„Made in Germany“ beschreibt mehr als tausend Worte
Ein Schriftzug mit historischer Wende gilt als Synonym für das deutsche Wirtschaftswunder

Jahrzehnte ist „Made in Germany“ ein markanter Beweis, wie Firmen mit Qualität das einst schlechte Image des Warenstempels auf den Kopf stellen. Unzählig groß ist die Anzahl derer, die in Deutschland Innovationen, Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen und gern und freiwillig mit „Made in Germany“ ihre Produkte bewerben. Auch drei beliebig ausgewählte kommunizieren so ihre Werteansprüche.
Zurück zum Ursprung. Die Engländer sollen es gewesen sein, die nach unseren Recherchen verärgert am 23. August 1887 ein Handelsmarkengesetz beschlossen haben. Es war die Zeit am Ende der Industrialisierung, in der Waren rege exportiert wurden. Im Königreich warf man skeptische Blicke auf Produkte aus dem Ausland, vor allem auch auf deutsche, die vermeintlich von minderwertiger Qualität waren.
Damit die eigenen Landsleute nicht getäuscht werden, musste unmissverständlich der Stempel des Herkunftslandes, beispielsweise mit „Made in Germany“, auf die Produkte gedrückt werden. Das abwertende Urteil bewirkte eine Qualitätsoffensive. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Signet „Made in Germany“ zum Qualitätsversprechen und gilt als Synonym für das Wirtschaftswunder Deutschland.

Für die einen gilt unverändert die Tradition...
Varta hat das Signet ganz traditionell übernommen. Bekannt für die Produktion von Mikro- und Haushaltsbatterien, kundenspezifischen Batterielösungen und als Initiator neuer Industriestandards setzt das Unternehmen seit über 130 Jahren als einziger deutscher Hersteller für Gerätebatterien auf den Standort Deutschland. Mit Produktionsstätten und Vertriebszentren sind Tochtergesellschaften in 75 Ländern unterwegs.
Vor Wochen machte der Batteriehersteller mit einer Grundsteinlegung für ein neues Gebäude von sich reden. Mit einer Produktionsfläche von mehr als 15.000 Quadratmetern schließt sich der Neubau direkt an ein bestehendes Gebäude in Nördlingen an.
„Hier entsteht in kürzester Zeit die modernste und weltweit einzigartige Lithium-Ionen-Batteriezellenfabrik für den großen Wachstumsmarkt der Wearables und des Internet of Things", informiert der Vorstandsvorsitzende Herbert Schein und betont, dass zukünftig Geschwindigkeit in Innovation und Umsetzung entscheidende Faktoren im internationalen Wettbewerb sein werden.
Neben der Entwicklung der neuen Generation kleinformatiger Zellen mit noch höherer Energiedichte plant der Konzern, seine Technologie künftig auch auf größere Formate zu übertragen. Für die Stärkung der Schlüsseltechnologie erhielt der Batteriehersteller 300 Millionen Euro an Fördermitteln von Bund und Ländern.

… andere signalisieren persönliche Attribute ...
Mit dem Konzept einer Manufaktur agiert seit 1977 mit 540 Mitarbeitern die Brunner GmbH, zu deren Geschäftsfeldern die Entwicklung, Produktion und Vermarktung von hochwertigen Stühlen, Tischen und Objektmöbeln gehören. Um das Augenmerk auf Qualität und Wertarbeit zu richten, erweitert das Familienunternehmen sein Qualitätssiegel auf „(Hand-)Made in Germany“ – und das im badischen Rheinau. Damit soll der hohe Anspruch an langlebige und strapazierfähige Produkte mit einwandfreier Optik betont werden.
„Diese Qualität braucht Kompetenz, Erfahrung, Herzblut und Gespür. Keine Maschine kann das ersetzen. Deshalb sind unsere Fertigungsprozesse jeweils eine Komposition aus der neuesten Technik und dem handwerklichen Geschick von qualifizierten Mitarbeitern. Ein weiteres Argument sind unsere langjährigen regionalen Partner. Sie liefern hochwertige Materialien und sind zum Teil auch in unsere Produktentwicklung eingebunden“, erläutert Geschäftsführer Marc Brunner die Standorttreue und den hohen Manufakturanteil.
Ein kleiner Einblick: In der Schreinerei werden Holzmöbel und sichtbare Holzelemente wie Sitzschalen, Gestelle, Rücken- oder Armlehnen von Hand gebeizt. Lediglich bei großen Holzelementen wird maschinell lackiert. Und mit geschickten Handgriffen rattern Mitarbeiter in der Polsterei an Nähmaschinen. Ihre Möbel gehen auch mit einem Exportanteil von 30 Prozent in die Welt hinaus.

… oder setzen wirkungsvoll auf den guten Namen
Tief im Schwarzwald steht seit 1901 das Geburtshaus eines Unternehmens, dessen Produkte den meisten schon am Morgen begegnen: Brausen, Armaturen und Duschsysteme von Hansgrohe. Heute sind hier Verwaltung, Ausstellungszentrum, Denkfabrik und ein Teil der Produktion beheimatet.
Von Schiltach aus agiert der Global Player weltweit mit 4700 Mitarbeitern auf allen Kontinenten. Allerdings werden zirka 70 Prozent der Produkte in Deutschland hergestellt.
Unter anderem produzieren im größten Werk in Offenburg zirka 1000 Mitarbeiter auch täglich bis zu 22.000 Brausen. Als international breit aufgestelltes Unternehmen gilt das Qualitätsverständnis über das Signet „Made by Hansgrohe“ für alle Produktionsstandorte. Es steht für „German Engineering“ und soll hohe Ansprüche an die Produktqualität kommunizieren, mit der sich Kunden auf sichere, stabile und nachhaltige Ware mit einer langen Lebensdauer verlassen können. Um das zu gewährleisten, überprüfen internationale Zertifizierungsstellen die Einhaltung einheitlicher Standards. Eine freiwillige Herstellergarantie von bis zu fünf Jahren soll das Qualitätsversprechen stärken. Stichwort Plagiate: Wer gute Produkte erfolgreich im Markt anbietet, wird gern kopiert.
Einst zeigten vor über 130 Jahren die Briten auf Deutschland und forderten den Schriftzug mit dem Herstellerland. An der Sache hat sich nichts geändert. Doch heute kämpft der Armaturenhersteller damit, dass sich Nachahmer nicht scheuen, auch Originalmarkennamen zu kopieren, und bittet deshalb seine Kunden, sich vom Fachhandel beraten zu lassen. Möglicherweise ist genau das in der heutigen Zeit ein besserer Garant für Originalprodukte. [sf]

Weitere Informationen zu den erwähnten Unternehmen:
Brunner GmbH: www.brunner-group.com
Hansgrohe SE: www.hansgrohe-group.com
VARTA AG: www.varta-ag.com/de

Verlag und Medienhaus Harald Schlecht
Auf dem Schildrain 8
78532 Tuttlingen