Als Beispiel zeigt ein 16.000-Quadratmeter-Grundstück in München, dass es in den vergangenen 100 Jahren unterschiedlich genutzt wurde. Zunächst als Kiesgrube, die später mit Erdaushub, Brand- und Bauschutt verfüllt wurde, dann von einem Brennstoffhändler und schließlich von einem Reifenhersteller mit Prüfstand und Labor. Aufgrund der Historie wurde die Liegenschaft im Altlastenkataster der Stadt als Verdachtsfläche geführt.

Der Eigentümer wollte das Grundstück neu bebauen und forderte bereits im Vorfeld eine präzise Kostenabschätzung für eine eventuelle Bodensanierung. Er entschied sich für eine innovative Methode, die Umweltexperten der TÜV SÜD Industrie Service bei Fällen dieser Art anwenden. Grundlage ist eine verdichtete Anzahl von Aufschlussbohrungen, um repräsentative, statistisch abgesicherte Daten und Informationen über die Bodenverhältnisse, Schadstoffverteilung und Aushubmassen zu erhalten. Auf dem Areal wurden insgesamt 64 Aufschlussbohrungen von bis zu elf Metern Tiefe abgeteuft. Jedes Bohrprofil lieferte den Sachverständigen ein detailliertes Bild des vertikalen Schichtaufbaus der verfüllten Kiesgrube. 150 Bodenproben wurden gründlich untersucht. Gefunden wurden zahlreiche Schadstoffe wie Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe, Mineralölkohlenwasserstoffe,
Schwermetalle sowie ein hoher Gehalt an organischem Kohlenstoff und erhöhte Sulfat-Werte. Grundwasser und Bodenluft waren nicht belastet.

Mit Hilfe eines engen Bohrrasters und einer ausreichenden Anzahl chemischer Analysen konnten die Sachverständigen nun mit hoher statistischer Sicherheit die zu erwartenden Kubaturen für die einzelnen Abfall- und Deponieklassen abschätzen. Auf Basis der Untersuchungsergebnisse wurden die Arbeitsabläufe detailliert geplant, um beim Aushub eine unbeabsichtigte Vermischung der verschieden belasteten Bodenbereiche zu vermeiden. Eine Vermischung der verschiedenen Fraktionen hätte zwangsläufig weit höhere Entsorgungskosten zur Folge gehabt, da mehr Bodenaushub in höhere Deponieklassen gefallen wäre.

 

Diese Abbildungen zeigen Bohrprofile, die von der Geländeoberkante (rechts oben im Bild) bis in eine Tiefe von etwa elf Metern reichen (links unten im Bild). Deutlich zu erkennen sind mehrere Meter umfassende Schichten, in denen Bauschutt (rot, grau) und/oder organische Verbrennungsrückstände (schwarz) zu erkennen sind. In der Tiefe geht die Schichtung in den anstehenden, natürlichen Boden über, der größtenteils aus Sand und Kies besteht (braun-grau).
Diese Abbildungen zeigen Bohrprofile, die von der Geländeoberkante (rechts oben im Bild) bis in eine Tiefe von etwa elf Metern reichen (links unten im Bild). Deutlich zu erkennen sind mehrere Meter umfassende Schichten, in denen Bauschutt (rot, grau) und/oder organische Verbrennungsrückstände (schwarz) zu erkennen sind. In der Tiefe geht die Schichtung in den anstehenden, natürlichen Boden über, der größtenteils aus Sand und Kies besteht (braun-grau).

Realistische Ergebnisse, hohe Einsparungen

Die Kalkulation durch TÜV SÜD noch vor Beginn der Bauarbeiten ergab Kosten von rund zehn Millionen Euro für die Entsorgung von rund 160.000 Tonnen belastetem Bodenaushub. Diese Prognose war äußerst präzise. Der Mehraufwand für die Untersuchungen im Vorfeld hat sich gelohnt. Durch die genaue Klassifizierung des Aushubs wurden Deponiekosten eingespart. Aufgrund der vollständigen und nachweislichen Beseitigung der Altlasten konnte der Eigentümer das Grundstück aus dem Altlastenkataster herausnehmen lassen. Dadurch ist der Wert des Grundstücks erheblich gestiegen. Der positive Nebeneffekt: Eine wertvolle landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzte Fläche im Umland wurde nicht verbraucht.

Dr. Peter Schenk und Hans-Joachim Betko

 

Gezeigt wird im Diagramm die prozentuale Verteilung der verschiedenen Belastungs- bzw. Deponieklassen im Auffüllungskörper nach Bayerischem Eckpunktepapier bzw. Deponieverordnung (DepV). Gänzlich unbelastetes Material ist kaum vorhanden. Rund ein Drittel des Auffüllungskörpers ist gering belastet. Ein weiteres Drittel fällt in die Deponieklasse DK I und das letzte Drittel ist stärker belastet, sodass Deponien für die Belastungsklassen II bis III für die Entsorgung gesucht werden mussten.
Gezeigt wird im Diagramm die prozentuale Verteilung der verschiedenen Belastungs- bzw. Deponieklassen im Auffüllungskörper nach Bayerischem Eckpunktepapier bzw. Deponieverordnung (DepV). Gänzlich unbelastetes Material ist kaum vorhanden. Rund ein Drittel des Auffüllungskörpers ist gering belastet. Ein weiteres Drittel fällt in die Deponieklasse DK I und das letzte Drittel ist stärker belastet, sodass Deponien für die Belastungsklassen II bis III für die Entsorgung gesucht werden mussten.

 

Die Leistungen von TÜV SÜD

Auf Grundlage der Bundesbodenschutzverordnung (BBodSchV) und der länderspezifischen abfallrechtlichen Regelungen sowie der planungsrechtlichen Vorgaben wurden folgende Arbeiten durch TÜV SÜD Sachverständige durchgeführt:

  • Abstimmung mit Fachbehörden und Planern
  • Erstellung eines Baugrund- und Gründungsgutachtens
  • Orientierendes und detailliertes Gebäudeschadstoffgutachten mit Kostenschätzung
  • Orientierende Altlastenerkundung mit historischer Luftbildauswertung
  • Detaillierte Altlastenerkundung mit Erstellung von Grundwassermessstellen und Bodengasmessungen
  • Theoretische abfalltechnische Einstufung des Auffüllmaterials im Bereich der Altablagerung
  • Kubaturberechnungen zum Auffüllungskörper und Mengenabschätzung zu den diversen Schadstoffklassen zuzüglich Kostenschätzung für die Entsorgung
  • Ausarbeitung eines SiGeKo-Plans mit SiGeKo-Überwachung (Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator)
  • Abnahme der Gründungssohle

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