Innovative Ideen sollten gefunden und belohnt werden. Drei Finalisten präsentierten Ideen, die einfach zu verwirklich sind und dennoch verblüffen.

 

Urban Pergola kühlt heiße Städte

Zu den drei nominierten Projekten gehört die „Urban Pergola“, eine Idee, die von vier jungen Forschern der Hochschule Bremerhaven entwickelt wurde. Vorbegrünte Pflanzennetze sollen Städte in einen Großstadtdschungel verwandeln und dabei mehrere Probleme gleichzeitig lösen. Die Urban Pergola dient als Verschattungssystem, das der Aufheizung von Fassaden und Straßen entgegenwirkt und eine sofortige Kühlwirkung erzielt. Das ist wichtig, da in den wachsenden Städten Grünflächen verschwinden. Versiegelte Flächen und Fassaden entwickeln sich an heißen Sommertagen zu Hitzeinseln.

Vorreiter Freiburg: Begrünungen an Fassaden verhindern eine starke Aufheizung.
Vorreiter Freiburg: Begrünungen an Fassaden verhindern eine starke Aufheizung.

Die Pflanzennetze können an einem oder zwischen mehreren Gebäuden angebracht werden. So entstehen zusammenhängende Grünflächen im Stadtbild, ohne anderen Nutzungen den Platz wegzunehmen. Die hochrobusten Seile sind mit einer saugfähigen Beschichtung versehen, welche die Pflanzen vor Austrocknungen und Erfrierungen schützt und ihnen Halt bietet. Durch kleine Wasserflächen am Boden entsteht ein effektiver Kühlkreislauf, bei dem Wasser zuerst verdunstet und dann am Blätterdach kondensiert.

Die Pflanzennetze reinigen hierbei nicht nur die Luft und binden CO2 – sie bilden auch natürliche Brücken zwischen städtischen Biotopen. So können sich Insekten und andere Tiere sicher innerhalb der Stadt bewegen und begrünte Fassaden und Dächer erschließen. Die Urban Pergola soll als dauerhafte, fest verankerte oder abnehmbare Version auf Basis mobiler Pflanzkoffer erhältlich sein. Hierbei könnte sie derzeit praktizierte Urban Farming-Methoden sinnvoll ergänzen. Pilotprojekte könnten vor allem öffentliche Gebäude wie Schulen oder Museen sein. Auch für den privaten Gebrauch ist die Urban Pergola geeignet.

Flexibel einsetzbare Pflanzennetze können an einem oder zwischen mehreren Gebäuden angebracht werden.
Flexibel einsetzbare Pflanzennetze können an einem oder zwischen mehreren Gebäuden angebracht werden.

Die unabhängige Jury besteht aus 16 Vertreten aus verschiedenen Bundesverbänden, Naturschutzverbänden, Universitäten und der Industrie. Sie nominierten das Projekt, da in ihren Augen die Urban Pergola eine leicht umsetzbare, kostengünstige und flexible Lösung ist, um Städte nicht nur mithilfe von Begrünung zu verschönern, sondern gleich mehrere hochbrisante Probleme zu lösen. Mithilfe der Urban Pergola ließen sich Städte effektiv kühlen und die Artenvielfalt fördern, welche zunehmend in Mitleidenschaft gezogen wird. Auch eine verbesserte Luftqualität, eine Verringerung der CO2-Emissionen und die Produktion von Lebensmitteln im urbanen Raum würden so möglich. Die Jury würdigt die Idee der Urban Pergola daher mit einer Platzierung unter den Top 3 des Deutschen Nachhaltigkeitspreises Forschung.

Pflanzennetze und Wasserflächen sorgen für mehr Kühle zwischen städtischen Gebäuden.
Pflanzennetze und Wasserflächen sorgen für mehr Kühle zwischen städtischen Gebäuden.

Künstliche Intelligenz und urbane Bioökonomie

Auch die beiden anderen Finalisten, die aus den 80 Bewerbern von der Jury ausgewählt wurden, zeigen vielversprechende Lösungsmodelle für städtische Probleme.

Das Projekt Ioopsai, das von einem Team der Universität Bremen entwickelt wurde, präsentiert künstliche Intelligenz (KI), mit deren Hilfe wirtschaftlich sinnvolle Lösungen für Stoffkreisläufe entwickelt werden. Denn in Städten sammeln sich zahlreiche Roh- und Nährstoffe. Überreste von Tonnen von Lebensmitteln müssen aufwendig entsorgt werden. Viele potenzielle Stoffkreisläufe werden nicht erkannt. Mithilfe der intelligenten Software „loopsai – Künstliche Intelligenz natürlich integriert“ könnten betriebsübergreifend wirtschaftlich sinnvolle Lösungen für Stoffkreisläufe entwickelt werden.

 

Mit Lebensmittelabfällen beschäftigt sich auch der dritte Finalist, die Waste-to-Resource-Unit, die von fünf Forschern von unterschiedlichen Universitäten und Bereichen entwickelt wurde. Lebensmittelabfälle werden normalerweise kompostiert. Die „Waste-to-Resource-Unit“ soll die Umwandlung von organischen Reststoffen in hochwertige Rohstoffe ermöglichen. Die in Kantinen oder anderen Einrichtungen platzierte Bio-Raffinerie hygienisiert gemischte Lebensmittelabfälle und extrahiert einzelne Bestandteile wie Stickstoff- und Kohlenstoffverbindungen. Diese dienen zur Kultivierung gesundheitlich unbedenklicher und proteinreicher Mikroalgen im Inneren eines Bio-Reaktors, dem Herz der Bio-Raffinerie.

So sind Algen in weiten Teilen Asiens bereits fester Bestandteil einer pflanzenbasierten Ernährung. Je nach Zusammensetzung der Lebensmittelabfälle ist auch die Gewinnung von Pigmenten, Vitaminen, Antioxidantien mittels moderner Technologien für die Lebensmittelproduktion und darüber hinaus möglich. Die Jury begründete die Nominierung damit, dass auf diesem Weg eine hochwertige Verwertung von Nahrungsmittelresten möglich wäre.

Das Projekt „Ioopsai“, das von einem Team der Universität Bremen entwickelt wurde, präsentiert künstliche Intelligenz (KI), mit deren Hilfe wirtschaftlich sinnvolle Lösungen für Stoffkreisläufe entwickelt werden.
Das Projekt „Ioopsai“, das von einem Team der Universität Bremen entwickelt wurde, präsentiert künstliche Intelligenz (KI), mit deren Hilfe wirtschaftlich sinnvolle Lösungen für Stoffkreisläufe entwickelt werden.

Die drei Finalisten wurden im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitstages am 3. und 4. Dezember 2020 in Düsseldorf präsentiert.

Aber alle drei sind jedoch bereits Gewinner. Die drei Nominierten erhalten eine Förderberatung und ein professionelles Medientraining, damit sie ihre Ideen erfolgreich realisieren können. Außerdem können alle Nominierten das Siegel des Deutschen Nachhaltigkeitspreises nutzen und so ihren Erfolg sichtbar machen.

Der Name des Siegerprojekts wird auf der Internetseite www.nachhaltigkeitspreis.de/forschung veröffentlicht.

Der dritte Finalist beschäftigt sich mit der Weiterverwertung von Lebensmittelabfällen. Die „Waste-to-Resource-Unit“ soll die Umwandlung von organischen Reststoffen in hochwertige Rohstoffe ermöglichen. Die in Kantinen oder anderen Einrichtungen platzierte Bio-Raffinerie hygienisiert gemischte Lebensmittelabfälle und extrahiert einzelne Bestandteile wie Stickstoff- und Kohlenstoffverbindungen.
Der dritte Finalist beschäftigt sich mit der Weiterverwertung von Lebensmittelabfällen. Die „Waste-to-Resource-Unit“ soll die Umwandlung von organischen Reststoffen in hochwertige Rohstoffe ermöglichen. Die in Kantinen oder anderen Einrichtungen platzierte Bio-Raffinerie hygienisiert gemischte Lebensmittelabfälle und extrahiert einzelne Bestandteile wie Stickstoff- und Kohlenstoffverbindungen.

Alle nominierten Projekte des Nachhaltigkeitspreises:

www.nachhaltigkeitspreis.de/forschung/

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