Wenn der Wald brennt
Vegetationsbrände: Häufigkeit und Intensität nehmen zu / Einzigartiges Projekt zwischen Frankfurter Feuerwehr und Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg

Angst und Verzweiflung beherrschen den Tag. „Die Luft ist voller Rauch und Asche, aber wir sind wohlauf“, so lautete eine Nachricht aus dem brennenden Katastrophengebiet rund um Los Angeles in die deutsche Heimat. Ganze Ortschaften sind in Kalifornien niedergebrannt. Was vermutlich als kleiner Vegetationsbrand begonnen hat, ist zum Flächenbrand allerhöchster Stärke angewachsen, hat etliche Menschenleben gekostet und Milliardenschäden verursacht. Die Katastrophe muss eine Warnung für alle sein. Wie haben sich Häufigkeit und Intensität von Vegetationsbränden in Deutschland in den vergangenen Jahren entwickelt?
Wenn die Feuer lodern, ist es zu spät. Waldbrände können sich blitzschnell ausbreiten, besonders bei trockenen und windigen Bedingungen. Dann ist das Verständnis des Brandverhaltens entscheidend für die effektive Bekämpfung. „Durch den Klimawandel erhöhen sich die Temperaturen auch in Deutschland. Bisher ist das vor allem an den Vegetationsbränden im Nordosten zu spüren“, berichtet Marie Fuchs, Projektmanagerin bei der Stadt Frankfurt. Der Klimawandel führt zu häufigeren und intensiveren Waldbränden. Deshalb sind Anpassungsstrategien notwendig, um den neuen Herausforderungen gerecht zu werden. „Auch forstliche Revierleitungen im Süden Deutschlands werden sich mit dem Thema beschäftigen müssen“, ergänzt die Projektmanagerin.
Die Zahl der extremen Feuer ist zwischen 2003 und 2023 um das Doppelte gestiegen. Die 20 stärksten Brände des jeweiligen Jahres gaben doppelt so viel Energie ab. Während 2023 mit deutschlandweit 1059 Bränden eher ein durchschnittliches Waldbrandjahr war, brannte es 2022 etwa doppelt so häufig (2397-mal).

Die Waldbrandgefahr steigt je nach Wetter, Topographie und Brennmaterial
In den Jahren 2018 und 2019 war eine deutliche Zunahme von Vegetationsbränden deutschlandweit zu verzeichnen, dann ging die Zahl wieder zurück. Welche Regionen sind in Deutschland besonders gefährdet? „In Ostdeutschland gibt es einen hohen Anteil an Kiefern“, schildert Fuchs die Situation. „Sie lassen Sonnenstrahlen durch und am Boden kann flächig Gras wachsen. Wenn es durch langanhaltenden Wassermangel und Hitze austrocknet, ist das eine gute Voraussetzung für das Feuer – praktisch ein Pulverfass.“ Hingegen sind die Fichten im Schwarzwald weniger durchlässig, aber sie sind durch die Trockenheit und den Borkenkäfer geschwächt und somit anfälliger. „Wetter, Topographie und Brennmaterial stehen in Korrelation zueinander, was die Waldbrandgefahr und das Vegetationsbrandverhalten angeht“, sagt Fuchs. Bisher war die Waldbrandgefahr in Baden-Württemberg und Bayern geringer als im Nordosten, wie aus der langjährigen Waldbrandstatistik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hervorgeht.
Die Kommune ist für die Bereitstellung einer Feuerwehr und die Bewirtschaftung ihrer Wälder zuständig, sofern sie Waldbesitzerin ist. zuständig. Für diese Zielgruppen gewinnt das Thema Vegetationsbrand erheblich an Relevanz. Um das Risiko zu minimieren, ist ein Paket von präventiven Maßnahmen erforderlich. Zu den technischen Präventionsmaßnahmen der Kommunen gehören beispielsweise die Schaffung von Waldbrandriegeln und die Entfernung von Totholz in besonders gefährdeten Bereichen.

Erfahrungsaustausch zwischen Berufsfeuerwehr in Frankfurt und Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg
Die Zusammenarbeit der Berufsfeuerwehr in Frankfurt am Main mit der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (Kreis Tübingen) mündet jetzt in eine Sammlung aktueller Erkenntnisse und Erfahrungen sowie wichtiger Grundlagen. 17 Module sind erarbeitet worden, die schrittweise zum Download bereitgestellt werden. Diese Sammlung ist bundesweit einzigartig. Das Projekt „FFFLab“, das 2025 startet, unterstützt zudem vier Jahre lang den Wissens- und Innovationstransfer zwischen Feuerwehr und Wald.
„Langfristig müssen auch in Deutschland Pläne zum Waldbrandmanagement erstellt werden“, betont Fuchs. Sie müssen auf drei Säulen stehen. Technische Mittel, Strategie und Zuständigkeiten müssen geklärt sein. „Das Land Baden-Württemberg hat bereits sechs Spezialfahrzeuge beschafft, die über alle Regierungsbezirke verteilt sind und bei Waldbränden eingesetzt werden können.“
Eine weitere wichtige Säule ist die Aus- und Weiterbildung von Feuerwehrangehörigen. Bisher gehörte es zur Grundausbildung nicht zwingend dazu, aber zur Brandbekämpfung ist das Wissen unerlässlich, wie sich das Feuer verhält und wo es am besten bekämpft werden kann. Dieses Wissen ist enorm wichtig für den technischen Einsatz wie auch für das Leben der Einsatzkräfte.
Immerhin ist der Wald in Deutschland enorm erschlossen. Das gute Wegenetz, das auch für schweres Gerät befahrbar ist, bietet einen großen Vorteil für die Feuerwehr, die zudem allgemein gut ausgebildet ist. „Deshalb haben wir noch keine riesigen Flächen verloren“, analysiert die Projektmanagerin die Lage.
Der Einsatz moderner Technik spielt unter anderem für die Früherkennung eine wichtige Rolle. Automatisierte Drohnen- und Satellitenüberwachung entdeckt Feuer in einem frühen Stadium, in dem die Eindämmung noch einfach ist. Netzwerke von energieautarken Sensoren können sich untereinander verständigen und Stoffe detektieren, die bei Entstehungsbränden freigesetzt werden, ohne dass bereits eine Rauchsäule erkennbar ist. Nach der Statistik des BMEL für 2023 sind fast 100 Prozent der Waldbrände von Menschen verursacht, davon knapp 15 aus Fahrlässigkeit. Spielende Kinder, Lagerfeuer und landwirtschaftliche Maschinen sind die Auslöser. Drei Viertel haben unbekannte Ursachen.
Entscheidend für den Erfolg der Prävention ist die Einbeziehung der Öffentlichkeit. Bei langanhaltender Trockenheit müssen Waldbesucher besonders aufpassen und wach-
sam sein, ergänzt Fuchs: „Das muss man immer wieder ansprechen.“ [ dlu ]

Grundlagen zur Verhütung und Bekämpfung von Waldbränden:
Die Wissenssammlung „Vegetationsbrände“ soll Mitarbeitenden von Feuerwehr, Forstwirtschaft und Wissenschaft helfen, zielgruppenspezifische Ausbildungsunterlagen zu erstellen und diese für die Fortbildung und Qualifizierung zu nutzen. Es bietet den Lehrenden von Feuerwehren, Hochschulen und Universitäten einen Einstieg in die Thematik und ermöglicht ihnen, auch Fragen zu beantworten, die über Standardlehrinhalte hinausgehen. Außerdem kann es als Nachschlagewerk dienen.
Die Ausarbeitung verfolgt zwei Ziele. Zum einen ergänzt sie die bestehende deutschsprachige Fachliteratur, wodurch die Hintergründe und Zusammenhänge rund um die Vegetationsbrandbekämpfung beleuchtet werden. Zum anderen werden die zentralen Informationen aus dem nationalen und internationalen Kontext zusammengeführt.
Das Nachschlagewerk umfasst 17 Module. So heterogen die Zielgruppe ist, so umfangreich ist auch die modular aufgebaute Ausarbeitung ausgefallen. Sie gliedert sich in die fünf Themenbereiche Brandverhalten, Technik, Brandbekämpfung, Forstwirtschaft und Grundlagen Feuerwehr.
www.vegetationsbraende.de

Weitere Informationen über:
Projektmanagerin Marie Fuchs, Feuerwehr- und Rettungsdienstakademie
Tel. +49 69 212 721153, E-Mail: marie.fuchs@stadt-frankfurt.de
Feuerwehr Frankfurt am Main
Feuerwehrstraße 1
60435 Frankfurt am Main
Email: info@vegetationsbraende.de
Webseite: https://www.vegetationsbraende.de
