Bedeutet der Dreierverbund, dass ein ganzheitlicher Ansatz bei Power-to-Gas-Projekten verfolgt wird?

Jonas Klückers: Ja, Kunden sind oft dankbar, wenn alles aus einer Hand kommt. Die biologische Methanisierung ist das Geschäftsfeld der microbEnergy. Das bedeutet, wenn potenzielle Auftraggeber ein neues Projekt planen, kommen wir als erste ins Spiel. Wir betreuen die Kunden bis hin zur Machbarkeitsuntersuchung, einschließlich einer Wirtschaftlichkeitsrechnung. Kommt das Projekt in die Umsetzung, baut unser Schwesterunternehmen Schmack Biogas Service die Anlage, und zum Schluss kann unser Gashandelsunternehmen Bio-Energie Allendorf das produzierte erneuerbare Gas fachmännisch vermarkten, wenn Kunden das wünschen.

 

Power-to-Gas – seit wann sind in Deutschland diese Anlagen in Betrieb und bauen alle auf einer Technologie auf?

Robert Böhm: Ideen zur dringenden Energiewende zeigten deutlich, dass wir viele fluktuierende erneuerbare Energien haben werden, die es zu speichern gilt. Wir beschäftigen uns damit seit 2012, seit dem das Familienunternehmen Viessmann überzeugt war, dass solche Speicheranlagen ein wesentlicher Bestandteil des zukünftigen Energiesystems sein werden.

Die weltweit erste Demonstrationsanlage mit biologischer Methanisierung realisierten wir 2014. Ein Jahr später ging diese erste Anlage in Allendorf (Eder) in Betrieb. Aktuell sind wir in der Schweiz dabei, ein Vorzeigeprojekt zu bauen. Zur Technologie: Die Basis aller Anlagen ist die Herstellung von Wasserstoff über die Elektrolyse. In dem Bereich gibt es drei verschiedene Verfahren, die unterschiedliche Marktreife haben. Wenn man den Schritt dann weitergeht und den Wasserstoff weiterverwenden möchte, beispielsweise in Form von Methan, dann kommt das Verfahren der Methanisierung zur Anwendung – und wir sind Anbieter der biologischen Methanisierung.

Ging 2015 in Betrieb: die erste biologische Methanisierungsanlage der Viessmann Gruppe.
Ging 2015 in Betrieb: die erste biologische Methanisierungsanlage der Viessmann Gruppe.

Lässt sich Ihr Verfahren in kurzen Sätzen beschreiben?

Jonas Klückers: Grundsätzlich wird in den Anlagen mittels erneuerbaren Stroms Wasserstoff produziert. Mit unserem biologischen Verfahren „BiON“ wandeln wir das Gas Wasserstoff aus der Elektrolyse und Kohlendioxid in synthetisches Methan um.

Robert Böhm: Plakativ gesprochen, fressen winzige Mikroorganismen die Gase, also Wasserstoff und Kohlendioxid, und produzieren daraus Methan. Und das in Anlagentechnik, die von uns gebaut wird. Abhängig vom Standort oder der späteren Nutzung versuchen wir, eine optimale Anlagenintegration vorzunehmen, um das Verfahren gut in die Anlage der Kunden zu integrieren.

 

Welche Grundvoraussetzungen sollten für einen geeigneten Standort gegeben sein?

Robert Böhm: Auf unserer Internetseite bieten wir einen Online-Check an, mit dem ein Interessent das Potenzial für Power-to-Gas-Anlagen am vorgesehenen Standort vorab ermitteln kann. Ein Standort ist interessant, wenn er viel erneuerbaren Strom über längere Zeit zur Verfügung hat. Interessant sind benachbarte Müllkraftwerke, Wasserkraftanlagen, Windparks, also jede erneuerbare Energie, die zu hohen Betriebsstunden verfügbar ist.

Für unser Verfahren verwenden wir Kohlendioxid, das über das Methanisierungsverfahren genutzt wird. Nahe am Standort sollte eine Biogasanlage, eine Kläranlage oder eine Anlage stehen, die Synthesegase herstellt, die Kohlendioxid beinhalten. Ist diese Basis gegeben, können wir mit hohen Synergieeffekten eine Power-to-Gas-Anlage implementieren. Das produzierte Gas kann ins öffentliche Gasnetz eingespeist werden. Bei den Anlagen fällt Abwärme an und das Projekt wird noch attraktiver, wenn man die Möglichkeit hat, diese Wärme zu nutzen.

Aktuell bauen Sie – wie Sie es anfangs genannt haben – ein Vorzeigeobjekt mit dem Limmattaler Energieversorger Limeco in Dietikon in der Schweiz. Was ist das Besondere daran?

Jonas Klückers:  Bezogen auf die biologische Methanisierung ist es das weltweit größte Projekt. Dafür haben wir intensiv mit einem Schweizer Stadtwerkeverbund zusammengearbeitet. Anfangs gab es zehn potenzielle Standorte. Nach der Prüfung haben wir in der Tat einen Paradestandort gefunden, an dem sämtliche Vorteile der Technologie zur Geltung kommen. Einerseits steht nebenan ein Müllkraftwerk, das große Mengen erneuerbaren Strom produziert. Andererseits produziert am selben Standort eine Kläranlage Klärgas. Wir sind so in der Lage, den überschüssigen Strom zu verwerten, mit diesem Wasserstoff zu produzieren und mit dem Wasserstoff im Rahmen unserer Technologie das verfügbare Klärgas aufzubereiten und ins Erdgas einzuspeisen.

Hinzu kommt noch ein gutes Wärmekonzept, denn der Standort der Kläranlage benötigt viel Wärme, um Abwässer aufbereiten und klären zu können.

Beeindruckend war der Pragmatismus der Schweizer, die es für dringlich hielten, die Energiewende zu beschleunigen. Beispielgebend war der Dachverband Swisspower, der seine ursprünglich interessierten Mitglieder so motivieren konnte, dass sie sich verpflichteten, zukünftig das erneuerbare Gas zu definierten Preisen abzunehmen. Einerseits war das für jeden Einzelnen keine gigantische Summe, die aber andererseits gereicht hat, das Gesamtprojekt zu realisieren.

Visualisierung der im Bau befindlichen Power-to-Gas-Anlage im Schweizer Dietikon
Visualisierung der im Bau befindlichen Power-to-Gas-Anlage im Schweizer Dietikon

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