Wie komme ich an Fördermittel?
Eine Stelle mit innovativem Charakter im Landkreis Gießen / Lisa Schneider bahnt Wege durch den Förderdschungel

Die Idee wurde während einer Bürgermeisterdienstversammlung geboren. Daraus ist eine interkommunale Zusammenarbeit zwischen sechzehn Kreiskommunen und der Kreisverwaltung entstanden. Ziel des Projekts ist die professionelle Unterstützung der Kommunen bei der Recherche nach und der Beantragung von Fördermitteln auf EU-, Bundes- und Landesebene sowie von Verbänden und Stiftungen.
Das Projekt ist auf die Dauer von fünf Jahren angesetzt und wird durch Fördermittelmanagerin Lisa Schneider geleitet. Die individuelle Beratung und Unterstützung der Kommunen sind ein wesentlicher Bestandteil des Projekts, denn die Reise durch die Landschaft der Fördermittel kann eine ordentliche Herausforderung sein.
Schon das Wissen um die Vielzahl der Förderprogramme ist nicht einfach zu erlangen. Hinzu kommt die Bewertung einer Richtlinie mit ihren Vorteilen und Herausforderungen. Die nächste Hürde ist die Antragsstellung.
„Die Darstellung einer Förderrichtlinie ist in der Regel sehr komplex“, berichtet die Fördermittelmanagerin.
Ausschlusskriterien können vielfältig sein, insbesondere vorherige Förderungen in ausgewählten anderen Programmen werden häufig als Ausschlusskriterium definiert.
„Zudem sind die Fristen oft sehr knapp“, weist Schneider auf eine weitere Hürde hin. Wenn der Antrag innerhalb von sechs bis zwölf Wochen gestellt werden muss, dann ist eine Kommune ordentlich gefordert.

Recherche und Vergleich
Der Ablauf in dem Projekt „Fördermittelmanagement“ sieht üblicherweise folgendermaßen aus: Eine projektbeteiligte Kommune nimmt Kontakt mit Schneider auf und schildert ihr Vorhaben. Die Fördermittelmanagerin recherchiert im Anschluss sämtliche in Betracht kommenden Förderprogramme und stellt diese in einer Übersicht zusammen. Auch für Rückfragen oder spezifische Anliegen wie eine mögliche Kumulierung von Förderungen oder im Kontext der Antragsstellung steht Schneider den Kommunen mit ihrer Expertise zur Verfügung. Schließlich übernimmt Schneider auf Wunsch auch den Check des Antrags auf Vollständigkeit oder bei bestimmten Formulierungen.
Die interkommunale Zusammenarbeit fußt auf dem Solidaritätsprinzip: „Die gegenseitige Unterstützung und der interkommunale Austausch sind zentraler Bestandteil unserer Zusammenarbeit“, erläutert Schneider. Die Kommunen profitieren somit in doppeltem Maße – einerseits durch eine kompetente Fachstelle im Landkreis sowie andererseits durch den Dialog und die Zusammenarbeit mit den anderen Kommunen. Gegenwärtig sind für die Kommunen vor allem die Themen „Bauen und Stadtentwicklung“, „Klimaschutz und Umwelt“ sowie „Digitalisierung und Daten“ von besonderer Relevanz.

Fördermittel-Kompass zeigt alle wichtigen Informationen
Die Einbeziehung aller Akteure seit Beginn des Projekts ist elementar für sein Gelingen. Somit wird ein passgenauer Service ermöglicht. Bereits nach wenigen Wochen etablierte Schneider den so genannten Fördermittel-Kompass und trug somit den Wünschen der Kommunen hinsichtlich eines ressourcenschonenden Umgangs mit Förderrichtlinien Rechnung. Der Fördermittel-Kompass stellt eine kompakte Übersicht der relevanten Informationen einer Förderrichtlinie auf einer DIN-A4-Seite dar. „Der Kompass wird ausgesprochen positiv angenommen“, erzählt sie.
Zudem haben „Kommunen und Mitarbeiter in der Verwaltung eher Hemmungen, den Kontakt zu Fördergebern oder gar zum Ministerium direkt zu suchen“, sagt Schneider. „Dafür ist eine Schnittstelle hilfreich.“ Die Netzwerke zum interkommunalen Fördermittelmanagement werden gesponnen – und sie wachsen bundesweit. „Das Bewusstsein darüber, dass der Austausch sehr gewinnbringend ist, wächst“, zieht Schneider ein Fazit. Im Landkreis Viöl in Nordfriesland beispielsweise ist mit einer interkommunalen Förder-Scouting-Plattform eine andere innovative Lösung entwickelt worden. Im Landkreis Kassel arbeiten vier Kommunen zusammen und auch in Rheinland-Pfalz haben sich verschiedene Kreisverwaltungen zur Bearbeitung dieses Themas zusammengeschlossen.
Für diese Arbeit ist das Wissen aus vielen Fachbereichen wie Rechtswissenschaft, Finanzen, Controlling, Bau oder Inklusion wichtig. „Die Herausforderung steckt schon in der Förderbranche selbst“, ergänzt Schneider, die als NGO-Mitarbeiterin die ersten Berührungen mit dem Thema hatte und dann eine Weiterbildung zur Managerin für öffentliche Fördermittel und für agiles Management absolvierte.
Die Städte und Gemeinden freuen sich über das Engagement. Die einzelne Kommune wäre personell und fachlich mit der Fülle an Förderprogrammen überfordert, heißt es aus den Reihen der Bürgermeister. Schließlich gilt es, aus mehr als 14.500 Programmen bundesweit das jeweils exakt Passende zu finden und zu begleiten. Fördermittelmanagerin Schneider hat schon einen weiteren Schritt für die Kommunen unternommen. Sie hat eine digitale Kollaborationsplattform gestartet. Dort werden alle Informationen abgelegt oder Veranstaltungen angekündigt. So kann dem Wissensverlust, der durch Rente oder Pension von Mitarbeitern zunehmend droht, auch ein wenig entgegengewirkt werden. [ dlu ]

Weitere Informationen:
Kontakt mit Fördermittelmanagerin Lisa Schneider:
foerdermittelmanagement@lkgi.de
