Gemeinsam stark gegen die Folgen des Klimawandels
Jena greift den Freunden in Nicaragua tatkräftig unter die Arme / Viel Hilfe zur Selbsthilfe

Seit 1998 besteht eine Städtepartnerschaft zwischen dem thüringischen Jena und San Marcos in Nicaragua, Mittelamerika. San Marcos mit seinen rund 32.000 Einwohnern liegt 550 Meter über dem Meer und hat ein gemäßigtes subtropisches Klima, das sich sehr gut für den Anbau von Kaffee, aber auch Grundnahrungsmitteln wie Hirse, Mais und Bohnen eignet. Entsprechend landwirtschaftlich geprägt sind die Wirtschaft und das Umland der Stadt.
Die Partnerschaft wird maßgeblich getragen durch die Zusammenarbeit zwischen dem Jenaer Eine-Welt-Haus und dem Verein Aprodim (Verein zur Integralen Entwicklung der Gemeinden) in San Marcos. Dies ermöglicht kontinuierliche Kontakte zwischen den Bürgerschaften und städtischen Einrichtungen weit über die jeweiligen Stadtverwaltungen hinaus. Über die Jahre hat sich eine besondere Verbundenheit entwickelt, die beide Städte immer weiter zusammenrücken ließ.
Ein von Aprodim im Jahr 2009 eingerichteter Radiosender, finanziell unterstützt von der Stadt Jena zusammen mit den europäischen Partnerstädten von San Marcos, Helmond/Niederlande und Biel-Bienne/Schweiz, trägt sich inzwischen selbst. Er stärkt den lokalen Zusammenhalt, thematisiert soziale Fragen und informiert über Umweltverschmutzung, Recycling und Wiederaufforstung.
Ende November 2010 hat Jena als erste deutsche Stadt den innovativen Beschluss gefasst, 0,02 Prozent des Haushaltes für konkrete Entwicklungsprojekte bereitzustellen. 0,02 Prozent des Jenaer Haushaltes waren damals 50.000 Euro – auf den ersten Blick keine große Summe, doch entfaltete sie eine große Hebelwirkung.

2012 startete Jena ein Klimaprojekt zur Wiederaufforstung
Im Jahr 2012 nahm Jena an dem Projekt "50 Kommunale Klimapartnerschaften" teil, gefördert und unterstützt von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums. Auf diesem Wege konnte das Klimaprojekt "Regenerative Energien und Wiederaufforstung in Nicaragua" mit einem Volumen von 500.000 Euro über vier Jahre (2012-2015) mit einem zehnprozentigen Eigenanteil realisiert werden.
Das Projekt ist vielschichtig und viele der Aktivitäten werden bis heute fortgeführt.
Es wurden "solar home systems" für Familien in einem ländlichen Stadtviertel von San Marcos installiert, das noch nicht an das Stromnetz angeschlossen ist – ein großer Gewinn an Lebensqualität für die Bewohner.
In San Marcos wurde als erste lateinamerikanische Stadt eine kommunale Biogasanlage installiert, die organischen Haus- und Gewerbemüll zu Kochgas verarbeiten kann.
Dies hilft nicht nur bei der Beseitigung des Müllproblems. Es wirkt auch dem Energiemangel entgegen, verringert die freigesetzte Menge an klimaschädlichem Methan und reduziert die Entwaldung des Landes.
Auf einer Fläche von insgesamt 18 Hektar auf öffentlichem Grund wie Parks, Grünanlagen und Freiflächen wurden Zier- und Nutzpflanzen angepflanzt.
Neben der Stadtverschönerung verbessern die Maßnahmen das Mikroklima und die Bodenqualität und beugen einer Bodenerosion vor.
Auf über zwölf Hektar wurden in Zusammenarbeit mit Kleinbauern ökologische Agroforstsysteme aufgesetzt, die beispielsweise den Kaffeeanbau wind- und wetterresistent machen sollen. Ein zunehmender Teil der Kaffeebauern und -kooperativen hat in den letzten Jahren auf ökologische Produktion umgestellt. Biologischer „Städtepartnerschaftskaffee“ – unter anderem im Eine-Welt-Laden in Jena erhältlich – wird in einem örtlichen Verarbeitungsbetrieb für den Export vorbereitet.
In den bereits etablierten Partnerschaften zwischen jeweils vier Schulen in San Marcos und Jena wurden Schulgärten angelegt. Hinzu kamen in beiden Städten ökologische Lehrpfade.

Lösungen gegen zu große Trockenheit
Hecken als lebende Zäune schützen nun auf über 8,5 Kilometern Länge vor Wind und Trockenheit und erhöhen die Artenvielfalt. Neue Wasserspeicher wurden gebaut, bestehende repariert und erweitert. Dadurch können Kleinbauern Trockenperioden besser überdauern.
Die breit angelegte Zusammenarbeit beeinflusst auch die Jenaer Stadtverwaltung. Eine zentrale Beschaffungsstelle wurde eingerichtet, um die öffentliche Beschaffung möglichst effizient auf fair gehandelte wie ökologische Produkte umzustellen.
Im November 2020 zogen mit Eta und Iona zwei starke Hurrikane über Nicaragua hinweg und vernichteten auch große Teile der Ernte von San Marcos. Viele aus der Jenaer Bürgerschaft folgten darauf einem Spendenaufruf. Mit den Mitteln konnte den 200 am stärksten betroffenen Familien schnell geholfen werden, unmittelbar durch Saatgut für Mais und Bohnen und mittelfristig durch ein vom Eine-Welt-Haus aufgelegtes, zweijähriges Saatgutprojekt, das im März 2021 startete. Dort werden die Bauern geschult, organischen Dünger und biologische Insektizide selbst herzustellen.

Neue Anbaumethoden gegen den Klimawandel
Außerdem werden neue Anbaumethoden und Saatgutvarianten getestet, die eine besser an den Klimawandel angepasste Nahrungsmittelproduktion ermöglichen sollen.
Nach einem Jahr sind die ersten Resultate vielversprechend. In der Testkeimung sind zwischen 92 und 98 Prozent der neuen Bohnensorte aufgegangen. Das macht Hoffnung. Nicht nur auf eine gute Ernte, sondern auch auf eine Partnerschaft, die weiterhin Früchte trägt.
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