Raumluftreiniger als Gesundheitshelfer
Bewährung in der Praxis: Erfahrungsbericht eines Hausarztes

Wird die Luft in der Praxis wieder rein? Dieser Frage ging der Hausärzteverband Baden-Württemberg nach. Ein mobiler Raumluftreiniger zeigt in einer Corona-Schwerpunktpraxis in Pleidelsheim was er wirklich kann.
Die Überlegung, im Verband Empfehlungen für ein geringeres Infektionsrisiko für Patienten und Mitarbeiter in der Praxis zu geben, entstand im Juli vergangenen Jahres. Zwei Vorstandsmitglieder suchten nach Lösungen, wie die Virenlast in der zweiten Coronawelle statt durch unpraktikables Dauerlüften gesenkt werden kann. Mit Unterstützung seines Kollegen Dr. Manfred Eissler, zudem ein diplomierter Physiker mit profunden technischen Kenntnissen, beschloss Dr. Jürgen Herbers, einen Raumluftreiniger in seiner Corona-Schwerpunktpraxis zu testen.
Auf dem damals noch überschaubaren Markt war schnell ein nahegelegener Hersteller von Hochleistungsgeräten gefunden. „Wir hatten Gelegenheit, uns mit den Entwicklern im Round-Table-Gespräch intensiv über Grundbedingungen und Strömungsverhältnisse auszutauschen, um ein für unsere Ansprüche geeignetes Gerät für den Praxisalltag auszuwählen.“ Der Fokus der Mediziner lag auf der Filterleistung und dem Einsatz für typische Raumgrößen der Arztpraxen.

Zu den Forderungen gehörte auch, dass für Mitarbeiter und Patienten weder Geräusche, noch zugiges Empfinden oder gar Ausdünstungen spürbar sein sollten. „Bei den Filterleistungen mussten wir uns auf die Techniker verlassen. Ein Gutachten des Instituts für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik am KIT in Karlsruhe zu dem Gerät, damals eigentlich noch ein Prototyp, liegt uns vor. Wir selbst können die Wirksamkeit nicht messen.“
Grundvoraussetzung war auch ein eingebauter HEPA 14-Filter, der den größten Anteil der Aerosole, nämlich 99,995 Prozent, und damit auch Viren, Bakterien und Mikroorganismen sicher entfernen kann. Für den praktischen Test des Gerätes kam der Abstrichraum in Frage, in dem Teil der Praxis, wo die Virenlast und die Gefahr einer Infektion am höchsten sind. Aufgrund der Raumgröße von 15 Quadratmetern bei einer Deckenhöhe von zirka 2,50 Metern muss das Gerät nur mit 30 Prozent der Maximalleistung gefahren werden und läuft deshalb absolut geräuschlos. Und wie sieht es mit dem Versprechen aus: Aufstellen, Stecker rein und los gehts? Nach einem bisher fehler- und wartungsfreien Lauf zieht Jürgen Herbers eine positive Bilanz, denn die Handhabung sei äußerst einfach. Die Leistung werde einmal eingestellt. „Auf Empfehlung starten wir den Luftreiniger lediglich eine Stunde bevor die Patienten kommen, damit die Luft von den Aerosolen befreit wird. Das bedeutet, sie wird fünf Mal pro Stunde ausgetauscht. Nach Praxisende wird abgeschaltet. Das war alles. Wird ein Filterwechseln notwendig, meldet sich das Gerät selbst.“
Der Raumluftreiniger – Teil eines Hygienekonzeptes
Trotz aller Euphorie kann ein Raumluftreiniger nach Aussage des Arztes nur Teil des Hygienekonzepts sein: „Infektionen durch Niesen und Husten der Patienten bei einem Abstrich kann der Reiniger nicht verhindern. Wir tragen deshalb Visier und FFP2-Maske.“ Zusätzlich gehören Abstand halten, Hände desinfizieren und Mund-Nasenschutz für Patienten und Mitarbeiter zum Praxisalltag. Und wie schon früher üblich, muss hin und wieder gelüftet werden, denn nur so kann ausreichend Sauerstoffzufuhr auch gute Luftqualität gewährleisten. [ sf ]

Weitere Informationen
https://www.hausarzt-bw.de/Luftreiniger
Ein weiterer Beitrag zu diesem Thema auf dieser Internetseite:
Deutscher Hausärzteverband
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