Messebauer – ein Job mit Aussicht
Absage der Fachmessen beschert andere Aufträge / Herausforderung waren Kreisimpfzentren

Die Veranstalter stecken in der Krise. Alles, was mit Präsenzereignissen verbunden ist, liegt wirtschaftlich am Boden. Alles? Ein Messebauer stimmt in das Klagelied einer ganzen Branche nicht ein. Er ist viel zu umtriebig, als dass ihn eine Pandemie aufhalten könnte.
In Tuttlingen gibt es einen Dienstleister, der üblicherweise Messeauftritte von Unternehmen aus aller Welt gestaltet. Messemöbel, Theken, Displays und neuerdings sogar Textiltechnik werden im Unternehmen von Michael Meihack selbst angefertigt. „Alles, was man nicht von der Stange bekommen kann“, sagt der Geschäftsführer selbstbewusst. „Ich finde immer eine Lösung“, so lautet seine Devise.
Was macht ein Messebauer? Wenn man Meihack fragt, dann ist die Antwort einfach: „alles.“ Und wenn keine Fachmessen stattfinden? Dann kann es vorkommen, dass er mit einem Teil seines jungen Teams von etwa 12 Mitarbeitern „morgens in einem Erotikshop und nachmittags im Kloster Beuron“ aktiv wird. Quasi nach der Absolution im Kloster haben viele Kirchen der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg Desinfektionsständer angefragt. Mehr als 900 Stück hat er geliefert, „und sie fallen nicht bei jedem Windstoß um, sondern stehen stabil“, betont er.

Kurz vor Weihnachten kam der Auftrag zum Aufbau von Kreisimpfzentren. „Das hat einen Riesenspaß gemacht, aber natürlich war Weihnachten im Eimer“, zieht er Bilanz. Denn es gab keine Vorlage für die Impfzentren. Am Beispiel von Ulm konnte er sich orientieren. In Tuttlingen wurde die Kreissporthalle ausgesucht und für Konstanz war er in der Stadthalle Singen aktiv. Die Kältetechnik lieferte das Land Baden-Württemberg. Viele Paletten mit Schutzkleidung, Desinfektionsmittel, Informationsmaterial oder Druckern müssen untergebracht werden. Da kann es auch passieren, dass der Messebauer plötzlich für Informationstechnik mit Netzwerkkabel und Serverschrank zuständig ist. Und wo bleibt der Notstrom? Der muss beim Technischen Hilfswerk angefordert werden. Haken dran.
Herausforderungen nimmt er sehr persönlich: als Anreiz, die Hürde unbedingt zu überspringen. Eine Großbäckerei will 38 Filialen mit Plexiglaswänden ausstatten. „Es war hilfreich, dass ich gute Beziehungen zu einem Plexiglaslieferanten habe und das Material am Samstag abholen konnte“, berichtet Meihack. So baut er auch bis zum Nachmittag einen Drive-In, von dem er am Montagmorgen erfährt, oder Equipment für einen Sitzungssaal für den Stadtrat unter Corona-Bedingungen. Bei Abtrennungen, die er für zehn Rathäuser, Taxis oder ein Ausflugschiff entwickelt hat, geht der Trend inzwischen zu Glaswänden.

Glücklich der Ort, der einen Messebauer hat. Denn das ist der Handwerker, den alle gerne nehmen. Wie sieht das Berufsbild aus? „Er muss Erfinder und Tüftler sein“, betont der Unternehmer, „weil Zufall und Notwendigkeit eine große Rolle spielen“. Mehr Zeit für Vorbereitungen möchte er eigentlich gar nicht haben, denn „dann zieht sich alles in die Länge“. Jetzt haben zwar die Schreiner mehr Zeit, aber dafür wird an den Stickmaschinen geübt, damit auch dieser neue Teil des Portfolios perfekt passt, wenn der Allrounder gebraucht wird. [ gd ]


MEIHACK Messebau GmbH
Take-off Gewerbepark 145
78579 Neuhausen ob Eck