Digitalisierung fährt jetzt im Bauhof mit
Vom Straßenmanagement bis zur einfachen Streckenkontrolle verbessert und vereinfacht künstliche Intelligenz die Arbeit

Die Straßen werden immer schlechter. Was kann der Bauhof gegen dieses allgemeine Vorurteil machen? Da hilft nur ein klares Bild über die tatsächlichen Verhältnisse auf den Straßen. Bisher war das eine aufwändige und langwierige Sache. Abhilfe verspricht ein junges Unternehmen, das bei der Suche nach den schwarzen Löchern auf den Straßen sogar künstliche Intelligenz (KI) einsetzt.
Im Straßenverkehr geht es darum, eine Gefährdung der Verkehrsteilnehmer zu vermeiden. Reparaturmaßnahmen waren gestern. Heutzutage liegt die Messlatte viel höher: Die kommunale Infrastruktur darf nicht unter die Räder geraten. Die Smart City braucht den reibungslosen Verkehrsfluss. Kommunen müssen effizient und effektiv auch bei den Aufgaben des Bauhofs sein. „Dafür ist Digitalisierung der Schlüssel“, betont Danilo Jovicic-Albrecht. Der Geschäftsführer des jungen Unternehmens Vialytics sieht folglich die Aufgabe darin, „den Kommunen zu helfen, die Verwaltung zu vereinfachen“.

Gute Datenbasis für die Bestandsaufnahme erforderlich
Deshalb hat das Unternehmen eine umfassende Lösung für das Straßenmanagement entwickelt. Die Voraussetzung dafür ist zunächst die Bestandsaufnahme. Je besser die Datenbasis ausfällt, desto leichter wird die Aufgabe der Bestandserhaltung oder Verbesserung. Noch leichter lässt sich der Vorwurf entkräften, dass die Löcher auf den Straßen immer größer werden. Denn diese selektive Wahrnehmung stimmt nach Erfahrung des Experten nicht: „Der Zustand der Straßen ist eher besser als gefühlt“, erläutert Jovicic-Albrecht. „Im Süden ist der Zustand der Straßen zudem besser als im Norden“, ergänzt er.
Mit etwa 200 Kommunen gibt es bereits eine Zusammenarbeit. Daraus lässt sich auf das leichte Nord-Süd-Gefälle schließen. Das aufstrebende Unternehmen mit inzwischen mehr als 40 Mitarbeitern plant ein kräftiges Wachstum. Bis in fünf Jahren – dann hat das Unternehmen sein erstes Jahrzehnt hinter sich – soll sich die Zahl der kommunalen Auftraggeber vervielfacht haben, vorsichtige Internationalisierung inbegriffen.
Die Franzosen haben ein besonderes Verhältnis zum Automobil, aber selbst die Avenue des Champs Elysées, längst keine Prachtstraße mehr, braucht die künstliche Intelligenz. Da kann man den Wunsch verstehen, alle zur Verfügung stehenden Hilfsmittel einzusetzen. Deshalb setzen die Franzosen auf die deutsche Lösung und in Frankreichs Hauptstadt ist ein eigenes Büro eröffnet worden.
Woher kommt das Vertrauen, das viele Kommunen bereits in Vialytics setzen? Zwei Investoren geben Zuversicht, dass dem Unternehmen nicht die Puste ausgeht. EnBW New Ventures und das norwegische Äquivalent Statkraft Ventures unterstützen das Wachstum des jungen Unternehmens in Stuttgart, das er zusammen mit Patrick Glaser und Achim Hoth gegründet hat.
Die Analyse der Wege und Straßen, wie das Kunstwort Vialytics signalisiert, steht an erster Stelle. Dafür sind in analogen Zeiten Mitarbeiter des Bauhofs oder beauftragter Unternehmen unterwegs, um den Zustand der Objekte zu erfassen. Das kostet Zeit und benötigt Personal. „Da können wir den Kommunen helfen, indem wir die Verwaltung vereinfachen“, meint Jovicic-Albrecht. Durchschnittlich spart der Bauhof „ein Drittel der Gesamtarbeitszeit, die für Straßenunterhaltung nötig ist“, rechnet der junge Unternehmer vor.

Ein Tool für die Verkehrssicherheit in Kommunen
Gleichzeitig erhalten Kommunen Unterstützung bei der Rechtssicherheit. Um der Verkehrssicherheitspflicht Genüge zu leisten und von der Haftung befreit zu sein, muss die Kommune nachweisen können, dass der Schaden aufgenommen und ein Arbeitsauftrag generiert wurde. Mit Vialytics gelingt es praktisch im Vorbeifahren, Schäden automatisch zu erkennen und zu klassifizieren. Dabei hilft künstliche Intelligenz, die kritischen Stellen automatisch zu erkennen und auszuwerten. Notwendige Maßnahmen lassen sich viel besser planen als bei manueller Handhabung. Fünf Noten für den Zustand und neun Farbstufen für Zwischenbereiche werden vergeben und helfen dem Tiefbauamt beim Straßenmanagement.
Das Interesse ist groß. Tiefbauamtsleiter melden sich unerwartet. Immer häufiger macht Jovicic-Albrecht die Erfahrung, dass Bürgermeister oder der Gemeinderat sich dafür engagieren, denn das Thema Digitalisierung treibt die Gemeinden um.
Die Größe der Gemeinde spielt keine entscheidende Rolle. Die Kosten richten sich nach der Größe des Infrastrukturnetzes. Inbegriffen ist die Ausstattung mit einem topmodernen Smartphone, das die angepasste App enthält. Der Verkehrssicherheitsalarm hilft beispielsweise der Stadt Esslingen die kritischen Stellen zu identifizieren. Die Zufriedenheit ist groß. Jetzt wird das Managementsystem auf Radwege ausgeweitet. Damit gelingt ein Schritt zur Klimaneutralität und Sicherheit der verletzlichen Verkehrsteilnehmer.
Mit Landkreisen hat Vialytics ebenfalls schon zusammengearbeitet. Für die Länder- und Bundesebene kommen die moderne und smarte Lösung jedoch nicht in Frage: „Die Bundes-Richtlinien sind zu alt“, resümiert Jovicic-Albrecht. „Heutige Technologien sind darin nicht abgebildet. Deshalb hinken Bund und Land deutlich hinterher.
Da wünsche ich mir Geschwindigkeit. Denn wir können es uns nicht leisten, aktuelle Technologien bei der Entwicklung zu ignorieren“, so lautet der dringende Appell des jungen Unternehmers, der mit künstlicher Intelligenz für sichere Straßen und Radwege sorgt. [ dlu ]


vialytics GmbH
Silberburgstraße 187
70178 Stuttgart