Pro und Contra Plastiktüte – ein Statement von Dr. Oliver Möllenstädt
Das Verbot der Kunststofftragetasche ist reine Symbolpolitik

Die Bundesregierung beabsichtigt, mit einer Änderung des Verpackungsgesetzes Tragetaschen aus Kunststoff unter einer Wandstärke von 50 Mikrometern zu verbieten. Erlaubt bleiben die so genannten Hemdchenbeutel mit bis zu 15 Mikrometer Wandstärke. Das Verbot ist weder notwendig noch umweltpolitisch sinnvoll.
Der Verbrauch von Kunststofftragetaschen in Deutschland ging im letzten Jahr weiter deutlich zurück. Dazu hat auch die freiwillige Selbstverpflichtung des Handels mit dem Bundesumweltministerium beigetragen. Seit Inkrafttreten der Selbstverpflichtung sank der Verbrauch demnach von 5,6 Milliarden Kunststofftragetaschen im Jahr 2015 auf 1,9 Milliarden im Jahr 2018. Bei Kunststofftragetaschen mit einer Wandstärke von unter 50 Mikrometer betrug der Verbrauch pro Kopf im Jahr 2018 noch 20 Tüten, was der Hälfte der EU-Zielvorgabe für 2025 entspricht.
Behauptungen treffen nicht zu
Das Verbot der Kunststofftragetasche ist reine Symbolpolitik und wird mit einer Reihe umweltpolitischer Mythen beziehungsweise Fake News begründet. Erstens: Es wird behauptet, die Tragetasche aus Kunststoff aus dem Handel in Deutschland würde maßgeblich zur Verschmutzung der Weltmeere und zur Vermüllung der Landschaft beitragen. Beides ist objektiv nicht der Fall. Ein signifikanter Eintrag von Kunststofftragetaschen in die Umwelt ist in Deutschland nicht zu beobachten. Zweitens: Es wird behauptet, die Kunststofftragetasche sei ein typisches Einwegprodukt. Das ist nicht der Fall. Die Tragetasche aus Kunststoff ist ein typisches Mehrwegprodukt, das zum Transport von Einkäufen mehrmals verwendet werden kann. Das unterscheidet sie übrigens beispielsweise von der Variante aus Papier. Am Ende des Lebensweges wird die Tragetasche aus Kunststoff oftmals als Müllbeutel verwendet oder über die Wertstoffsammlung dem werkstofflichen Recycling zugeführt. Hersteller von Müllbeuteln melden steigende Verkaufszahlen, weil immer mehr Handelsunternehmen die Kunststofftragetasche aus den Regalen nehmen. Es wird behauptet, ein Verbot der Tragetasche aus Kunststoff verringere die Umweltbelastung. Das trifft nur dann zu, wenn Tragetaschen aus Alternativmaterialien wesentlich häufiger verwendet werden als die Kunststofftragetasche. Im Vergleich zu einer einmal verwendeten Tragetasche aus mindestens 80 Prozent Recyclingkunststoff müsste eine Papiertragetasche achtmal und ein Baumwollbeutel (ungewaschen) sogar 83-mal verwendet werden, um eine geringere Umweltbelastung zu erreichen.
Dr. Oliver Möllenstädt,
Hauptgeschäftsführer Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e. V. (GKV)
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Den Hauptartikel, alle Interviews und die übrigen Statements zum Thema „Pro und Contra Plastiktüte“ finden Sie unter folgenden Links:
>> Kommt das nun in die Tüte oder nicht? <<, Hauptartikel
>> Interview mit Kurator Frank Lang <<, vom Museum für Alltagskultur Waldenbuch zur Ausstellung „Adieu Plastiktüte“ (Landesmuseum Stuttgart)
>> Interview mit Dr. Regina Dube <<, Leiterin der Abteilung Wasserwirtschaft und Ressourcenschutz beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU)
>> Statement von Dr. Michael Jedelhauser <<, Referent für Kreislaufwirtschaft, NABU
>> Statement von Thomas Fischer <<, Leiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe e.V.
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