Das Ausmaß der Naturkatastrophen wird immer größer werden

Portrait von Michael Förster, Leiter Verbandskommunikation beim DLRG Bayern
Michael Förster ist Leiter der Verbandskommunikation beim DLRG Bayern.

Michael Förster: „Bayern ist gut aufgestellt, aber Kommunen und Gemeinden benötigen mehr Geld.“

„Die bisherigen Katastrophen in Bayern haben die Hilfsorganisationen zusammen mit dem Staat gut gemeistert. Immer mit im Einsatz war die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, kurz DLRG. Gerade bei der Flut 2024 hat nach unserer Erfahrung die Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen untereinander bestens funktioniert. Im Vergleich zu anderen Bundesländern können wir feststellen, dass in Bayern der Katastrophenschutz mit den ehrenamtlichen Hilfsorganisationen, dem Technischen Hilfswerk und den Feuerwehren gut aufgestellt ist. Immer wieder erfahren wir im Kontakt mit anderen Landesverbänden der DLRG, dass wir in Bayern so aufgestellt sind, wovon andere nur träumen können. Dazu gehören im Einsatzfall die Freistellung der Katastrophenhelfer von der Berufstätigkeit, inzwischen auch die Ausbildungen im Katastrophenschutz und ganz besonders die staatliche Finanzierung der Rettungsmittel. So bekommt die DLRG in Bayern die Rettungsboote und Einsatzfahrzeuge vom Freistaat finanziert, ebenso wesentliche Teile der Schutzkleidung und Ausrüstung. Das erleichtert uns die Arbeit enorm, und es ist zugleich auch Anreiz und Anerkennung für die Ehrenamtlichen. Speziell für Einsatzlagen am Wasser – vor allem Hochwasser – verfügt Bayern seit gut zehn Jahren landesweit über 19 sogenannte Wasserrettungszüge, von denen die DLRG 14 stellt. Jeder Wasserrettungszug ist mit 32 gut ausgebildeten Helferinnen und Helfern ausgestattet, und das in mehrfacher Besetzung. Diese Einheiten haben für die Bewältigung des jüngsten Hochwassers im Frühjahr ausgereicht. Außerdem standen in den benachbarten Bundesländern weitere Wasserrettungszüge bereit, um die einheimischen Kräfte in Bayern abzulösen. Das ist bei länger andauernden Einsatzlagen auch zwingend erforderlich, da jedes Personal nach einer gewissen Arbeitszeit erschöpft ist, egal ob haupt- oder ehrenamtlich.

Ehrenamtliche kompetent und hoch motiviert
Im Bereich der Wasserrettung stellt sich die DLRG aktuell den Herausforderungen einer noch gründlicheren und realitätsnäheren Fachausbildung. Dazu haben wir ein ausführliches Konzept für ein Ausbildungszentrum für Wassergefahren erstellt, das auf Plänen und Erfahrungen aus New York und aus England beruht. Der Freistaat Bayern hat signalisiert, ein solches Zentrum zu finanzieren.
Für die Zukunft wird das Halten und die Gewinnung von ausreichend vielen Ehrenamtlichen sehr wichtig sein. Die Begeisterung, das Fachwissen und die Flexibilität der Ehrenamtlichen sind das größte Gut der Hilfsorganisationen. Die DLRG ist hier besonders gut aufgestellt, weil ihre Arbeit am Wasser, in der Natur und die erforderliche Sportlichkeit höchst attraktiv für junge Menschen sind. Der größte Teil der allein in Bayern 40.000 Mitglieder sind junge Leute.

Staat und Gemeinden in der Pflicht
Die Überlegungen zur Weiterentwicklung des Katastrophenschutzes sind aber bereits konkreter: Die Ausrüstung muss den sich ändernden klimatischen Bedingungen angepasst werden, insbesondere die Einsatzkleidung und die Fahrzeuge. Die Ausstattung mit Kommunikationsmitteln verschiedenster Art muss verbessert werden. Die Helfer brauchen ihre Bekleidung in mehrfacher Ausführung, damit der andauernde Einsatz nicht durch beschädigte oder verdreckte Kleidung blockiert wird. An zentralen Stellen sollten Schwimmwesten für die betroffene Bevölkerung zur Verfügung stehen.
Die Behörden müssen in der Lage sein, Anliegen des Katastrophenschutzes zeitnah und kompetent zu bearbeiten. Weil die Gefahren des Hochwassers nichts Alltägliches sind, bietet die DLRG den örtlichen Einsatzleitungen erfahrene Fachberater an. Würden mehr örtliche Einsatzleitungen dieses Angebot annehmen, könnten sie manche Entscheidungen besser fundiert treffen. Auch für die systematische Einbindung von freiwilligen Spontanhelfenden sollten die Gemeinden Konzepte entwickeln. Gut geführt könnten sie im Einzelfall eine wertvolle Hilfe sein. Die Kommunen sollten den Hilfsorganisationen die Arbeit erleichtern, beispielsweise beim Bau von Garagen, Ausbildungsstätten und Lagerräumen. Insgesamt werden Staat und Gemeinden weit mehr Geld als bisher für den Katastrophenschutz in die Hand nehmen müssen.“

 

Ein DLGR-Boot liegt am Strand.
Ein DLGR-Boot an einem Strand

 

Kontakt:

Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft Landesverband Bayern e.V.
DLRG Landesverband Bayern e.V.
Woffenbacher Straße 34
92318 Neumarkt/Opf.
Tel.: +49 9181 32010
info@bayern.dlrg.de
https://bayern.dlrg.de

 

 

Weitere Statements zum Thema von:
René Kwiatkowski vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
Joachim Herrmann MdL, Bayerischer Staatsminister des Innern, für Sport und Integration
Frank Pintsch, berufsmäßiger Stadtrat in der Stadt Augsburg

Wir bedanken uns ganz herzlich dafür!

 

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