verändern. MULTI erlaubt effizientere Kerndesgins genauso wie bessere Verbindungen in Gebäuden.”

Die erste Fahrt fand im neuen 246 Meter hohen Testturm von thyssenkrupp in Rottweil statt, der gleichzeitig das deutsche Forschungs- und Entwicklungszentrum beherbergt. Die Konzeption des Turms weist in die Zukunft urbaner Mobilität: thyssenkrupp testet und zertifiziert hier die Aufzugslösungen von Morgen. Mit zwölf Schächten bietet der Testturm optimale Möglichkeiten für Tests und Versuche jeder Art, bis hin zu Hochgeschwindigkeitsaufzügen, die mit bis zu 18 Metern pro Sekunde durch den Schacht rasen. Für die Erprobung und Zertifizierung des MULTI sind drei Schächte reserviert.

Testturm während der Bauphase
Testturm während der Bauphase

 

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