Flüchtlinge für den Arbeitsmarkt
Know-how, Netzwerke, Kontakte zu Unternehmen – was Kommunen zur Integration leisten können

Wie gelingt es, Flüchtlinge in Arbeit zu bringen? Welche Räder sollten dazu ineinander greifen? Und was können Kommunen dazu beitragen? Angesichts der seit 2015 ankommenden Flüchtlinge beschäftigen diese Fragen aktuell viele Kommunen.
Langer Weg zur Integration in Arbeit
Bis eine geflüchtete Person einen Arbeitsvertrag – für eine möglichst qualifizierte Arbeit – in der Hand hält, muss sie oft viele Einzelschritte durchlaufen: Neben dem Erwerb umfassender Deutschkenntnisse gehören die Erfassung des beruflichen Profils (Lebenslauf), eine Beurteilung der im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen und schlussendlich die Vermittlung in Arbeit mittels Ausbildung, Praktika oder anderen Arbeitseinstiegsmaßnahmen nur zu einigen der nötigen Schritte in Arbeit.
Know-how in der Kommune zusammenbringen
Hilfreich ist es, wenn sich innerhalb der Kommunalverwaltung die Personen zusammenschließen, die Flüchtlinge auf dem Weg zur Arbeit unterstützen können: Je nachdem können dies Hausmeister und Betreuer von Flüchtlingsunterkünften, Integrations- und Flüchtlingsbeauftragte, das Ausländeramt, landkreisfinanzierte Schulleitungen, Wirtschaftsförderer mit Unternehmensnetzwerken, kommunale Jobcenter oder sogar eine Pressestelle sein, welche eventuell Informationen an Bürger und Unternehmen weitergibt. Jede dieser Stellen bringt wertvolles Wissen mit und kennt wichtige Ansprechpartner.

Netzwerke nutzen
Verschiedenste Player vor Ort tragen zur Integration von Flüchtlingen in Arbeit bei. Meist sind diese untereinander vernetzt. Kommunen können von diesen Netzwerken profitieren und ihre eigene Stärke einbringen.
Geeignete Netzwerke können Fachkräfteallianzen, Migrationsarbeitskreise oder ähnliche Plattformen sein. In der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg beispielsweise haben sich die Agentur für Arbeit, Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften, Hochschulen, Jobcenter, Kammern und die regionale Wirtschaftsförderung zu einer Fachkräfteallianz zusammengeschlossen.
Diese hat bereits mehrere Veranstaltungen für Betriebe zur Integration von Flüchtlingen in Arbeit organisiert. In zwei Koordinierungstreffen zum Thema „Flüchtlinge für den Arbeitsmarkt“ wurden Erfolgsrezepte weitergegeben und Synergien geschaffen.
Mancherorts existiert auch ein Welcome Center, das mit Kontakten, kostenlosen Seminaren oder Beratung qualifizierter Flüchtlinge weiterhelfen kann.
Sowohl die Fachkräfteallianz als auch das Welcome Center in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg werden unterstützt vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg.
Stärken der Kommunen: der direkte Kontakt zu Unternehmen
Kommunen können für diese Netzwerke Kontakte zu örtlichen Unternehmen herstellen und jenen beispielsweise Einladungen zu Veranstaltungen zum Thema Beschäftigung von Flüchtlingen weiterleiten.
Die Räumlichkeiten
Oft freuen sich Netzwerkpartner, wenn Kommunen zum Beispiel eine Gemeinde- oder Stadthalle als Veranstaltungsort zur Verfügung stellen.
Der direkte Kontakt zu Flüchtlingen
Ein besonderer Vorteil von Kommunen und Landratsämtern ist der direkte Kontakt zu Geflüchteten zum Beispiel über das Ausländeramt oder die Unterkünfte. Andere Player besitzen diesen Zugang zu Flüchtlingen nicht, benötigen ihn aber als Weiterbilder, Arbeitsvermittler, Integrationslotse, Unternehmen.
Zum Beispiel gelangt ein Asylbewerber oder Geduldeter nicht automatisch in die Vermittlungskartei der Agentur für Arbeit. Seit Sommer 2016 erleichtert das Integrationsgesetz nun auch diesen Flüchtlingen den Zugang zu Arbeit und Ausbildung.
So kann es nützlich sein, dass die Kommune frühzeitig den Kontakt zur Agentur für Arbeit herstellt, damit diese berufliche Profile erfassen und Fördermaßnahmen einleiten kann.

Frühes Deutschlernen – schon während des Asylverfahrens
Das A und O für eine qualifizierte Arbeitsaufnahme sind ausreichende Deutschkenntnisse, um dem Unterricht in einer Ausbildung, Sicherheitsunterweisungen im Betrieb (zum Beispiel im Handwerk) oder dem Gespräch mit Kunden und Kollegen folgen zu können.
Daher sollten Geflüchtete möglichst schnell Deutsch bis Niveau B1 oder höher lernen. Gibt es keine Sprachkurse oder sind Wartezeiten dafür lang, können Flüchtlinge über Apps wie Ankommenapp.de in Eigeninitiative Deutsch lernen.
Informationen zu Selbstlerntools und dazu, wie wichtig es für eine gute Arbeitsstelle ist, Deutsch zu beherrschen, können Kommunen und Landratsämter den Flüchtlingen frühzeitig vermitteln. Gerade Geflüchtete mit laufendem Asylverfahren oder in Duldung können sich so selbst fit machen, um später Schritte Richtung Arbeit zu meistern.

Fazit
Um Geflüchtete erfolgreich in Arbeit zu integrieren, bedarf es des Know-hows und der Zusammenarbeit vieler Institutionen, Unternehmen, Netzwerke, kommunaler Verwaltungen und mehr. Gerade die frühzeitige und gut aufeinander abgestimmte Zuführung zu Hilfen und Maßnahmen entscheiden über eine schnelle, aber auch nachhaltige Integration von Flüchtlingen in Arbeit.
Wirtschaftsförderungsgesellschaft Schwarzwald-Baar-Heuberg mbH
Albert-Schweitzer-Straße 18
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