„Wir werden vielleicht nur zehn Prozent des Bedarfs decken können“, sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Der Süden darf nicht gegenüber dem Norden benachteiligt werden.“ Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ergänzte, es sei zu spät, wenn der Süden erst 2030 an eine Wasserstoffpipeline angeschlossen werde. Von einer Pipeline aus kann das Gas direkt in Tankstellen fließen wie den Wasserstoffbusbetriebshof, der aktuell in Heidelberg entsteht.

In Bayern wollen die Landkreise München, Ebersberg und Landshut bis 2025 einen grünen Wasserstoffkreislauf in der Region aufbauen. Brennstoffzellenbusse werden im öffentlichen Personennahverkehr eingesetzt werden. Das Vorhaben ist Teil des seit 2019 bestehenden Projekts HyBayern.

„In Bayern haben wir sehr früh die Chancen der Wasserstoffmobilität für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors erkannt und deshalb ein eigenes Förderprogramm zum flächendeckenden Aufbau eines Wasserstofftankstellennetzes für Busse und Nutzfahrzeuge aufgelegt“, erklärte der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Im Oktober 2020 wurde ein Förderprogramm gestartet. Das Budget des im März 2022 gestarteten ersten Aufrufs umfasste zehn Millionen Euro. Es war deutlich zu niedrig, wie der jetzt veröffentlichte Zwischenstand des bayerischen Wirtschaftsministeriums erkennen lässt.

„Bisher wurden acht Förderanträge für Wasserstofftankstellen bewilligt“, gab Aiwanger bekannt. Sie ergänzen die derzeit knapp 20 Tankstellen im Freistaat. Aufgrund der hohen Resonanz wurden die Fördermittel von zehn auf 20 Millionen Euro aufgestockt. Einige Projekte befinden sich bereits im Bau. Landesweit sollen in den nächsten Jahren 100 Wasserstofftankstellen entstehen.

Wasserstoff und Strom gehören die Zukunft.
Wasserstoff und Strom gehören die Zukunft.

Mit Roadmap zum Wasserstoff

Auf die Nachfrage hat das bayerische Wirtschaftsministerium reagiert. Für diesen Teil der Aufrufe sind die Mittel verdoppelt worden. Insgesamt stehen aktuell 20 Millionen Euro zur Verfügung. Insgesamt wurden im Rahmen des Programms 50 Millionen Euro bereitgestellt. Seit 1. Februar erfolgt die Förderung in zeitlich begrenzten Förderaufrufen mit einer jeweils festgelegten Mittelausstattung, von der noch 20 Millionen Euro übrig sind. Nach Angaben der Autozeitung kostet eine Zapfsäule derzeit zwischen einer und 1,5 Millionen Euro.

Im April hat das Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B) eine Roadmap veröffentlicht, die auf Daten von 2021 beruht. Darin lautet die Vorgabe, dass die Zahl der Wasserstofftankstellen vor allem für Nutzfahrzeuge dringend steigen muss. Insbesondere der Einsatz von Wasserstoff im Personennahverkehr würde diese Technologie der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Shell, Total und H2Mobility planen weitere Tankstellen innerhalb einiger Forschungsprojekte. 500 Busse für den öffentlichen Nahverkehr und 500 Lkw sollen bis 2030 in Betrieb genommen werden.

Darunter ist die Tankstelle in Passau-Sperrwies, die „eine der leistungsstärksten Wasserstofftankstellen Europas“ werden soll und von der Bundesregierung gefördert wird. Dort sollen an zwei Säulen bis zehn mit Wasserstoff betriebene Lkw pro Stunde betankt werden. Somit können zwischen 25 und 40 Kilogramm Wasserstoff in zehn Minuten in den Tank fließen.

In Passau-Sperrwies entsteht in den kommenden Monaten eine der leistungsstärksten Wasserstofftankstellen Europas.
In Passau-Sperrwies entsteht in den kommenden Monaten eine der leistungsstärksten Wasserstofftankstellen Europas.

Klimaallianz im Südwesten

Im August haben Bayern und Baden-Württemberg eine Klimaallianz gebildet. Mit der Wasserstoffallianz wollen sich beide Bundesländer stärker vernetzen. In Baden-Württemberg wurde fast parallel ein Förderprogramm aufgelegt. Auch in „The Länd“ will man den Technologiestandort für Wasserstoff und Brennstoffzelle stärken. Geplant war 2021 ein Betrag im dreistelligen Millionenbereich. Die Wasserstoff-Roadmap existiert bereits seit 2020. Die erste öffentliche Wasserstofftankstelle in Baden-Württemberg wurde 2009 eröffnet. Von den aktuell 91 Tankstellen in Deutschland stehen 13 in Baden-Württemberg.

Die Wasserstofftankstellen will beispielsweise das Startup Nikola Motors nutzen, das mit Bosch kooperiert, um Brennstoffzellen für Lkw zu entwickeln. Für 2024 ist der Marktstart in Europa geplant. Für den europäischen Markt entwickelte Fahrzeughersteller Nikola Motors, der mit Iveco zusammenarbeitet, den Tre mit Batterieantrieb (BEV) oder Wasserstoffantrieb. Das dreiachsige Nutzfahrzeug verfügt über eine Lenknachlaufachse und eine neue Fahrerkabine mit verbesserter Aerodynamik. Bei einem Radstand von 3932 Millimetern fasst er 70 nutzbare Kilogramm Wasserstoff.

Der Anteil der E-Lastwagen, die ihren Strom mit einer Brennstoffzelle aus Wasserstoff gewinnen, dürfte laut der Unternehmensberatung PwC 2035 in Europa und China auf 15 Prozent der Neuzulassungen steigen. Sie verbrauchen mehr Energie, lassen sich aber schneller betanken, haben mehr Reichweite und sind auch nicht so schwer wie Batterielastwagen. Die Transformation werde der Lkw-Branche einiges abverlangen, aber sie eröffne gleichzeitig riesige Wachstumschancen, sagte Jörn Neuhausen, Ressortleiter Elektromobilität bei PwC Strategy & Deutschland.

Iveco wird in Ulm eine Wasserstofftankstelle bauen. Für das Projekt „HY-FIVE – Modellregion Grüner Wasserstoff Baden-Württemberg" erhielt das Projektkonsortium die Fördersumme von insgesamt 32 Millionen Euro. [ dlu ]

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