Klimawandel: Starkregen in Deutschland
Radarbasierte Niederschlagsmessungen bieten neue Möglichkeiten

Extreme Niederschläge besitzen ein hohes Schadenspotenzial. Beobachtungen und Klimaprojektionen deuten darauf hin, dass sich das Klima in Deutschland ändert und sich damit auch die Charakteristik extremer Niederschlagsereignisse wandelt. Die Erfassung und Analyse von Niederschlägen in hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung ist daher von großer Wichtigkeit im Rahmen des vorbeugenden Hochwasserschutzes.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) betreibt in Deutschland ein flächendeckendes Radarmessnetz zur Überwachung der Atmosphäre. Die Systeme senden elektromagnetische Wellen aus und detektieren die von Niederschlagsteilchen reflektierte Strahlung, wodurch auf den aktuellen Niederschlag geschlossen werden kann. Die Daten werden sowohl für die Wetterbeobachtung und -vorhersage genutzt als auch für die klimatologische Analyse von Starkregen in Deutschland aufbereitet und ausgewertet.

Neue Daten in enger Taktung
Im Rahmen des Projekts „Radarklimatologie“ der Strategischen Behördenallianz „Anpassung an den Klimawandel“ aus DWD, BBK, BBSR, THW und UBA wurde eine hoch aufgelöste Niederschlagsklimatologie erstellt. Die reprozessierten RADKLIM-Daten liegen beginnend mit dem 1. Januar 2001 in stündlicher und fünfminütiger Auflösung vor und enthalten eine flächendeckende Niederschlagsinformation.
Dabei handelt es sich um radarbasierte Niederschlagsschätzungen, die unter Verwendung von Stationsdaten quantifiziert werden. Die RADKLIM-Daten bilden die Grundlage für den „Catalogue of Radar-based heavy Rainfall Events“ (CatRaRE), der im Rahmen der Projekte KlamEx (www.dwd.de/klamex) der Strategischen Behördenallianz sowie dem „Starkregenprojekt“ in Zusammenarbeit mit dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) entwickelt wurde.
Der Katalog listet alle extremen Niederschlagsereignisse seit 2001 auf. Diese sind über zusammenhängende, zeitlich und räumlich unabhängige Gebiete definiert, in denen die Niederschlagssummen einen festgelegten Schwellenwert überschreiten. Jedes Ereignis ist über spezifische Eigenschaften wie Fläche, Dauerstufe und Niederschlagsintensität charakterisiert und zusätzlich mit geografischen und demografischen Attributen des Ereignisortes verknüpft.

Die räumliche Verteilung extremer Niederschläge in Deutschland
Das räumliche Verteilungsmuster für Dauerregen ist deutlich von der Topografie geprägt. Dauerregenereignisse treten demnach bevorzugt in den Mittelgebirgsregionen sowie im Alpenraum auf. Dieser Zusammenhang ist für Starkregenereignisse kurzer Dauerstufen deutlich geringer ausgeprägt. Lediglich der Alpenraum weist eine überdurchschnittliche Häufigkeit an Ereignissen auf.
Das räumliche Muster ist aufgrund der noch kurzen Zeitreihe stark von Einzelereignissen geprägt. Es ist jedoch zu erkennen, dass Starkregen in den bisher betrachteten 20 Jahren in allen Regionen in Deutschland aufgetreten ist und somit überall eine potenzielle Gefährdung besteht.
Starkniederschlagereignisse im Verlauf der Jahre
Die jährlichen Ereignisanzahlen weisen starke Schwankungen auf. Trotz der in Erinnerung gebliebenen sommerlichen Dürre war 2018 aufgrund einer etwa zweiwöchigen konvektiv geprägten Wettersituation Ende Mai/Anfang Juni das Jahr mit der größten Anzahl an Ereignissen im betrachteten Zeitraum. Die meisten Starkniederschlagsereignisse treten im jahreszeitlichen Verlauf während des Sommerhalbjahres auf, wobei der höchste Wert in einem Monat bislang mit einer Anzahl von mehr als 800 im Juli 2006 verzeichnet wurde.

Weiterführende Informationen
Sowohl der RADKLIM-Datensatz als auch der Ereigniskatalog CatRaRE des DWD sind frei verfügbar und werden jährlich fortgeschrieben.
Informationen sind den Leistungssteckbriefen www.dwd.de/radklim und www.dwd.de/catrare zu entnehmen, wo auch der Link zu einer Online-GIS-Anwendung („Dashboard“) des Ereigniskatalogs zu finden ist. Die neuesten Ergebnisse der Fortschreibung werden in Form eines Bulletins publiziert, den Interessierte über www.dwd.de/radklim-rss abonnieren können.
Deutscher Wetterdienst
Frankfurter Straße 135
63067 Offenbach am Main
Email: info@dwd.de
Webseite: http://www.dwd.de