Toleranz zeigt sich auch auf dem Friedhof
Heidelberg eröffnet erstes internationales Grabfeld für Menschen unterschiedlicher Kulturen

Als bundesweit erste Stadt hat Heidelberg einen „Erinnerungsgarten der Kulturen“ eröffnet – ein Gemeinschaftsgrabfeld mit Grabstätten für Menschen aus unterschiedlichen Ländern, Kulturen oder Religionen. Die Vielfalt spiegelt sich durch die Bepflanzung und Gestaltung des parkähnlichen Areals auf dem Bergfriedhof wider. Das außergewöhnliche Grabfeld gliedert sich unter dem Motto „Miteinander leben – miteinander gedenken“ in mitteleuropäische, orientalische, asiatische, mediterrane und alpine Bereiche. Baumbestattungsfelder und ein Bachlauf mit Quellstein fügen sich in die Anlage ein.
Das städtische Landschafts- und Forstamt hat das neue Grabthemenfeld in Kooperation mit der Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner in Karlsruhe geplant und gebaut. Oberbürgermeister Professor Dr. Eckart Würzner und Alfons Seiterle, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner eG, eröffneten die neue Anlage auf dem prominentesten und bedeutendsten Heidelberger Friedhof im Dezember 2018. „Für mich ist dieses neue Angebot ein weiteres sichtbares Zeichen für die Vielfalt unserer Stadtgesellschaft. Heidelberg ist weltoffen und tolerant“, betonte der Oberbürgermeister und führte weiter aus: „In den vergangenen Jahrzehnten haben durch die Zuwanderung viele Familien aus anderen Ländern und Kulturkreisen bei uns eine neue Heimat gefunden. Ihre Mentalität und Traditionen bereichern unser Alltagsleben, und sie zeigen sich auch auf den Friedhöfen. Mir gefällt sehr gut, was hier entstanden ist.“
Das Angebot zielt aber nicht nur auf Menschen aus anderen Ländern und Kulturen, die sich eine Grabstätte in Deutschland wünschen, anstatt sich in ihren früheren Heimatländern bestatten zu lassen. „Wir möchten auch die Menschen ansprechen, die besondere Vorlieben für bestimmte Länder haben, wie zum Beispiel diejenigen, die ihre Urlaube ihr Leben lang in Italien oder der Türkei verbracht haben“, erklärt Alfons Seiterle.

Pflegeaufwand für Angehörige entfällt
Eine weitere Besonderheit: Es handelt sich um sogenannte gärtnergepflegte Grabfelder. Die Stadt Heidelberg kooperiert dabei mit der Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner. Das heißt: Wer das Nutzungsrecht an einer der Grabstätten erwirbt, schließt zugleich eine Pflegevereinbarung für die Dauer der Ruhefrist beziehungsweise des Nutzungsrechts ab. Die Stadt trägt damit gesellschaftlichen Änderungen Rechnung, die zu einem Wandel der traditionellen Friedhofskultur geführt haben. Der Pflegeaufwand, der für viele Angehörige heutzutage belastend ist, entfällt dadurch. Damit richtet sich das neue Bestattungsangebot vor allem an die Menschen, die sich ein persönliches Grab in gepflegter Umgebung wünschen, sich aber beispielsweise alters-, gesundheits- oder berufsbedingt nicht um die Grabpflege kümmern können oder wollen.

Erd- und Urnengräber
Der Erinnerungsgarten der Kulturen bietet Platz für Erd- und Urnengräber, bei denen die Namen der Verstorbenen an vorhandenen Grabsteinen angebracht werden. Zusätzlich werden Urnenbeisetzungen unter der großen Fichte oder an einem Trockenbachlauf angeboten. Die einzelnen Grabstätten verschmelzen ohne Einfassungen dezent mit der Rahmenbepflanzung.

Unter Bambus oder Palmen
Die Idee zu dem internationalen Grabfeld hat die Friedhofsverwaltung Heidelberg bei der Landesgartenschau 2015 in Mühlacker aufgegriffen. Dort hatte die Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner ein ähnliches Modell geschaffen. Im Heidelberger Erinnerungsgarten gibt es auf etwa 2200 Quadratmetern ganz unterschiedliche Bereiche. Während im asiatischen Bereich beispielsweise Bambus, japanische Ahornsorten, Rhododendron und Azaleen gepflanzt wurden, gibt es im mediterranen Bereich winterharte Olivenbäume und Palmen. Der orientalische Bereich wendet sich unter anderem auch an Muslime, die nicht nach strengen religiösen Vorgaben leben und die Begräbnisregeln etwas lockerer auslegen. Dennoch sind die Gräber in diesem Bereich in Richtung Mekka ausgerichtet. Es gibt geschwungene Wege, die sich durch das Gräberfeld schlängeln, Sitzgelegenheiten sowie einen Pavillon, der für Lesungen oder kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann. Der Bergfriedhof ist mit rund 15 Hektar Fläche der größte Friedhof in Heidelberg und der näheren Umgebung. 1844 als „Neuer Friedhof an der Steige“ eröffnet, wurde er immer wieder erweitert, bis er im Jahr 1952 seine heutige Ausdehnung erreichte.
Über das internationale Grabfeld auf dem Heidelberger Bergfriedhof äußerte sich Wolfgang Becker, Betriebsleiter und Technischer Betriebsleiter der Friedhofsverwaltung Heidelberg, auch in >> diesem Interview << mit Kommunaltopinform.

Weitere Informationen unter:
https://www.heidelberg.de/hd/HD/Rathaus/Bergfriedhof+mit+Krematorium.html
Stadt Heidelberg
Weberstraße 7
69120 Heidelberg