Neue Wege zu starken Städten und produktiven Innenstädten

Saskia Goldberg: „Erfolgsfaktoren sind eine abgestimmte Strategie mit Priorisierung von Umsetzungsschritten und eine empathische, kooperative Stadtentwicklung.“

Gäbe es den goldenen Weg hin zu einer starken Stadt beziehungsweise produktiven Innenstadt, gäbe es die Frage danach gar nicht erst. Sie wäre gelöst. Die Schwierigkeit besteht nämlich schon in der Definition einer „starken“ Stadt und „produktiven“ Innenstadt. Wichtig ist die Relativierung: Je nach Vorprägungen der Kommunen wie Größe, zentralörtliche Funktion, Medianalter, Kaufkraft, Leerstandsquote und anderen Besonderheiten können die Attribute „stark“ oder „produktiv“ sehr unterschiedlich zugeschrieben werden. Gleichwohl kristallisieren sich einzelne Elemente in der Praxis heraus, die den Weg hin zu einer starken Kommune, egal welcher Vorprägungen, erleichtern (= Erfolgsfaktoren) oder behindern (= Stolpersteine):

1. Ohne Strategie und Priorisierung fällt das Kind in den Brunnen. Experimentieren hat Hochkonjunktur. Seien es Pop-up-Stores in den innerstädtischen Leerständen oder ergebnisoffene und innovative Bürgerprojekte in der Gesamtgemeinde. Das Ausprobieren von Lösungen ist richtig und wichtig. Dennoch bedarf es für die Kommune aber auch klarer Schwerpunkte und Ziele. Zwingend ist eine anpassbare, von vielen getragene und gemeinsam erarbeitete Strategie. Ansonsten fehlen Verwaltung und Kommunalpolitik, Bürgerschaft und Wirtschaft eine gewisse Planungs- und Entscheidungssicherheit und die Orientierung. Wichtig dabei ist die Priorisierung von Umsetzungsschritten. Fehlt diese, kann es der Verwaltung nur schwer gelingen, zeitlich abgestimmt und bei knappen personellen und finanziellen Ressourcen sowohl kommunale Pflichtaufgaben als auch weitere Aufgaben, die von den Zielgruppen als „Pflicht“ empfunden werden, zu stemmen. Ein gutes Beispiel stellt die baden-württembergische Gemeinde Mögglingen mit 4.400 Einwohnern im Ostalbkreis dar. Gerade weil auch haushalterische Herausforderungen bestehen, gab sich die Gemeinde eine sehr klare Entwicklungsstrategie mit Schwerpunkten und Kernprojekten, die gemeinsam mit der Bürgerschaft umgesetzt wird.
2. Nachhaltige Entwicklung nun wirklich. Jene Kommunen, die den scheinbar nicht auflösbaren Widerspruch zwischen Ökonomie, Sozialem und Ökologie angehen, werden stark sein. Denn in der Praxis war jahrzehntelang eine Unwucht hin zu ökonomischen Argumenten (Arbeitsplätze, Gewerbesteuereinnahmen) feststellbar. Vereinzelt wird nun massiv eine Unwucht hin zur Ökologie eingefordert. Die Kommunen müssen aber Maßnahmen angehen, die allen drei Extremen von Nachhaltigkeit gerecht werden. Und dies funktioniert auch, indem die Kriterien hierfür greifbar gemacht werden und bei investiven Maßnahmen daraufhin unkompliziert abgeprüft werden. Ein gutes Beispiel ist der kurz vor dem kommunalpolitischen Beschluss stehende Gemeindeentwicklungsplan in der Gemeinde Plüderhausen mit 9.800 Einwohnern im Rems-Murr-Kreis. Hier sollen künftig alle Maßnahmen einem „Nachhaltigkeitscheck“ unterzogen werden. Damit werden beispielsweise auch Flächenversiegelungen dann möglich, wenn die Bebauung anders, besser und mit weniger Ressourceneinsatz als bisher erfolgt (= Suffizienzkriterien).

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Weitere Statements zum Thema von

  • Sven Schulte – fachpolitischer Sprecher der IHK NRW und Referent für Handel und Stadtentwicklung
  • Hubert Aiwanger – stellvertr. Ministerpräsident u. Bayer. Staatsminister f. Wirtschaft, Landesentw. u. Energ.

Wir bedanken uns ganz herzlich dafür!

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