Die Entscheidung zum Bau des heutigen Freizeitbads Stegermatt fiel im badischen Oberzentrum zu einem Zeitpunkt, als das Hallen- und Freibad stark renovierungsbedürftig war. Die Kostenschätzung für die Instandsetzung der veralteten Anlagen belief sich auf rund 20 Millionen Euro. Deshalb hat der Gemeinderat den Grundsatzbeschluss gefasst, an diesem Standort ein kombiniertes Frei- und Hallenbad zu bauen. Die Gesamtkosten waren mit 35 Millionen Euro veranschlagt, am Ende hat das Bad 38,6 Millionen Euro gekostet. „Damit sind wir im Rahmen geblieben“, freut sich Edith Schreiner, Offenburgs Stadtoberhaupt, über die Punktlandung bei der Realisierung des größten städtischen Bauprojekts, bei dem man übrigens ohne Fördermittel auskam.

Der Betriebsleiter der Technischen Betriebe Offenburg (TBO) als Betreiberin der Immobilie, Alex Müller, erklärt die letztlich aufgestockte Investitionssumme mit den „zahlreichen  Wünschen aus der Bevölkerung“ während des Planungsprozesses, die weitgehend berücksichtigt wurden. Während der Bauphase gab es zudem manche Herausforderung, so auch die Grundwasserabsenkung. Durch die nahe gelegene Rheintalbahn hatte die Bahn ein aufwändiges Messprogramm für die Schiene verordnet. „Hätten sich die Gleise um zwei Millimeter gesenkt, hätte uns das Einstellen des Bahnbetriebs pro Stunde 200.000 Euro gekostet“, schildert Müller. „Wir waren froh, als wir aus dem Boden raus waren.“

 

Die Architektur des hinteren Teils des Eingangsbereichs ist großzügig gestaltet.
Die Architektur des hinteren Teils des Eingangsbereichs ist großzügig gestaltet.

Intensive Bürgerbeteiligung

Die Stadtverwaltung setzte von Anfang an auf eine intensive Bürgerbeteiligung. Es wurde eine Bad-Kommission gegründet, der rund 40 Personen aus Schulen, Vereinen, Bürgerschaft,  Gemeinderat, und Verwaltung angehörten. In diesem Gremium wurde etwa die Wasserfläche für das Kombi-Bad ausgehandelt. Mit einem Bad-Konfigurator auf der Microsite des Bades konnte sich jeder Interessierte sein Traumbad zusammenstellen. Dieses Online-Instrument wurde auch rege für Fragen und Ideen genutzt. Relativ einstimmig fielen die Positionen zu Sprunganlage und Becken aus. Klar war schnell, dass die attraktivsten Wasserflächen drinnen zu verorten sind, denn dieser Bereich wird ganzjährig genutzt - an 365 Tagen von 10 bis 22 Uhr. Sprungturm, Strömungskanal, Nackenstrahl befinden sich im überdachten Bereich. Hinzu kam eine attraktive Saunalandschaft, die heute Gäste aus der Region sowie dem benachbarten Elsass nach Offenburg lockt. „Wir haben mit dem Bad ein gutes Angebot geschaffen, das über den Rhein strahlt“, verdeutlicht Müller. Ein gutes Beispiel für funktionierende Bürgerbeteiligung ist auch die Riesen-Reifen-Rutsche. Die war so nicht eingeplant, aber eine Schülerin hatte eine Unterschriftenaktion gestartet und bei Gleichaltrigen Stimmen gesammelt für den Spaßfaktor. Als Reminiszenz ans alte Stegermattbad zog zudem die beliebte Breitwellenrutsche mit um.

Oberbürgermeisterin Edith Schreiner: „Allen Beteiligten war von Anfang an wichtig, dass das Bad für die Bürger einen Mehrwert darstellen soll. Bewusst wurde kein explizites ‚Spaßbad‘ geplant. Credo ist hingegen die sehr humane, nutzerfreundliche Preisgestaltung – das Bad ist nicht auf Gewinn programmiert. Die Stadt fängt ein jährliches Defizit auf.“

Es kommen 60 Schulen und vier Wassersport treibende Vereine ins Bad. So ist das Stegermattbad sowohl Freizeitareal für Badegäste als auch Schul- und Sportstätte.

In einem Kursbecken bieten VHS, das Bad selbst sowie die Rheuma-Liga Aqua-Kurse an. Das Freizeitbad veranstaltet täglich um 11.30 und 16 Uhr eine kostenlose Aquafitness, die ohne Anmeldung besucht werden kann. „Wir wollen den Gästen einen Mehrwert bieten und sie an das Bad binden“, erklärt Stefan Schürlein das Ziel.

 

Verschiedene Erlebnisbecken samt Gastronomie stehen zur Verfügung.
Verschiedene Erlebnisbecken samt Gastronomie stehen zur Verfügung.

Letzte Arbeiten im Juli

Im Juli 2018 wurde der zweite Bauabschnitt fertig gestellt. Auf dem Gelände des alten Hallenbads sind eine große Liegewiese, das Kinderplanschbecken und eine Matschanlage entstanden. Die Stegermattstraße wurde erneuert und verkehrsberuhigt. Während der 24 Monate Bauzeit wurde der Badebetrieb bis auf zwei Monate aufrechterhalten. Das hatte zwei Bauabschnitte zur Folge.

Beeindruckend ist der große, alte Baumbestand auf dem Areal. Der Gemeinderat hatte entschieden, dass der Badneubau um die dortige riesige alte Blutbuche herum entstehen soll. Eine große Herausforderung für die Architekten und Planer. Von 200 Bäumen wurden 100 erhalten sowie doppelt so viele neue gepflanzt. Heute zählt man auf den 51.000 Quadratmetern 300 Bäume, die Schatten spenden.

Effiziente Technik

Derzeit sind 30 Mitarbeiter für den laufenden Badbetrieb verantwortlich. Jedes Jahr werden drei Fachangestellte für Bäderbetrieb ausgebildet mit dem Ziel, sie dauerhaft zu beschäftigen.

Zwei Techniker und ein Elektriker sind für die technische Ausstattung mit Blockheizkraftwerk, Lüftung, Wasseraufbereitung, Filtern und Pumpen im Untergeschoss des Bades zuständig. „Wir betreiben auch ein Energie-Daten-Management“, betont TBO-Betriebsleiter Müller das wichtige Controlling. Im alten Bad wurden 8,3 Millionen Kilowattstunden verbraucht. Heute sind es 4,6 Millionen. Davon werden 800.000 aus Solar-Energie gewonnen. Spezielle Bauteile und Wärmerückgewinnung aus Abwässern und Abwärme steigern die Effizienz weiter.

Das könnte Sie auch interessieren

Symbolbild zum Thema Lesen was Kommunen bewegt.

Ihr Kommunalmagazin KOMMUNALtopinform

Kommunal, genau das ist unser Thema. Lesen, was Kommunen bewegt – unser Slogan. Auf dieser Seite informieren wir die öffentliche Verwaltung im gesamten deutschsprachigen Raum über aktuelle und interessante Themen im kommunalen Bereich. Die Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg und Bayern erhalten zusätzlich vierteljährlich das Kommunalmagazin. An nahezu alle Kommunen dieser beiden Bundesländer wird die Printausgabe versendet.

mehr Informationen zur Print-Ausgabe
Push-Benachrichtigungen aktivieren Ok Nein, danke