In sechs Schritten zum kommunalen Klimaschutz
Was Städte und Gemeinde in dieser Hinsicht leisten können

Klimaschutz fängt vor Ort an: Wenn Deutschland die gesetzlich verankerten Ziele zur Senkung der CO2-Emissionen erreichen will, sind die Akteure auf kommunaler Ebene gefragt. In sechs Schritten kann jede Kommune ihren Beitrag leisten.
Das Nachhaltigkeitsbarometer, eine aktuelle Studie des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam, besagt, dass 90 Prozent der Deutschen hinter der Energiewende stehen, 80 Prozent betrachten diese als Gemeinschaftsaufgabe. Kommunen, die Klimaschutzmaßnahmen anpacken, nehmen die Wünsche ihrer Bürger also ernst.
Das Potenzial der 1101 Gemeinden in Baden-Württemberg ist enorm: Stadtentwicklung und Verkehrsplanung, Wärmeversorgung, kommunale Gebäude oder eine einschlägige Öffentlichkeitsarbeit bieten viele Ansatzpunkte. Gleichzeitig fühlen sich Privatleute und Betriebe durch kommunale Aktivitäten erfahrungsgemäß zu eigenem Handeln motiviert.
Das Kompetenzzentrum Kommunaler Klimaschutz hat sechs aufeinander aufbauende Maßnahmen identifiziert, die diesen Prozess unterstützen. Als Serviceeinrichtung der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) ist es Informationsquelle und zugleich Netzwerk für kommunale Verantwortliche.
1. Die regionale Energieagentur
Einen Überblick über Maßnahmen und Fördermöglichkeiten erhalten baden-württembergische Kommunen bei den Kompetenzzentren der KEA-BW sowie den regionalen
Energieagenturen. Diese mit Unterstützung des Landes in den meisten Stadt- und Landkreisen etablierten Einrichtungen bieten kostenfreie Initialberatungen für Gebäude-
besitzer, Unternehmen, kirchliche Einrichtungen, Vereine und Kommunen an.
2. Status-quo ermitteln
Mit dem frei verfügbaren Quick-Check des Kompetenz-zentrums Kommunaler Klimaschutz kann jede Stadt oder Gemeinde ihren Status-quo in Sachen Energie und Klimaschutz ermitteln und sie erhält Denkanstöße für geeignete Maßnahmen. Der Blick in den ebenfalls von der KEA-BW erstellten Statusbericht Kommunaler Klimaschutz verrät ihr in Verbindung mit einer kommunen-spezifischen Auswertung, wo sie im Vergleich zu anderen Gemeinden steht.
Eine erste fortschreibbare Energie- und CO2-Bilanz können Städte und Gemeinden dann mit Hilfe des kostenfrei verfügbaren Excel-Tools BICO2BW erstellen; dies wird für kleinere Kommunen sogar vom Land gefördert. Wer es danach genauer wissen möchte, beantragt über die Kommunalrichtlinie des Bundes eine Fokusberatung Klimaschutz. Hier helfen spezialisierte Beratungseinrichtungen beim Einstieg in den Klimaschutz im Rahmen von bis zu 20 Arbeitstagen.

3. Energiemanagement einführen
Jede Kommune sollte es als dauerhafte Aufgabe betrachten, ihre eigenen Liegenschaften so energiesparend und effizient wie möglich zu betreiben. Nach den Erfahrungen der KEA-BW kann jede Kommune ohne Investitionen mit einem systematischen Energie-Controlling, der Optimierung von Anlagen und ihrer Regelung, mit Hausmeisterschulungen und Nutzersensibilisierungen eine Senkung des Energieeinsatzes um mindestens zehn Prozent erreichen.
Für Gebäude können fundierte Sanierungsfahrpläne erstellt werden. Seit Anfang 2019 fördert der Bund das Energiemanagement über die Kommunalrichtlinie des Bundesumweltministeriums (BMU).
4. Klimaschutzkonzept erstellen
Nächster Schritt ist ein Klimaschutzkonzept, das die Ist-Situation erfasst, Maßnahmen beschreibt und dabei die in der Kommune geltenden Rahmenbedingungen berücksichtigt.
Die Kommunalrichtlinie fördert die Erstellung eines derartigen Konzepts und auch das dafür benötigte Personal mit bis zu 65 Prozent.
5. Maßnahmen umsetzen und Fördermöglichkeiten nutzen
Für Investitionen in Personal, Infrastruktur, Gebäude, Öffentlichkeitsarbeit und flankierende Maßnahmen können Kommunen eine Vielfalt von Förderprogrammen in Anspruch nehmen: Eine zentrale Rolle nimmt die Kommunalrichtlinie ein. Über sie kann zum Beispiel die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED bezuschusst werden.
Programme der KfW finanzieren unter anderem Energieeffizienzmaßnahmen an Gebäuden. Das BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) hat sich insbesondere die Förderung von Beratungsleistungen sowie der erneuerbaren Wärmeerzeugung auf die Fahnen geschrieben. Das Landesprogramm Klimaschutz-Plus des Umweltministeriums fördert beispielsweise ambitionierte energetische Sanierungen von Schulgebäuden oder Projekttage an Schulen.
6. Teilnahme am European Energy Award
Kommunen, die sich nachhaltig im Klimaschutz engagieren möchten, sollten am European Energy Award (eea) teilnehmen. Das europaweite Management- und Zertifizierungssystem ermöglicht eine systematische Bewertung der kommunalen Energie- und Klimaschutzaktivitäten. Ein Auditor bewertet alle vier Jahre die Ergebnisse; die erfolgreichen Kommunen erhalten eine Auszeichnung – so wie vor kurzem in Tübingen. Das Klimaschutz-Plus-Programm des Landes bezuschusst die Teilnahme an dem Wettbewerb, an dem sich zuletzt rund 120 Kreise, Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg beteiligten.
Klimaschutzpakt – für alle aktiven Kommunen
Ab dem ersten Schritt empfehlenswert: Der zwischen der Landesregierung und den kommunalen Landesverbänden vereinbarte Klimaschutzpakt stellt ein klares Commitment zum Klimaschutz dar. Kommunen, die dieser Selbstverpflichtung beitreten – dies sind inzwischen rund 250 im Land –profitieren zudem von erhöhten Förderquoten im Programm Klimaschutz-Plus.

Weitere Informationen:
Regionale Energieagenturen:
https://www.kea-bw.de/kommunaler-klimaschutz/regionale-energieagenturen
Quick-Check Kommunaler Klimaschutz:
https://www.kea-bw.de/kommunaler-klimaschutz/angebote/quick-check
KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH
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70176 Stuttgart