Herr Waldorf, viele Insekten verenden an Straßenleuchten. Wissen Sie warum?

Künstliches Licht lockt Insekten an. Etwa 30 bis 40 Prozent der durch Straßenleuchten angezogenen Tiere sterben wenig später in Folge von Überhitzung, Dehydration oder Räuberei. Die Beleuchtung kann auch den natürlichen Lebensrhythmus nachtaktiver Spezies stören, etwa bei Nahrungssuche und Fortpflanzung.

 

Welche biologischen Faktoren sind dafür verantwortlich?

Insektenaugen haben eine andere spektrale Empfindlichkeit als das menschliche Auge. Sie nehmen Licht mit hohen blauen und ultravioletten Anteilen viel heller wahr als wir Menschen. Nachtfaltern etwa reicht das Licht von Mond und Sternen aus, um sich in der Dunkelheit zu orientieren. Es gibt auch Unterschiede zwischen Insektenfamilien: Das größte Helligkeitsempfinden nachtaktiver Insekten liegt außerhalb des für den Menschen sichtbaren Lichtspektrums im UV-Bereich und erstreckt sich bis in den Blau- und Grünbereich.

In den Abendstunden und bei Nacht sorgen an der Strandtreppe Mastleuchten für eine atmosphärische Beleuchtung der Anlage. Die Lichtverteilung ermöglichen Linsen, die mit ihrer asymmetrisch nach vorne gerichteten breiten Abstrahlung Stufen und Podeste gleichmäßig ausleuchten.
In den Abendstunden und bei Nacht sorgen an der Strandtreppe Mastleuchten für eine atmosphärische Beleuchtung der Anlage. Die Lichtverteilung ermöglichen Linsen, die mit ihrer asymmetrisch nach vorne gerichteten breiten Abstrahlung Stufen und Podeste gleichmäßig ausleuchten.

Wie wirken die verschiedenen Lichtquellen?

LEDs emittieren keine UV-Strahlung und haben insgesamt eine geringere Anlockwirkung auf Insekten als herkömmliche Leuchtmittel. Die neue bernsteinfarbene LED – Amber genannt – ist in Straßenleuchten der jüngsten Generation verbaut. Sie hat möglicherweise eine noch deutlich niedrigere Anziehung als andere LED-Lichtquellen. Wissenschaftliche Studien dazu stehen noch aus.

Die Helligkeit und spektrale Zusammensetzung des Lichts von Leuchtstofflampen und Quecksilberdampf-Hochdrucklampen nehmen nachtaktive Insekten deutlich stärker wahr als Menschen; das Licht von Natriumdampf-Hochdrucklampen ohne UV-Anteil erscheint ihnen dagegen dunkler. Denn Insekten sind nahezu unempfindlich gegenüber gelborangefarbenen und roten Spektralanteilen im Licht.

Nachtfalter und andere nachtaktive Fluginsekten werden wie magisch von Lichtquellen angezogen. Dabei sterben viele an Überhitzung, Dehydrierung, oder weil sie flinken Insektenjägern zum Opfer fallen.
Nachtfalter und andere nachtaktive Fluginsekten werden wie magisch von Lichtquellen angezogen. Dabei sterben viele an Überhitzung, Dehydrierung, oder weil sie flinken Insektenjägern zum Opfer fallen.

Ist Rot also besser als Blau?

Blaues Licht zieht allgemein Insekten stärker an als rötliches. Auch Menschen empfinden Beleuchtung als „kälter“, je höher der Blauanteil ist. Licht mit einem eher roten Spektrum wirkt warm und gemütlich. Dazu kommt noch ein weiterer Aspekt: Blaues Licht verteilt sich besonders stark in der Atmosphäre und hellt den Nachthimmel auf.

Die Lösung dieser Nachteile scheint einfach: der Einsatz von Licht mit einem möglichst roten Spektrum. Der Haken ist aber: je wärmer die Lichtfarbe, desto geringer die Energieeffizienz und umso höher der Stromverbrauch.

Heute können Beleuchtungsanlagen mit unterschiedlichen Lichtspektren ausgestattet werden, die Räume für Menschen angenehm gestalten und den natürlichen Rhythmus nachtaktiver Arten möglichst wenig stören.

LEDs erzeugen keine UV-Strahlung und haben dadurch eine geringere Anlockwirkung auf Insekten als herkömmliche Leuchtmittel.
LEDs erzeugen keine UV-Strahlung und haben dadurch eine geringere Anlockwirkung auf Insekten als herkömmliche Leuchtmittel.

Wäre Abschalten nicht der richtige Weg?

So einfach ist es nicht. Denn die Beleuchtung erhöht die Sicherheit im Straßenverkehr und das Sicherheitsgefühl der Menschen. Wir nutzen Licht auch zum Wohnen und Arbeiten, für Sport, Kultur und Freizeit. Menschen brauchen Licht – aber nicht immer in voller Leistung: Adaptive Beleuchtung erkennt über Sensoren, ob sich Fahrzeuge oder Personen nähern und kann in Zeiten ohne Verkehrsaufkommen – wo dennoch nötig – gedimmt werden.

Eine professionelle Lichtplanung ist die Grundlage für eine gute Beleuchtung. Sie baut auf der Analyse auf, welches Licht wird wo, wann und in welchem Maß benötigt. Gute Planung vermeidet unerwünschte Wirkungen wie Streulicht an Gebäuden oder Lichtimmissionen.

Planer beachten auch den Kontrast zur Umgebung, die Lichtpunkthöhe und den Abstrahlwinkel der Leuchte, der die sichtbare leuchtende Fläche bestimmt. Sie wählen dann geeignete Leuchten, die richtige Lichtverteilung, Lichtfarbe und Spektrum. Die Experten definieren zudem die Anlagengeometrie und entscheiden über Beleuchtungsniveau sowie Lichtsteuerung.

Warum sind Kontraste zwischen hell und dunkel so wichtig?

Laut Naturschutzbund Deutschland (Nabu) haben künstliche Lichtquellen an Siedlungsrändern, Stadtparks und außerhalb von Ortschaften – etwa in Gewerbegebieten oder an Schlossruinen – eine hohe Anziehungskraft

auf Insekten. Gerade bei frei stehenden Bauwerken, die weit sichtbar in den Abendhimmel ragen, gilt es, hohe Kontraste zwischen hell und dunkel zu vermeiden. An Objekten, die sich von der Umgebung abheben sollen, können Lichtexperten oft zunächst Probebeleuchtungen vor Ort durchführen. Die Gehäuse der Leuchten sollten zudem gegen das Eindringen von Spinnen und Insekten geschützt sein. Um Insekten vor dem Verbrennen zu schützen, darf die Oberflächentemperatur des Gehäuses 60 Grad Celsius nicht übersteigen. Der Wert lässt sich noch unterschreiten.

 

 

Welchen Anteil hat eigentlich die Straßenbeleuchtung an Lichtimmissionen?

Satellitenbilder zeigen, dass die Welt heller wird. Vor kurzem gab es überraschende Ergebnisse bei einer Untersuchung der US-amerikanischen Stadt Tucson: Nur etwa 20 Prozent des Lichts auf den Satellitenbildern stammen von Straßenleuchten. Allzu leicht wird also das Licht durch Werbung und Fassaden, aber auch von Sportplätzen und Werksgeländen unterschätzt.

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