Einen alten Baum versetzt man nicht
So gelingt Lebensqualität im Alter – daheim

Meinungsumfragen zeigen, dass die älteren Menschen auch das Alter daheim verbringen wollen. Schon die Vorfahren sagten: „einen alten Baum versetzt man nicht“. Daheim leben ist heute allerdings schwieriger als früher. Vielfach ist die Mehrgenerationenfamilie nicht mehr vorhanden. Zahlreiche Dienstleistungseinrichtungen, zum Teil lebenswichtige wie Hausarzt, Apotheke, Banken, Notar und so weiter, aber auch Begegnungsstätten sind in der Heimatgemeinde weggebrochen und in den Zentralort verlagert. Daheim leben ist heute nur noch mit zahlreichen Hilfestellungen der Kreis- und Kommunalpolitik und des bürgerschaftlichen Ehrenamts möglich.
Altenpolitik hat in der Kreis- und Kommunalpolitik eine neue Dimension erlangt. Selbst Kirchen, Verbände wie DRK und VdK, Sozialstationen oder private Pflegedienste sind gefordert, ihr Dienstleistungsangebot für die Alten auszuweiten. Bürgerschaftliches Engagement für die älteren Menschen, insbesondere bei den sogenannten „jungen Alten“, ist zu wecken und zu vermehren. Das Gesicht für die Alten muss heute in jeder Gemeinde sichtbar sein.
Die Kommunen sollten mit Nachbargemeinden ein Netzwerk bilden, in dem gegenseitiger Erfahrungsaustausch erfolgt und gemeinsame Angebote und Einrichtungen für die Alten erstellt werden.
Das kommunale Senioren-Konzept
Jede Gemeinde sollte heute unter starker bürgerschaftlicher Beteiligung ein individuelles Seniorenkonzept erstellen, in dem überlegt wird, wie das Erleben des Alters in der Heimatgemeinde ermöglicht wird.
Schwerpunkt muss am Ende die Einführung eines kommunalen Kümmerers mit einer eigenen Telefonnummer, dem Kummertelefon für die Alten sein. Kümmerer kann ein ehrenamtlicher Bürger mit Bürgerbeirat sein. Das Angebot kann aber auch von Sozialstationen, Nachbarschaftshilfen, privaten Pflegediensten, Kirchen oder ähnlichen Einrichtungen erfolgen.
Letztendlich ist die Gemeinde gefordert, eine Stelle für einen kommunalen Seniorenbeauftragten zu schaffen, der Hilfestellungen vermittelt oder neue Hilfestellungen initiiert.
Die Begegnung von Mensch zu Mensch
Die Gemeinden sollten alles tun, um die Dorfwirtschaft, die neuerdings auch vom Land stark finanziell gefördert wird, zu erhalten. Es muss versucht werden, für die Dorfwirtschaft zusätzliche Gäste durch Wander- und Radwege, Sichtbarmachung von Naturschönheiten, Camping- und Wohnwagenplätze und vieles andere mehr zu gewinnen. Dort, wo die Dorfwirtschaft gestorben ist, müssen die Gemeinden versuchen, kommunale und barrierefreie Begegnungsräume als Erlebnisstätten für Jung und Alt zu schaffen, wo auch das Büro des Seniorenbeauftragten angesiedelt ist. Ein Gemeinsam-Statt-Einsam-Treff soll Einsamkeit, die nachgewiesenermaßen auch krank macht, durch ein breites Angebot für Jung und Alt unterbrechen, das können Angebote wie ein Singtreff sein, aber auch Spielenachmittage, Kurse für neue Medien, Krabbelgruppen, geplante Ausfahrten, Mobilitätswanderungen mit Rollator oder ein Forum für junge Talente.
Mit dem kommunalen bürgerschaftlichen Begegnungsraum soll ein Ort entstehen, in dem sich alle Altersgruppen ehrenamtlich einbringen und immer wieder neue Ideen erwachsen, die die Lebensqualität des Einzelnen stärken und die Hilfe zur Selbsthilfe fördern.
Ein bürgerschaftlicher Beirat und ein Seniorenbeauftragter können die Programmgestaltung begleiten und neue Projekte mit neuen Ideen für die Bevölkerung initiieren.

Die Mobilität als wichtige Zukunftsausgabe
Ergänzend zum vorhandenen Nahverkehr muss jede Gemeinde dafür Sorge tragen, dass für die älteren Menschen zusätzliche, individuelle und maßgeschneiderte Mobilität, unterstützt von bürgerschaftlichem Engagement, vorhanden ist.
Zielgerichtete Mobilität benötigen viele ältere Mitbürger, die zum Teil behindert sind, für den Besuch des Facharzts, der Apotheke, Behördenbesuche, gehobenen Einkauf, Beratungsgespräche in der Bank sowie beim Notariat und vielem anderen mehr. Auch sogenannte „Mitfahrbänkle“ können Mobilität vermitteln.
Die Unterstützung für pflegende Familien
Betreute Wohnformen, auch im nachbarschaftlichen kommunalen Verbund und unterstützt durch Familienangehörige und durch ehrenamtlich Engagierte, können pflegende Familien in der Heimatgemeinde wirksam entlasten. Ganz wichtig ist es, dass, wo auch immer möglich, viele Tagesaufenthaltsstätten für ältere Menschen entstehen, damit Familien bei ihrer Pflege auch Freiräume zum Durchatmen und Kraftschöpfen haben. Kleine Gemeinden sollten versuchen, Familien im Ort zu gewinnen, bei denen ältere Menschen für den Tagesaufenthalt zu Gast sein dürfen.
Bürgerschaftliches Engagement
Insbesondere Vereine und Organisationen sollten motiviert werden, zusätzliche Angebote für die Freizeitgestaltung älterer Menschen zu unterbreiten. Auch für die sogenannten „jüngeren Alten“ sollte ein Generationenvertrag entwickelt werden.
Wenn sich „junge Alte“ für das Alter engagieren, sollten sie Pluspunkte für das eigene Alter erhalten; denn man wird schneller alt als man denkt. Bürgerschaftliches und ehrenamtliches Engagement heißt auch, dass nicht alles kostenlos erfolgt.
Ältere Menschen zahlen gerne Anerkennungsbeträge. Was nichts kostet, ist auch nicht viel wert.