Attraktives Landleben und gute Arbeitsbedingungen

Portrait Walter Beyer
Walter Beyer ist stellvertretender Landesvorsitzender des Verbands „Bildung und Erziehung (VBE)“ in Baden-Württemberg.

Walter Beyer: „Der frühkindliche Bildungsbereich ist insgesamt unterfinanziert.“

„Zunächst einmal gilt es, die Vorteile des Landlebens und das, was die jeweilige Gemeinde im Besonderen attraktiv macht, herauszuarbeiten und zu bewerben. Die engere Gemeinschaft, der soziale Zusammenhalt, die bessere Luft und vor allem die Entschleunigung und Ruhe, das sind Dinge, nach denen sich viele Menschen sehnen und die das Leben abseits der großen Städte attraktiv machen können. Günstigere Mieten und Immobilien kommen als weitere schlagkräftige Argumente hinzu.
Um als Arbeitgeber interessant zu sein, muss man vor allem attraktive Arbeitsbedingungen schaffen und sich ehrlich um die pädagogischen Fachkräfte bemühen. Laut der DKLK-Studie 2023, einer Studie, die vom deutschen Kitaleitungskongress durchgeführt wurde, sagen mehr als neun von zehn Kitaleitungen, dass es schwieriger geworden sei, passendes Personal zu gewinnen. Das macht deutlich, dass sich das Blatt vollkommen gewendet hat. Es ist heute vielfach der Arbeitgeber, der in Zeiten eines enormen Fachkräftemangels um qualifiziertes Personal werben muss. Das bedeutet, dass der Kita-Träger seine Vorzüge herausstellen und Argumente liefern muss, weshalb man in seiner Kita arbeiten sollte. Wer verstanden hat, dass attraktive Rahmenbedingungen der Schlüssel zu ausreichend Fachpersonal sind, ist im Vorteil.

 

Buntes Spielzeug in einer Ecke
Altersgerechtes Spielzeug ist nicht das einzige, das Kita-Träger finanzieren müssen.

Was macht attraktive Arbeitsbedingungen an Kitas aus?
Klar ist, der frühkindliche Bildungsbereich ist insgesamt unterfinanziert. Es braucht flächendeckende Investitionen und eine abgestimmte Fachkräfteoffensive. Auch die Arbeitsbedingungen müssen auf vielen Ebenen, etwa bei Personalausstattung und Bezahlung, verbessert werden. Mit Blick darauf, was Gemeinden tun können, sind folgende Aspekte zentral:

  • Sicherstellung einer guten „Fachkraft-Kind-Relation“, sodass alle Kinder angemessen gefördert werden können.
  • ein gutes Kita-Konzept
  • ausreichend Vor- und Nachbereitungszeit zur Sicherstellung der pädagogischen Qualität
  • ausreichend Leitungszeit, die vertraglich fixiert ist und sich am tatsächlichen Bedarf orientiert
  • eine Verbesserung der digitalen Ausstattung, unter anderem zur Entlastung bei Verwaltungsaufgaben
  • feste Krankheitsreserve und die Schaffung eines Fachkräfte-Pools mit anderen Gemeinden, um sich bei Ausfällen gegenseitig unterstützen zu können
  • unterstützender Auf- und Ausbau sogenannter „multiprofessioneller Teams“, um die immer höheren Anforderungen an das System Kita bewältigen zu können
  • eine zeitgemäße Einrichtung und Ausstattung der Kita
  • ein ansprechendes Außengelände mit vielen Spielmöglichkeiten
  • Naturnähe
  • ein Konzept und der Zugang zu Angeboten des Arbeitsschutzes sowie der Gesundheitsprävention und -förderung

Generell sollte eine gute Unterstützung durch die Gemeinde sowie den Kita-Träger selbstverständlich sein. Auch Angebote, die über den Arbeitsort Kita hinausgehen, also zum Beispiel Unterstützung bei der Wohnungssuche oder bei der Integration in der Gemeinde, etwa im Vereinsleben, können die Attraktivität steigern.
Fazit: Kleine Gemeinden müssen, um selbst attraktiv zu sein, eine gewisse Infrastruktur bieten und dazu gehört unter anderem eine gut aufgestellte Kita.“

 

Kinder, die mit Buntstiften malen.
Kinder erwarten nicht nur spannende Beschäftigungsmöglichkeiten, sondern auch gut ausgebildete Fachkräfte, die sich in adäquater Weise um sie kümmern.

 

Kontakt:
Verband Bildung und Erziehung  (VBE) Landesverband Baden-Württemberg
Heilbronner Straße 41
70191 Stuttgart
Tel.: +49 711 229314-6
Fax: +49 711 229314-79
vbe@vbe-bw.de
www.vbe-bw.de

 

Weitere Statements zum Thema von:
Bettina Stäb, Stabsstellenleiterin „Frühkindliche Bildung und Soziales“, Gemeindetag Baden-Württemberg
Marko Kaldewey, Landesvorsitzender des Deutschen Kitaverbandes in Baden-Württemberg

Wir bedanken uns ganz herzlich dafür!

 

_________________________

 

Diskutieren Sie mit!

 

Wie lässt sich die Kinderbetreuung in unseren Gemeinden und Städten attraktiver gestalten?
Wie können neue Erzieher gewonnen werden?
Welche Voraussetzungen müssten hierfür geschaffen werden?

Haben Sie selbst Erfahrungen in diesem Bereich?
Wir sind gespannt auf Ihre/Eure Statements!

 

 

Das könnte Sie auch interessieren

Symbolbild zum Thema Lesen was Kommunen bewegt.

Ihr Kommunalmagazin KOMMUNALtopinform

Kommunal, genau das ist unser Thema. Lesen, was Kommunen bewegt – unser Slogan. Auf dieser Seite informieren wir die öffentliche Verwaltung im gesamten deutschsprachigen Raum über aktuelle und interessante Themen im kommunalen Bereich. Die Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg und Bayern erhalten zusätzlich vierteljährlich das Kommunalmagazin. An nahezu alle Kommunen dieser beiden Bundesländer wird die Printausgabe versendet.

mehr Informationen zur Print-Ausgabe
Push-Benachrichtigungen aktivieren Ok Nein, danke